2023 war ein Jahr der Extreme für Feuerwehr und THW
Stürme, Schneechaos, Eisregen und ein verheerender Großbrand: Das Jahr 2023 hat den Einsatzkräften des THW und der Feuerwehren im Landkreis Dachau einiges abverlangt. Ein Blick zurück und nach vorn.
Landkreis – Für die Einsatzkräfte des THW und der Feuerwehren geht ein Jahr der Extreme zu Ende. Vor allem die zweite Jahreshälfte war sehr nervenaufreibend und arbeitsintensiv.
Besonders hervorzuheben: der Großbrand mitten in Sulzemoos im Oktober, bei dem ein landwirtschaftliches Gebäude und ein Wohnhaus zerstört wurden, und der zahlreiche Helferinnen und Helfer forderte (wir berichteten mehrfach). Ein Feuer in dieser Größenordnung habe es schon seit vielen Jahren nicht mehr gegeben, sagt Maximilian Reimoser, Kreisbrandinspektor und Sprecher der Landkreisfeuerwehren. Einen noch größeren Brand hätten die Landkreisfeuerwehren nur im Januar 2012 gelöscht, als das Bowling-Center in Dachau in Flammen aufging.
Besonders brenzlig wurde der Einsatz für die Feuerwehren aber nicht nur in Sulzemoos, sondern auch in Karlsfeld, wie Reimoser berichtet. Dort galt es Anfang Dezember mitten im Schneechaos fünf Menschen aus einem brennenden Mehrfamilienhaus zu retten. Wegen des Wintereinbruchs und der großen Schneemassen auf den Straßen und Dächern waren die Feuerwehren am ersten Dezemberwochenende quasi im Dauereinsatz. „Es war ein Rekordjahr an Einsätzen!“, so Reimoser. Zu insgesamt 3500 Einsätzen sind die Feuerwehren heuer ausgerückt, wie Reimoser berichtet. Das seien rund 1230 Einsätze mehr als im vergangenen Jahr. Laut Reimoser liegt das an der überdurchschnittlich hohen Anzahl an Unwettern, die über den Landkreis zogen.
Hagelkörner groß wie Golfbälle und riesige Wassermengen
Ende Juni fegten heftige Stürme über das Dachauer Land. Bäume stürzten auf die Straße, Fahrbahnen wurden überschwemmt, Häuser beschädigt. Zu den orkanartigen Böen kam im Sommer noch ein weiteres Unwetterereignis hinzu: Hagelkörner so groß wie Golfbälle und riesige Wassermengen, die vom Himmel regnen. „Innerhalb von vier Wochen kam richtig was zusammen an Einsätzen“, erinnert sich Reimoser. „Das ist natürlich sehr kräftezehrend, gibt aber auch Motivation.“
Neben schlafraubenden und anstrengenden Einsätzen, hatte die Feuerwehr auch Kurioses in diesem Jahr erlebt. Wie Reimoser berichtet, hatte es die Feuerwehr Schwabhausen vor zwei Wochen mit einem besonderen Fall zu tun: einer ausgebüchsten Schlange. Erste Vermutung: Kreuzotter. Dann die Entwarnung: doch nicht giftig. Die Feuerwehrleute retteten die Vierstreifennatter und brachten das Reptil ins Tierheim.

Die Zahl der Verkehrsunfälle, zu denen die Feuerwehren ausrücken mussten, sei dagegen „relativ normal“ gewesen, so Reimoser. Was dem Sprecher allerdings heuer im Vergleich zum Vorjahr auffällt: Fast drei Mal so oft wie noch im vergangenen Jahr wurden die Einsatzkräfte mittels automatischer Notfallsysteme alarmiert. Auch sogenannte Smart Watches, also Hightech-Armbanduhren, die zum Beispiel nach einem Sturz einen Notruf aussenden, werden laut Reimoser „immer mehr kommen“. Das große Thema in diesem Jahr, künstliche Intelligenz, werde nach seiner Einschätzung auch Einfluss auf die zukünftige Arbeit der Einsatzkräfte haben.
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Für die Feuerwehren endet damit ein turbulentes Jahr. Aber, das ist Reimoser wichtig zu betonen: An die Grenzen seien die Wehren im Landkreis trotz der großen Anzahl an „Flächenlagen“, wie er Extremwetterereignisse bezeichnet, nicht gekommen. „Das konnten wir alles gut händeln. Wir sind gut aufgestellt. Personell und technisch“. Über 2600 Mitglieder zählten die Feuerwehren im Landkreis zum 31. Dezember 2022. Die Zahlen für dieses Jahr stehen erst Ende Januar fest. Doch eins konnte Maximilian Reimoser vorab bereits sagen: „Die Zahlen sind konstant bis kontinuierlich leicht steigend!“
THW will seine ehrenamtlichen Helfer bei Laune halten
Beim THW gibt es laut Sprecher Sven Langer „so viele Helfer wie noch nie“. Über 100 Ehrenamtliche zählt das Technische Hilfswerk in diesem Jahr. Im Gegensatz zur Feuerwehr hatte das THW mit 90 Einsätzen etwas weniger Einsätze als im vergangenen Jahr.
Ein Einsatz, der Langer noch lange im Gedächtnis bleiben wird, war die Zeit in Slowenien. Nach den schweren Überschwemmungen dort im August half das Dachauer THW beim Brückenbau. „Es war unser längster Einsatz am Stück“, berichtet Langer. Zehn bis 14 Tage Dauereinsatz.
Die „größte Manpower“, so Langer, forderte hingegen der Brand in Sulzemoos und das Schneechaos Anfang und Ende des Jahres.
Das kommende Jahr wird laut Langer nicht weniger herausfordernd. Mit Blick auf die Anstrengungen, die es in diesem Jahr gegeben hat, ist für Langer daher eines für die Zukunft besonders wichtig: „Die Ehrenamtlichen bei Laune zu halten.“