Interessengemeinschaft gegründet: „Das Eisstadion ist superwichtig“

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Wer wird es künftig betreiben? Die Zukunft des Peißenberger Eisstadions ist ungewiss. © ANDREAS MAYR

Der TSV Peißenberg wird sein Eisstadion ab 1. April 2025 aus finanziellen Gründen bekanntlich nicht mehr selbst betreiben. Das muss aber noch nicht das Ende für die Sportstätte bedeuten. Eine Interessensgemeinschaft will ein Konzept für einen Weiterbetrieb erarbeiten. Noch in diesem Jahr soll eine endgültige Entscheidung über die Zukunft der Eishalle fallen.

Magnus Berchtold ist einer von drei Vorständen einer Aktiengesellschaft, die Steuersoftware für Kryptoinvestoren entwickelt. Der 34-Jährige kann sich also über mangelnde Beschäftigung nicht beklagen. Doch momentan bestimmt Berchtolds Alltag ein anderes, nicht berufliches Thema. Ende Oktober hat er eine Petition zum Erhalt der Eishalle gestartet (inzwischen 7500 Unterstützer) und die Interessensgemeinschaft „IG Eishalle“ ins Leben gerufen. Intention war es, der Eishockeyszene nach dem TSV-Beschluss zum Ausstieg aus dem Eishallenbetrieb eine Perspektive zu geben und unmittelbare Abwanderungen von Nachwuchsspielern und Hobbyteams zu anderen Vereinen beziehungsweise Eishallenstandorten zu verhindern.

„Das ist für mich gerade fast ein Fulltime-Job“, erzählt Berchtold über sein Engagement. Doch die Sache ist es ihm wert: „Das Eisstadion ist superwichtig für Peißenberg“, sagt Berchtold: „Es ist ein Alleinstellungsmerkmal, das uns von anderen Orten abhebt.“

Berchtold, der selbst in einer Hobbymannschaft Eishockey gespielt hat, aber nach eigenem Bekunden nicht aus dem direkten Eishockeyumfeld stammt, hat sich in sozialen Medien klar und deutlich zur Thematik positioniert. Mit dem Hauptverein des TSV Peißenberg ging er bei seinen Posts mitunter nicht zimperlich um. Berchtold ist inzwischen um Entspannung bemüht. Es ist aber kein Geheimnis, dass er die Finanzplanung des TSV anzweifelt.

Konzept für den Weiterbetrieb entwickelt

Es könne nicht sein, so betont er, dass eine solche Sportstätte wegen letztlich 20 000 Euro Differenz geschlossen werde. Was Berchtold damit meint? Der TSV hatte von seiner Eishockey-Sparte (Miners) einen jährlichen Fixbetrag von 100 000 Euro als Beitragszahlung für die Nutzung der Eishalle gefordert. Die Miners konnten aber nur vage ein Volumen von 80 000 Euro zusagen.

Berchtold und die IG-Mitstreiter wollen nun bis Ende des Jahres ein Konzept für den Weiterbetrieb entwickeln – losgelöst vom Halleneigentümer, dem TSV Peißenberg. Aber wer steckt hinter der „IG Eishalle“? Laut Berchtold sind an der IG aktuell 25 Leute beteiligt, darunter Bauplaner, Handwerker, Juristen, Betriebswirtschaftler und die Stadionverwaltung, die organisatorisch eigentlich dem TSV unterstellt ist. Die IG hat vier Unterarbeitsgruppen gebildet, nämlich die „AG Kabinenbau“, die „AG Eishalle“ (u.a. Betriebskosten), die „AG Rechtsform“ und die „AG Förderung und Finanzen“.

Laut Berchtold soll der Eisstadionbetrieb weiterhin finanziell und kalkulatorisch getrennt von den Miners laufen. Klar sei, dass für die Miners nach der Loslösung vom TSV ein eigener Verein gegründet werden müsse. Zum Hintergrund: In der Bayernliga dürfen keine Gesellschaften (zum Beispiel eine GmbH) antreten. Wie die Rechtsform für den Stadionbetrieb aussehen soll, ist laut Berchtold noch nicht abschließend geklärt. Es muss abgewogen werden: Eine Kapitalgesellschaft wäre zum Beispiel für Investoren geeigneter, ein Betreiberverein aus förder㈠technischer Sicht besser.

