Rentner (88) randaliert auf Wertstoffhof – vor Gericht zeigt er sich uneinsichtig

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Ein renitenter Rentner randaliert auf dem Wertstoffhof in Karlsfeld und landet vor Gericht. © IMAGO

Ein 88-jähriger Karlsfelder hat im Mai auf dem Wertstoffhof randaliert. Nun musste sich der Rentner vor dem Amtsgericht Dachau verantworten. Einsicht zeigte er aber nicht.

Dachau – Der Besuch auf dem Wertstoffhof ist im Grunde keine große Sache und meist auch schnell und unkompliziert erledigt. Doch nur unter der Bedingung, die Regeln des Hofs zu achten sowie die Anweisungen des Personals zu befolgen. Diesen Forderungen widersetzte sich ein 88-Jähriger aus Karlsfeld jedoch vehement, was ihm eine Hauptverhandlung im Dachauer Amtsgericht bescherte.

Es war ein Tag im Mai, kurz nach 12 Uhr, als der Fahrer eines roten Mercedes’ eine „Handvoll Altpapier“ auf dem Recyclinghof Rothschwaige entsorgen wollte. Das Eingangstor war bereits geschlossen, die Mittagspause hatte kurz zuvor begonnen. Nur die Ausfahrt des Hofs war noch für die Kunden, die sich dort aufhielten, offen. Zwar machte ein Mitarbeiter den Rentner, der sich vor der Ausfahrt positioniert hatte, mehrmals auf ihre mittägliche Schließung aufmerksam und bat ihn, um 13 Uhr wieder zu kommen, doch das war für den Rentner keine Option.

Renitenter Rentner randaliert und landet vor Gericht

Dieser sei in der Vergangenheit öfter auf dem Wertstoffhof gewesen und habe bereits Probleme verursacht, Tonnen und Pylonen umgefahren, so der Mitarbeiter.

„Widerwillig“, wie der Mitarbeiter des Recyclinghofs am Amtsgericht aussagte, fuhr der Mann zurück, um den Kunden die Ausfahrt zu gewähren. Dann bretterte er „mit Vollgas rein“. „Ich bin zur Seite gehüpft“, so der Mitarbeiter, der am Tor stand. Eine Seite des zweiflügligen Tors war bereits zur Hälfte geschlossen, die Durchfahrt entgegen der Einbahnstraße verengt. Man habe „laut und deutlich gehört“, dass das Auto den Torpfosten dabei touchierte, meinte der Zuständige des Recyclinghofs. Das „muss man gemerkt haben“.

Auch auf Lackschäden und Schleifspuren am rechten hinteren Kotflügel hätte er den Fahrer aufmerksam gemacht. Jedoch ohne Erfolg. Beide Parteien scheiterten daran, die Polizei zu erreichen. Schließlich verlies der 88-Jährige den Unfallort, ohne sich um den von ihm angerichteten Schaden zu sorgen.

Einige Tage später suchte er den Recyclinghof erneut auf, um den Vorfall zu klären. Laut Zeugenaussage habe der Angeklagte den Mitarbeiter jedoch erneut beschimpft und schikaniert, weshalb dieser die Polizei verständigte.

Karlsfelder (88) gegen jede Vorschrift auf Wertstoffhof

Es folgte ein Hofverbot sowie ein Strafbefehl in Höhe von 750 Euro aufgrund gefährlicher Eingriffe in den Straßenverkehr. Doch der 88-jährige Angeklagte zeigte keinerlei Einsicht und erhub Einspruch. „So was habe ich mein Leben lang noch nicht erlebt“, meinte er am vergangenen Dienstag vor Gericht. Sein Verteidiger verwies auf das fortgeschrittene Alter des Beschuldigten, der „emotional reagiert“ habe und „recht temperamentvoll“ sei. „Ich habe keinen Schaden angerichtet“, so der Angeklagte überzeugt.

Demgegenüber steht die Beweislage der Polizei, deren Fotos die Schäden am Tor zeigten. Es hänge schief und habe Schwierigkeiten zu schließen. Der Mitarbeiter beschrieb zudem verbogene Scharniere sowie rote Lackspuren am Torpfosten. Richter Lorenz schloss daraus, dass es „zur Berührung gekommen sein muss“. Auch am Fahrzeug seien Schleifspuren und Abrieb „deutlich“ zu sehen. Aufgrund der hohen Lohnkosten beliefe sich der Schaden am Tor auf knapp über 1000 Euro. Der „Substanzschaden ist fast zu vernachlässigen“, so Lorenz.

„Ich sehe hier keine Einsicht“

Der Richter kritisierte die Haltung des Angeklagten. „Er versteht nicht, dass er was falsch gemacht hat.“ Doch wenn man Schaden anrichte, müsse man auch dazu stehen. Im Verlauf der Verhandlung gestand der 88-Jährige schließlich: „Ich habe einen Fehler gemacht.“ Doch die Staatsanwältin, ebenso der Richter, ließ sich davon nicht überzeugen. „Ich sehe hier keine echte Einsicht.“

Auch sein Verteidiger gab zu, sein Klient „wirkt renitent“. Letztlich nahm der 88-Jährige den Einspruch zurück, muss 750 Euro zahlen.

Julia Flaxl

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