Penzberg und der MVV: Bauausschuss empfiehlt Beitritt der Stadt zum Tarifverbund

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MVV-Busse fahren bald im Landkreis: Weilheim-Schongau tritt 2025 dem Tarifverbund bei - ob Penzberg als lokaler Aufgabenträger mitmacht entscheidet noch der Stadtrat. © MVV

Die Stadt Penzberg soll zum 1. Januar 2025, ebenso wie der Landkreis Weilheim-Schongau, dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) beitreten. Der Bau- und Mobilitätsausschuss empfahl einstimmig dem Stadtrat den Beschluss.

Penzberg - Am 24. November 2023 machte der Kreistag einstimmig Nägel mit Köpfen: Der Landkreis Weilheim-Schongau tritt zum 1. Januar 2025 dem MVV-Tarifverbund bei. Ein Beitrittsbeschluss ist auch von lokalen ÖPNV-Anbietern erforderlich, die Städte Penzberg und Weilheim fehlen noch. Zumindest der Penzberger Bau, Mobilitäts- und Umweltausschuss steht dem positiv gegenüber. Am Dienstagabend (17. September) empfahl das Gremium dem Stadtrat den Beitrittsbeschluss zum 1. Januar 2025. Letztendlich entscheiden muss das Lokalparlament. Am kommenden Dienstag (24. September), 18.15 Uhr im Rathaus-Sitzungssaal, steht der MVV auf der Tagesordnung.

Bauausschuss empfiehlt Stadt Penzberg den Beitritt zum Tarifverbund MVV

Schon jetzt ist Penzberg mit der Kochelseebahn und zwei Buslinien im MVV-Gebiet. In der Sitzung präsentierten MVV-Vertreter die Vorzüge einer Mitgliedschaft als kommunaler Aufgabenträger. Tobias Daxenbichler vom Bereich Consulting nannte es eine „hohe verkehrliche Sinnhaftigkeit“, dass der Landkreis in den Tarifverbund kommt. Es gebe „weitreichenden Pendlerbeziehungen“ nach München, gerade in Penzberg sei die steigende Tendenz „relativ eindeutig“.

Rund 20.000 Euro an Kosten jährlich

Die „Initialkosten“, wie für die Busausstattung, bezifferte Daxenbichler auf lediglich einmalig 500 bis 1000 Euro, weil es eine Förderung von meist 90 Prozent gebe. Bei den eingekauften „Regiekosten“ für Tätigkeiten der MVV GmbH würden jährlich rund 10.000 Euro anfallen. Maximal 10.000 Euro im Jahr wären als Ausgleichszahlungen für Mindereinnahmen durch den MVV-Tarif für Linien, die unter eigene Trägerschaft fallen, fällig – die exakten Summen würden nach dem Beitritt ausgerechnet.

Auf der anderen Seite hätte die Stadt für seine gemeinwirtschaftlichen Linien Einnahmenansprüche. Und: Die Stadt müsste nicht für Bestandsprojekte des MVV bezahlen, sondern käme in deren kostenlosen Genuss.

Fahrt mit Stadtbus wird teurer

Bei aller Vorzüge eines einheitlichen Tarifsystems, eine Änderung würde der Beitritt für Penzberg – das in die Zone 6 eintarifiert würde – bedeuten: Der eigene Stadtbus wird teurer. Denn im Verbund gibt es keine gesonderten Orts- oder Stadttarife. Innerhalb eines Gemeindegebiets gilt jede Busfahrt als Kurzstrecke. Die Einzelfahrt für Erwachsene würde 1,90 Euro kosten, statt wie bisher 1,60 Euro. Hin- und Rückfahrt kämen auf 3,80 Euro (2,80 Euro). Die Tageskarte für Erwachsene klettert von 2,80 auf 3,80 Euro. Dafür behält die Kommune die Hoheit über ihr freiwilliges ÖPNV-Angebot, versicherte Christoph Fleischmann, MVV-Bereichsleiter Tarif/Vertrieb.

