Kampfjet-Koalition gründet sich – nach Muster von Rheinmetalls Panzer-Plänen
Beim Treffen der G7-Außenminister in Neapel einigten sich Großbritannien, Italien und Japan auf eine schnellere Kampfjet-Produktion. Hierzu wollen sie eine trilaterale Organisation gründen.
Neapel – Nimmt die Kampfjet-Koalition langsam Formen an? Im süditalienischen Neapel kamen am Wochenende die Verteidigungsminister der G7-Staaten zusammen, unter ihnen auch Boris Pistorius (SPD). Im Fokus ihres Treffens standen internationale Krisenherde, allen voran der Nahostkonflikt und der Ukraine-Krieg. Das Treffen fand auf Initiative von Italien statt, das derzeit den G7-Vorsitz innehat und im Juni bereits den G7-Gipfel auf der Mittelmeerinsel Capri abhielt.
Am Rande der Gespräche trafen sich die Verteter Großbritanniens, Italiens und Japans noch einmal gesondert, um über gemeinsame Pläne der künftigen Kampfjet-Produktion zu beraten. Ein Ergebnis dessen ist ein neues gemeinsames Abkommen, mit dem die drei Staaten zur europäischen und internationalen Sicherheit beitragen wollen.
Kampfjet-Koalition im Aufbau: Großbritannien, Italien und Japan einigen sich in Neapel auf Konsortium
Großbritannien, Italien und Japan planen, den Bau der nächsten Kampfjet-Generation mit gegenseitiger Unterstützung voranzutreiben, wie unter anderem n-tv über die mögliche Kampfjet-Koalition meldete. Zu diesem Zweck wollen sie bis Jahresende eine trilaterale Regierungsorganisation gründen, die mit Kampfjet-Herstellern kooperieren soll.
Bestätigt wurde die Information zu den Kampfjet-Plänen n-tv zufolge von Japans Verteidigungsminister, Gen Nakatani. Nach dem Treffen mit seinem britischen und italienischen Amtskollegen, John Healey und Guido Crosetto, erklärte Nakatani, dass ein Gremium namens GCAP International Government Organization (Gigo) geschaffen werde. Dies werde sich fortan der Entwicklung der neuen Kampfjets und der Kontrolle ihrer Fortschritte widmen.

Kampfjet-Koalition nimmt Gestalt an – Verschiedene Unternehmen aus den drei Ländern beteiligt
Gigo wird seinen Hauptsitz in Großbritannien haben und soll von einem japanischen Vertreter geleitet werden. Zur Gründung des Projekts kommt ebenso ein zugehöriges Joint Venture.
„Wir sind auf einem guten Weg, um im kommenden Jahr den ersten Vertrag zu unterzeichnen“, sagte Nakatani. An dem gemeinsamen Kampfjet-Projekt sind mehrere Privatunternehmen aus den jeweiligen drei Staaten beteiligt. Zu ihnen gehören neben dem britischen Hersteller BAE Systems PLC auch Mitsubishi Heavy Industries aus Japan und der italienische Waffenproduzent Leonardo.
Vorbild für Kampfjet-Koalition: Rheinmetall kooperiert mit Italien-Waffenhersteller zu „neuem Schwergewicht“ im Panzerbau
Als kleines Vorbild könnte dafür auch ein anderes Rüstungsprojekt gedient haben. In der Vorwoche (15. Oktober) waren bereits Pläne bestätigt worden, denen zufolge sich Leonardo gemeinsam mit dem deutschen Rüstungskonzern Rheinmetall auf die Gründung eines Joint-Ventures geeinigt hat. Die neue Leonardo Rheinmetall Military Vehicles (LRMV) soll ihren Hauptsitz in Rom haben und über eine weitere Geschäftsstelle in La Spezia im norditalienischen Ligurien verfügen. Sowohl Rheinmetall als auch Leonardo sollen zu jeweils gleichen Anteilen am neuen Projekt beteiligt sein und mit dem neuen Panzer Panther KF51 das Wettrüsten in Europa auf eine neue Stufe heben.
Meine news
Gemeinsames Ziel der Rüstungskonzerne ist es, „einen neuen europäischen Nukleus für die Entwicklung und Produktion militärischer Gefechtsfahrzeuge in Europa“ zu bilden, wie aus einer betreffenden Pressemitteilung hervorgeht. Eine gemeinsame Absichtserklärung hierzu hatten die beiden europäischen Rüstungsriesen bereits im Juli in Rom unterzeichnet.
Armin Papperger, Vorstandsvorsitzender der Rheinmetall AG, sprach davon, damit „ein neues Schwergewicht im europäischen Panzerbau zu schaffen“. Als „bedeutenden Schritt in Richtung der Schaffung eines europäischen Verteidigungssystems“ bezeichnete auch Leonardo-CEO Roberto Cingolani den Zusammenschluss der Rüstungsriesen. Als erster Großauftrag winkt dem neuen Joint-Venture n-tv zufolge eine Bestellung der italienischen Armee in Höhe von rund 23 Milliarden Euro.
Kampfjet-Koalition ist auch das Ergebnis der wachsenden Bedrohung aus China, Russland und Nordkorea
Das Vorhaben einer Zusammenarbeit Großbritanniens, Italiens und Japans bei der Produktion von Kampfjets war dagegen schon 2022 bekannt geworden. Damals einigten sich die drei Staaten auf die gemeinsame Produktion eines neuen Kampfflugzeugs, das 2035 einsatzbereit sein soll.
Hintergrund war mitunter Besorgnis angesichts einer wachsenden Bedrohung durch China, Russland oder auch Nordkorea. Ein maßstabgetreues Modell eines neuen Kampfjets der GCAP war von den drei Staaten bereits bei der Internationalen Flugschau in Farnborough im Juli präsentiert worden.

Internationale Kampfjet-Koalition: Russlands Angriff im Ukraine-Krieg steht beim G-7-Treffe im Fokus
Die Aggression Russlands im Ukraine-Krieg war nun auch beim G7-Treffen in Neapel ein Hauptfokus der Gespräche. So warfen die Verteidigungsminister, unter ihnen auch Boris Pistorius (SPD), Wladimir Putin einen brutalen und illegalen groß angelegten Angriffskrieg auf die Ukraine vor. Mit Blick auf die wiederholten Warnungen aus Moskau vor dem Einsatz von Atomwaffen ist in der Abschlusserklärung des Treffens der Verteidigungsminister auch vom unverantwortlichem Gebrauch nuklearer Rhetorik die Rede gewesen, wie unter anderem der Deutschlandfunk am Samstag abseits der geplanten Kampfjet-Koalition vermeldete.
Besondere Sorge bereitete den G7-Verteidigungsministern aber auch die gegenwärtige Situation im Libanon, wie die ARD-Tagesschau ausgehend von Informationen Pistorius‘ berichtete. Dort kam es in den vergangenen Tagen wiederholt zu Angriffen auf Infrastruktur und mitunter auch UN-Truppen durch Streitkräfte Israels. Auch widersprachen die G7-Vertreter in Neapel der Forderung von Israels Premierminister Benjamin Netajahu, Soldaten aus dem Libanon abzuziehen. (fh)