Penzberger Stadtrat beschließt MVV-Beitritt 2025 – aber Tarifzone und Stadtbus-Trägerschaft noch offen
Die Stadt Penzberg fährt ab 2025 im MVV mit. Der Stadtrat stimmte dem Beitritt zum großen Münchner Tarifverbund einstimmig zu. Es gibt aber noch Verhandlungsbedarf – und für einen Stadtrat einen Teilerfolg in Sachen Zonen und Stadtbus-Trägerschaft.
Penzberg - Dass der Penzberger Stadtrat nach dem eindeutigen Votum des Bauausschusses dem Vorhaben Steine in den Weg legen würde, war nicht zu erwarten gewesen. Zu groß scheinen die Vorzüge des neuen ÖPNV-Partners. So war es denn auch in der jüngsten Sitzung des Lokalparlaments: Ohne Gegenstimme wurde der Beitritt der Kommune zum 1. Januar 2025 zum Münchner Verkehrsverbund (MVV) beschlossen. Der Landkreis tritt ebenfalls zum Anfang kommenden Jahres bei – die Stadt fasste den Beschluss, weil sie mit ihrem Stadtbus ein eigener öffentlicher Aufgabenträger ist
Einstimmig beschlossen: Penzberger Stadtrat votiert für MVV-Beitritt zum 1. Januar 2025
Die anwesenden MVV-Vertreter hatten in der jüngsten Stadtratssitzung nochmal für den Verbund geworben. Schon jetzt ist Penzberg mit der Kochelseebahn und zwei Buslinien aus Bad Tölz und Wolfratshausen im MVV-Gebiet. Ein Ticket, „gemeinsame Vertriebswege“ und „abgestimmte Fahrpläne“, listete Alfred Ismair, Projektleiter Verbunderweiterung, unter anderem als Vorzüge einer städtischen Mitgliedschaft auf.
Bei aller Zustimmung, es bleibt die Kritik an der Tarifzonen-Einteilung. Penzberg soll gemäß den Gesprächen zwischen MVV und Landkreis in Zone 6 rein. Was vor allem Armin Jabs (BfP) überhaupt nicht gefällt. Seit geraumer Zeit schon kämpft der Penzberger Stadtrat, auch im Kreistag, für die Zone 5/6. In dieser wären die Fahrten günstiger. Es könne nicht sein, dass sich dort Nachbarorte wie Bad Heilbrunn befinden – „obwohl wir näher an München sind“, wie Jabs erst unlängst im Verkehrsausschuss moniert hatte (Rundschau berichtete).

Laut Christoph Fleischmann, MVV-Bereichsleiter Tarif/Vertrieb, würde die Zone 5/6 den Penzberger Bürgern „eigentlich nichts bringen“. Gerade „Gelegenheitsfahrer“ müssten, wenn sie dann die Kochelseebahn in Richtung Tutzing nutzen, Zone 6 eh mitkaufen – weil der Zug ja durch Iffeldorf in dieser Zone fährt.
Zuschussbedarf bei Zone 5/6 von rund 68.000 Euro für Penzberg
Zudem käme auf die Stadt dann ein Zuschussbedarf in Höhe von rund 68.000 Euro für entgangene Ticketeinnahmen zu. Geld, dass der Landkreis zahlen soll, argumentierte Jabs mit Blick auf Kreisumlage und kreiseigene Krankenhaus GmbH: „Wir zahlen Millionen für Krankenhäuser, die wir nicht brauchen.“
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Am Ende verbuchte Jabs („Wir sollten mit dem Landkreis nochmal reden“) einen Teilerfolg: Im MVV-Beschluss hielt der Stadtrat einstimmig fest, dass mit dem Landratsamt über die Kostenübernahme für eine Zone 5/6 verhandelt wird. Außerdem soll mit der Nachbargemeinde Iffeldorf über deren Zonenwechsel gesprochen werden – was wegen dem dortigen Halt der Kochelseebahn nötig wäre.
Tarifzone und Stadtbus-Trägerschaft noch offen
Zudem soll die Aufgabenträgerschaft Penzbergs für seinen Stadtbus, der bislang über den RVO gebucht wird, geprüft werden. Jabs hatte angeregt, diese an den Landkreis zu übertragen, um sich so jährliche Kosten im sechsstelligen Bereich zu sparen – allein für heuer hatte das Ordnungsamt wegen der gestiegenen Personal- und Betriebskosten ein Defizit von rund 795.000 Euro angesetzt. Dass der Kreis bei einer Rückgabe aber das Penzberger Ortsnetz drastisch zusammenkürzt, befürchtet Jabs nicht, es brauche ja schließlich „eine Grundversorgung“.
Trägerrückgabe ist möglich - auch Garmisch-Partenkirchen und Murnau diskutieren so etwas
Die Träger-Rückgabe ist durchaus möglich, wie Christoph Fleischmann, MVV-Bereichsleiter Tarif/Vertrieb, den Penzberger Stadträten erklärte. Andere Kommunen würden das derzeit auch diskutieren – wie Garmisch-Partenkirchen und Murnau. Sollte es in Penzberg dazu kommen, sei jetzt ein „guter Zeitpunkt“ dafür, sagte MVV-Vertreter Ismair mit Blick auf den Beitritt Weilheim-Schongaus ebenfalls zum 1. Januar 2025. Doch die Zeit drängt. Wie Bürgermeister Stefan Korpan (CSU) ankündigte, werden nun die Kosten des Schritts samt der Vor- und Nachteile geprüft und möglichst schon in der nächsten Stadtratssitzung vorgelegt.
Bei aller Vorfreude auf den Tarifverbund: Der Stadtbus wird damit teurer. Wie berichtet, würde sich die Einzelfahrt für Erwachsene von bisher 1,60 Euro auf 1,90 Euro erhöhen; Die Tageskarte für Erwachsene würde von 2,80 auf 3,80 Euro klettern; für Kinder und Jugendliche (6 bis 15 Jahre) gar um 2 Euro auf 2,60 Euro. Auch die kostenlosen Schülerfahrten fallen weg, die Stadt könnte aber Zuschüsse zahlen. Laut Ordnungsamtschef Joachim Bodendieck hätten eh circa 150 Schüler Anspruch auf kostenfreie Fahrten, die Stadt müsste sie entsprechend mit Tickets versorgen. Was hochgerechnet 36.000 Euro im Jahr ausmachen würde.
Gratisfahrten für Senioren nach Führerscheinabgabe sieht der MVV nicht vor
Auch weitere Zuckerl wie Gratis-Seniorenfahrten bei Führerscheinabgabe sieht der MVV-Tarif nicht vor. Vor deren Wegfall warnte Ludwig Schmuck (CSU). Die Stadt könnte allerdings mit Streifenkarten einspringen, schlug MVV-Vertreter Fleischmann vor. Fix ist aber nichts: Weder bei den Schülern noch bei den Senioren fasste der Stadtrat einen Beschluss.
Übrigens: Die vom Landkreis ausgegebenen Ehrenamtskarten für besonders engagierte Mitbürger könnten als Fahrschein genutzt werden, wie Fleischmann auf Nachfrage von Adrian Leinweber (SPD) erklärte. Allerdings müsse da der Landkreis extra auf den MVV zukommen – was bislang nicht geschehen sei.
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