Sparen bei der Energie

Letztlich aber hat nach wie vor der TSV das letzte Wort. Der zuständige Hauptverein will nur ein Betreiberrecht einräumen, die Halle jedoch nicht veräußern. Sollte die Eishalle auch unter einem neuen Betreiberkonstrukt finanziell nicht stemmbar sein, pocht der TSV hinsichtlich der Nutzung auf ein Rückfallrecht. Laut dem Erbpachtvertrag mit der Gemeinde kann der TSV mit seinen aktuell rund 2500 Mitgliedern das Stadion nämlich auch als Lokalität für andere Sportarten nutzen.

Aber Berchtold glaubt an eine Zukunft für das Eisstadion. Er will die Thematik „komplett ideologiefrei betrachten und prüfen“. Natürlich könne es sein, dass man zu dem Ergebnis komme, dass die Eishalle nicht zu finanzieren sei. Eine Entscheidung darüber solle noch in diesem Jahr getroffen werden. Doch Berchtold sieht Potenzial für eine „tragfähige Lösung“. Die Betriebskosten können seiner Meinung nach finanziert werden. Auch müsse der tatsächliche Investitionsbedarf eruiert und mit validen Kostenkalkulationen hinterlegt werden. Vor allem im energetischen Bereich sieht Berchtold viel Einsparmöglichkeiten. Der Hauptkostentreiber sei derzeit der Stromverbrauch: „Das ist eigentlich eine perfekte Ausgangslage, weil daran kann man viel ändern“, sagt Berchtold unter anderem mit Hinweis auf die Solaranlage auf dem Eishallendach, deren Betreibervertrag bald ausläuft.

„Werden es nur gemeinsam schaffen“

Ausgehend vom Investitionsbedarf, so Berchtold, wolle die IG eine Finanzierungsstrategie aufstellen. Dann müsse mit potenziellen Geldgebern wie Banken gesprochen werden. Auch kommunale Subventionen schließt Berchtold, der kürzlich in die CSU eingetreten ist, nicht aus. Bislang half die Gemeinde inklusive Eismeisterkostenverrechnung mit einem jährlichen Zuschuss in Höhe von rund 90 000 Euro. Im Vergleich zu anderen Eishallenstandorten, so Berchthold, sei dieser Betrag im unteren Bereich. Auf alle Fälle brauche es in der Anfangsphase des neuen Konstrukts Überbrückungskapital. Er selbst respektive seine Aktiengesellschaft wird kein Geld zur Verfügung stellen: „In den nächsten Jahren kann ich es ausschließen, dass unser Unternehmen Sponsor oder Investor sein wird.“

Berchtold weiß, dass die IG allein „kein Heilsbringer“ sein wird. Er wünscht sich eine sachliche und nicht von Emotionen getragene Debatte. Er könne den TSV und dessen Beweggründe verstehen. Nun gelte es aber, die Kräfte zu bündeln: „Mein Wunsch ist, dass es 2030 noch ein Eisstadion gibt und es Peißenberg geschafft hat, in der Angelegenheit zusammenzuarbeiten. Wir werden es nur gemeinsam schaffen.“ 

Container als Umkleidekabinen?

Für den Fall, dass das Eisstadion tatsächlich weiterbetrieben wird, ist die wesentliche Frage zu klären, wo sich die Sportler in der nächsten Saison umziehen sollen. In dem alten Kabinentrakt jedenfalls nicht mehr. Der Anbau am „Rigi-Rutsch‘n“-Betriebsgebäude wird mit Beendigung der laufenden Saison abgerissen. Wie bereits berichtet, wird Platz für die Erweiterung des ambulanten Therapiezentrums benötigt. Wenn nicht mehr der TSV, sondern ein anderer Betreiber für das Eisstadion auftreten sollte, dann müsste selbiger auch einen neuen Kabinentrakt planen.

Dem Vernehmen nach ist diesbezüglich eine Kooperation mit dem „Frohsinn 2000“ im Gespräch. Der Faschingsverein ist bekanntlich auf der Suche nach einem Vereinsheim respektive einer Trainingsstätte. Doch ein Neubau mit Mehrfachnutzung auf dem ehemaligen Rollschuhplatz wäre zeitlich nicht bis zum Start der Eisstadionsaison 2025/2026 zu stemmen. Als temporäre Lösung wird deshalb von der Interessensgemeinschaft „IG Eishalle“ ein provisorischer Containerbau ins Visier genommen.

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