„Nicht jeder hat den Luxus, eine Familie zu haben“: Jugendliche schenken Liebe an Heiligabend

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Planen und organisieren ein Weihnachtsessen am 24. Dezember für einsame Menschen: Mitglieder der katholischen Jugendgruppe „Youtreff Karlsfeld“ um Claudia Gärtner, Sheila Sadik, Valentina Pintur, ihre Mutter und eine der Leiterinnen des Youtreffs, Jadranka Pintur und deren Ehemann Daniel Pintur, Sophia Hauger, Luisa Jacorvangelo, Chiara Mereu und Freja Diplich (von links). Karlsfelder Familie verbringt Heiligabend mit Menschen, die einsam sind © hab

Nicht jeder kann Heiligabend bei seiner Familie sein. Der Youtreff, die Jugendgruppe aus dem Pfarrverband Karlsfeld, macht einsamen Menschen ein besonderes Geschenk.

Karlsfeld – Heiligabend. Jeder ist bei seiner Familie, fühlt sich geliebt, behütet, ins Herz geschlossen. Eine unerträgliche Vorstellung für all jene, die niemanden mehr haben. Doch Jugendliche aus Karlsfeld denken an diese Menschen. Damit vor allem Ältere an Weihnachten nicht alleine sind, macht die christliche Jugendgruppe einsamen Menschen aus dem Landkreis Dachau am 24. Dezember von 11 bis 15 Uhr ein liebevolles Geschenk: besinnliche Stunden in Gesellschaft.

Gemeinsames Weihnachtsessen für Menschen, die Heiligabend alleine sind

Schon im vergangenen Jahr bereitete der Youtreff ein Weihnachtsessen und eine kleiner Feier für einsame Menschen vor. Heuer wollen sie die Aktion fortführen mit einem festlichen Essen – es gibt Rouladen, Spätzle und Blaukraut sowie ein Dessert –, mit Weihnachtsliedern, eine Andacht und viel Zeit zum Ratschen und einfach gemütlich beisammen zu sitzen.

Es war sehr schön, die vielen glücklichen Gesichter zu sehen. Das hat mich selber auch glücklich gemacht.

Eine der 25 Jugendlichen des Youtreffs, die im vergangenen Jahr mithalf und es auch heuer tut, ist Valentina Pintur. „Es war sehr schön, die vielen glücklichen Gesichter zu sehen. Das hat mich selber auch glücklich gemacht“, sagt die 16-Jährige. Hilfsbereitschaft und Fürsorge liegen bei dem Teenager in der Familie. Denn auch ihre Eltern und ihre beiden Brüder haben beim Weihnachtsessen mitgeholfen und gestalten euch heuer das Fest mit.

Karlsfelder Familie verbringt 24. Dezember mit Menschen, die einsam sind

„Wir machen das als Team“, sagt Mutter Jadranka Pintur. Der christliche Glaube bedeutet der 41-Jährigen viel. Sie ist eine der Leiterinnen des Youtreff Karlsfeld und kümmert sich maßgeblich um das Kirchenkaffee. Beim Weihnachtsessen wie auch beim Youtreff ist jeder willkommen, egal ob katholisch, evangelisch oder überhaupt getauft, betont Jadranka Pintur mehrmals. „Genau darum geht es doch im christlichen Glauben. Wir sind für alle offen.“

Im vergangenen Jahr spielte sie an Heiligabend für einsame Menschen Weihnachtslieder auf dem Keyboard, ihr Mann Daniel Pintur half beim Abwasch, ihr elfjähriger Sohn Mateo-Drago trällerte Adventslieder, Tochter Valentina dekorierte dden Saal, und Sohn Marko bediente die zwölf älteren Damen, die der Einladung vergangenes Weihnachten gefolgt waren.

Das Angebot richtet sich vor allem an ältere Menschen und Obdachlose

In diesem Jahr haben sich elf Menschen angemeldet. Der Großteil sind Frauen. Doch auch drei Männer sind diesmal dabei, es handelt sich um Obdachlose, berichtet Ramona Mereu. Gemeinsam mit Jadranka Pintur leitet die 37-Jährige den Youtreff und organisiert die Aktion.

Ursprünglich war das Weihnachtsessen für Menschen ohne Wohnsitz gedacht, doch weil sich keine Menschen ohne Wohnsitz im vergangenen Jahr gemeldet haben, beschloss der Youtreff, alle Menschen einzuladen, die an Heiligabend alleine sind.

Als Christ ist es für mich wichtig, Nächstenliebe zu leben!

„Nicht jeder hat den Luxus, eine Familie zu haben“, sagt Marko Pintur. An Weihnachten für ein paar Stunden nicht zuhause zu sein, um für fremde Menschen zu kochen, sie mit selbstgebackenen Plätzchen zu verwöhnen, ist für den 18-Jährigen eine Selbstverständlichkeit. „Als Christ ist es für mich wichtig, Nächstenliebe zu leben. Durch meinen Glauben habe ich ein großes Herz.“

Mit den Gästen zu plaudern und ihnen zuzuhören ist für ihn eine Bereicherung. „Ältere Menschen haben eine ganze andere Sicht auf die Welt.“ Sich mit ihnen auszutauschen, von ihrer Lebenserfahrung zu hören, ist für den ausgebildeten Sozialpfleger „ein schönes Erlebnis“. „Von Älteren kann man immer etwas lernen“, meint seine Schwester Valentina. Solange sie die Möglichkeit hat, möchte sie für diese Menschen da sein, sagt sie.

Gerade an Heiligabend sollte niemand einsam sein!

Die anderen Jugendlichen, deren Familien beim Weihnachtsessen des Youtreff nicht dabei sind, bräuchten kein schlechtes Gewissen zu haben, wenn sie ihre eigenen Liebsten an Heiligabend alleine lassen, findet Valentina Pintur. „Das ist nicht so schlimm. Es sind ja nur ein paar Stunden tagsüber.“ Sie weiß, die Menschen, die am Weihnachtsessen teilnehmen, sind die ganze Zeit alleine. 365 Tage im Jahr. „Aber gerade an Heiligabend sollte niemand einsam sein.“

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