Kostenlose Schülerfahrten fallen weg

Fleischmann musste auf Nachfrage von Maria Probst (CSU) aber einräumen, dass die von der Stadt finanzierten kostenlosen Schüler-Busfahrten im MVV wegfallen. Die Kommune könne aber ihren Schülern weiter „was Gutes tun“ – und Zuschüsse zahlen. Auch für Sonderregelungen, wie das Jobticket und kostenlose Seniorenfahrten nach Führerscheinabgabe, gibt es laut Ordnungsamt keine Entsprechung im MVV-Tarif.

Kein „gallisches Dorf“ werden

Im Ausschuss gab es keine Gegenstimmen. Der Verbund sei „der richtige Weg“, so Bürgermeister Stefan Korpan (CSU). Für Korpan wäre es ein wichtiger Schritt in Richtung angestrebter Mobilitätswende: Ein gemeinsames Tarifsystem in der Region mit nur einem Ticket und einem starken Partner im Hintergrund „macht vieles einfacher“, ist er sich sicher. „Wir brauchen einheitliche Strukturen“, stimmte Jack Eberl (FLP) zu. Wenn Anfang 2025 auch der Landkreis Weilheim-Schongau dem Verbund beitritt, mahnte Eberl, sollte Penzberg „kein gallisches Dorf“ bleiben.

Kritik an der Zone

Auch Armin Jabs (BfP) steht dem Umzug in den großen Tarifverbund grundsätzlich positiv gegenüber. Allerdings erneuerte er seine „Fundamentalkritik“ an den MVV-Plänen für Penzberg: Dass die Stadt ausgerechnet in Zone 6 eintarifiert würde, stößt Jabs, der seine Kritik auch schon als Abgeordneter im Kreistag geäußert hatte, weiter sauer auf. Die Stadt gehöre wegen ihrer vielen Pendler und der Nähe zu München in die günstigere Ticketzone 5/6, bekräftigte der BfP-Stadtrat nun im Bau- und Mobilitätsausschuss in Richtung der anwesenden MVV-Vertreter. Jabs bemängelte in diesem Zusammenhang, dass er noch immer auf erbetene Zahlen vom Verkehrsverbund zu den möglichen Mehrkosten bei einem Zonenwechsel der Kommune warte.

Die Zonen seien mit dem Landkreis („Wer zahlt, bekommt es auch“) besprochen worden, erwiderte Christoph Fleischmann, Bereichsleiter Tarif/Vertrieb beim MVV. Er versprach zwar, dass Thema „mitzunehmen“, verwies allerdings auch auf den Zeitdruck. Denn den Beteiligten sitzt der Beitrittstermin zum 1. Januar kommenden Jahres im Nacken.

Die Zeit drängt

Laut Tobias Daxenbichler vom Consulting-Bereich der Münchner GmbH müsste es nach einem positiven Stadtrats-Beschluss „im Schweinsgalopp“ an die Verträge gehen. Für Herbst/Winter stünden dann noch eine Marketingkampagne und Fahrgastinformationen auf der Tagesordnung. Die Stadt Penzberg in Zone 5/6 umzugruppieren sei kaum möglich, mahnte da Kollege Fleischmann an. Neben dem Arbeitsaufwand gelte es die hochkomplexen Tarifdaten zu ändern. Zudem würden bereits Tickets auf der geplanten Grundlage verkauft. Eher sei eine Neugruppierung der Stadt nach 2025 möglich, war vom MVV-Vertreter zu hören.

Abgeben an Landkreis

Die Stadt würde als lokaler Aufgabenträger dem MVV beitreten. Was allerdings nicht in Stein gemeißelt ist, wie Fleischmann erklärte. Die Kommune könne diese Funktion (samt der damit verbundenen Kosten) auch an den Landkreis Weilheim-Schongau, der ab 2025 als Gesellschafter im Verbund sitzt, übertragen. Ein Thema, dass derzeit in Garmisch-Partenkirchen diskutiert wird. Aber: Penzberg verliere dann die Hoheit über die Linien-Planung, erklärte Fleischmann.

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