Hunderte demonstrieren für den Erhalt des Eisstadions: „Werden nicht kampflos aufgeben“
Findet sich nicht bald eine Lösung für die Peißenberger Eissporthalle, gehen nach der aktuellen Saison in der Pestalozzistraße die Lichter aus. Der Nachwuchs-Förderverein der „Miners“ hatte deshalb am Mittwoch zu einer Demonstration vor die TSV-Geschäftsstelle geladen. Hunderte waren dem Aufruf gefolgt.
„Lauter, dass man es in Weilheim auch noch hört!“, plärrte Markus Träger von der „Local-Crew“, dem Fanclub der „Miners“, in sein Megafon. Das ließen sich die Ultras sowie Hunderte weitere Peißenberger nicht zweimal sagen: „Werdet zur Legende, kämpfen bis zum Ende, für die Eissporthalle, TSV“, hallte es wiederkehrend über den Moosleitenparkplatz. Ausgerüstet mit Schildern, Bannern, Trommeln und Kerzen marschierten die Demonstrierenden lautstark auf das Max-Biller-Haus zu, umrundeten es und formierten sich dann direkt vor der Geschäftsstelle des Hauptvereins.
Aufruf zu einer friedlichen Demonstration
Dutzende, in den Farben der „Miners“ beschriftete Schilder verkündeten: „Unsere Heimat, unsere Leidenschaft, unser Team, unser Eisstadion.“ „Wie viel ist euch unser Augenleuchten wert?“, hieß es derweil auf der Tafel, die ein junger Bub aus der Menge reckte.
Wie berichtet ist es der Eishockeysparte nicht gelungen, dem Hauptverein ein zufriedenstellendes finanzielles Konzept vorzulegen. Für den Erhalt der Eishalle müssten die „Miners“ in Zukunft jährlich 100 000 Euro locker machen. Da diese Summe von der Sparte aber nicht aufgebracht werden kann, hatte der Hauptverein verkündet, den Betrieb der Eissporthalle nach der laufenden Saison einzustellen.
„Wir werden nicht kampflos aufgeben“, versicherte Manuela Boos vom „Förderverein Eishockeynachwuchs“. Mit der Versammlung wolle man dem Hauptverein zeigen, dass man mit seiner Entscheidung nicht einverstanden ist, so Boos. Bei aller Emotion rief sie aber zu einer friedlichen Demonstration auf: „Wir tolerieren keine Gewalt!“
„Miners“ weithin bekannt für ihre Nachwuchsarbeit
„Peißenberg kennen viele nur durch das Eishockey“, sagte Boos. Bis weit über die Gemeindegrenzen hinaus seien die „Miners“ für ihre Nachwuchsarbeit bekannt. Selbst die Spiele der Junioren würden oft mehr Zuschauer in das Stadion locken als bei anderen Vereinen eine Partie der Senioren. Normalerweise sei er dazu da, Menschen zusammenzubringen, „aber aktuell trennt uns der Sport“, bedauerte sie und verlangte „ein Miteinander, kein Gegeneinander“: „Die Kinder müssen ihren Sport weitermachen können“, so die Forderung. Es brauche eine Lösung, mit der alle Beteiligten leben können.
Nach einiger Zeit trat Stefan Rießenberger vor die Demonstranten – und bekam direkt die ersten Pfiffe zu hören. „Ihr könnt mich zum Schluss auspfeifen“, kommentierte er die Reaktionen der „Miners“-Fans.
„Ich bin beeindruckt“, gestand der TSV-Präsident beim Anblick der Versammlung: „Das Reden fällt mir heute nicht leicht.“ Aus finanziellen Gründen sei der Weiterbetrieb der Eishalle durch den TSV künftig nicht mehr möglich, erklärte Rießenberger. Aber: „Wir wollen das Stadion nicht schließen.“ Wäre ihm die Eishalle „scheißegal“, dann hätte er nicht stundenlang persönlich auf dem Dach gestanden, Schnee heruntergeschaufelt oder sich einst für einen neuen Zamboni ausgesprochen. Dann richtete er sich an die neu-formierte Interessengemeinschaft: „Meldet‘s euch bei uns! Kommt‘s doch her!“ Bislang habe ihm noch niemand eine Idee oder ein Konzept zur Rettung der Eishalle vorgelegt. Dabei habe er schon „X-mal“ gesagt: „Wenn sich jemand findet, bekommt er das Stadion.“ Die Türen stünden „immer offen für alle“.
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Polizei mit Großaufgebot vor Ort
Schließlich verurteilte Rießenberger die persönlichen Angriffe, die derzeit gegen das Präsidium, vor allem aber gegen ihn selbst, geführt werden: „Dass ihr das Eisstadion retten wollt, ist absolut nachvollziehbar. Aber ihr richtet einen Menschen zugrunde“, gab er zu bedenken. Würde das Präsidium heute zurücktreten, so müssten laut Rießenberger innerhalb von 14 Tagen Nachfolger gefunden werden. Bleibt die Suche erfolglos, so drohe dem TSV Peißenberg letztlich nicht nur die Auflösung, es würde auch das Ende der Eishalle besiegeln. Der TSV-Präsident wünschte den Demonstranten daraufhin einen friedlichen Abend und verschwand sogleich in der Geschäftsstelle: „Möge alles so enden, wie es gewünscht wird“, lautete sein letzter Satz.
Dann geschah einige Zeit lang nichts. So mancher wollte sich gerade auf den Heimweg machen, da öffnete sich noch einmal die Tür der Geschäftsstelle. „Miners“-Vorsitzende Lisa Steidl ergriff das Wort: Mit „offenen Armen“ sei man vom Hauptverein empfangen worden, sagte sie. Das Präsidium wolle einem Weiterbetrieb der Eishalle „nicht im Weg stehen“ und sei offen für ein Gespräch mit der Interessengemeinschaft. Ziel sei es, „die Gemeinschaft zu nutzen“, um das Eisstadion doch noch vor der Schließung zu bewahren. Steidl betonte zudem, dass an der gegenwärtigen Situation keine Einzelpersonen schuld seien. Stefan Rießenberger stand gleich neben ihr: ein fast schon versöhnliches Bild.
