„Ein Vorbild in Sachen Gemeinschaft“
Im Interview mit der Heimatzeitung spricht Hebertshausens Bürgermeister Richard Reischl über wichtige Themen des alten und neuen Jahres
Hebertshausen – Das zu Ende gehende Jahr hat die Gemeinden wieder vor Herausforderungen gestellt. Welche Entwicklung Hebertshausen genommen hat, welche Projekte für 2024 anstehen, darüber sprach die Heimatzeitung jetzt zum Jahreswechsel mit Bürgermeister Richard Reischl (CSU).
Das Jahr 2023 in einem Satz?
Bürgermeister Richard Reischl: Kein ungewöhnliches, sondern eher ein durchschnittliches Jahr, das uns trotzdem gefordert hat. Denn einige Aufgaben hatten wir nicht auf dem Schirm oder sie haben mehr Zeit gekostet, als gedacht.
Welche waren das konkret?
Zum Jahresende überraschend war die Entwicklung im Bereich Asyl und Migration. Durch einen Fernsehbeitrag in der Sendung Monitor war Hebertshausen plötzlich in aller Munde, das Interesse hat bis heute nicht aufgehört. Bisher habe ich an die zwei Dutzend Interviews gegeben. Es freut mich, dass Hebertshausen in diesem Bereich scheinbar so ein Vorbild ist. Ein Verdienst der gesamten Gemeinde, weil die Menschen entspannt damit umgehen und der Helferkreis so gute Arbeit leistet. Aber es nimmt viel Zeit in Anspruch.
Gab es erfreuliche Entwicklungen?
Ein Lichtblick waren die sieben kommunalen Wohnungen, die im Gebäude an der Dorfstraße fertig gestellt wurden. Obwohl im Zeit- und Kostenrahmen, waren die Kosten trotzdem zu hoch. Hier erweist sich der Staat nicht mehr als verlässlicher Partner, die KFW-Darlehen wurden eingefroren, dann haben wir lange nichts gehört. Ähnlich beim Radweg vom Bahnhof nach Pellheim: Der rechtsgültige Bescheid, dass die Förderung den Wasserleitungsbau einschließt, wird jetzt vom Freistaat wieder in Frage gestellt. Wenn wir uns auf nichts verlassen können, ist das eine schwierige Situation auch mit Blick auf die Transformation im Bereich Klimaschutz. Das ist zukünftig eines unserer wichtigsten Themen, wo wir zweistellige Millionenbeträge investieren müssen.
Was kommt da 2024 auf Gemeinde und Bürger zu?
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Zunächst werden wir PV-Anlagen auf unsere kommunalen Dächer bauen, für zwei Freiflächen-PV-Anlagen werden Planungen beginnen, eine neben der Kläranlage zur Erzeugung des Betriebsstroms, eine zweite als Projekt einer Bürgerenergie-Genossenschaft. Dann kommt das Thema Geothermie, da hoffe ich auf eine Entwicklung gemeinsam mit den Stadtwerken Dachau.
Weitere wichtige Themen?
Es wird sich entscheiden, ob wir unser Ärztehaus realisieren können. Wenn wir es nicht finanzieren können, müssen wir das Projekt beerdigen. Die medizinische Versorgung unserer Bürger zu verbessern, ist nach wie vor mein großer Wunsch. Wohlwissend, dass die ärztliche Versorgung in und um Dachau bestens ist. Aber natürlich möchte man die Versorgung hier im Ort. Spannend wird auch der Start des Self-Stores. Es wird sich zeigen, ob die Bevölkerung so ein digitales Angebot annimmt. Daraus gewinnen wir wichtige Erkenntnisse für die Neue Holzschleiferei. Für dieses Projekt wurde jetzt der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan gefasst, ein kleiner Meilenstein. Auch dass das Baugebiet Hofanger 2024 umgesetzt wird, ist ein wichtiges Ziel. Wir wollen den Bebauungsplan abschließen, Erschließung und Bewerbungsverfahren fürs Einheimischenmodell dann parallel starten. Bauland zu günstigen Preisen, darauf warten viele. Dabei hoffe ich, dass wir auch die kritischen Anwohner überzeugen können und sie die Bedürfnisse der Gemeinde sehen. Was wir planen, ist eine notwendige bauliche Entwicklung auf dem Stand der heutigen Zeit. Sorgenkind bleibt der Radweg nach Unterweilbach, weil jetzt die Deutsche Bahn kommt und unnötige Gutachten möchte. Die Bevölkerung kann dies nicht sehen und dann kommt Kritik.
Viele Kommunen müssen sparen. Wie steht’s in Hebertshausen um die Finanzen?
Uns trifft die Entwicklung genauso, die Reserve ist aufgebraucht, 2024 wird eher ein schlankes Jahr. So werden wir etwa nicht dran vorbeikommen, die Elternbeiträge der Kinderbetreuung zu erhöhen. Um uns langfristig ohne staatliche Zuweisungen zu erhalten, müssten wir ein größeres Gewerbegebiet entwickeln. Meine Hoffnung ist das Areal der ehemaligen Kartonfabrik Schuster. Doch auch da muss der Bevölkerung bewusst sein, dass das Verkehr bedeutet und vier- bis fünfstöckige Gebäude, damit viel Gewerbe Platz hat. So könnten wir mehr Gewerbesteuer erzielen und uns finanziell einen Puffer schaffen.
Worauf können sich die Bürger 2024 besonders freuen?
Im Juni/Juli planen wir ein zwei- bis dreitägiges Bürgerfest, das wird ein kleines Highlight.
Ein persönlicher Wunsch für 2024?
Dass Hebertshausen weiter ein Vorbild bleibt in Sachen Gemeinschaft. Ein Beispiel ist unser Wünschebaum. Heuer gab es über 50 Wunschzettel, so viele wie noch nie. Dennoch waren innerhalb von drei Tagen alle Zettel weg, werden nun alle Wünsche erfüllt. Und beim Wintereinbruch haben sich die Menschen gegenseitig geholfen. Wenn es darauf ankommt, sind die Leute füreinander da. Und auch wenn die Zeiten unruhig sind, werden wir als Gemeinde uns bemühen, Stabilität zu geben. Gemeinsam sind wir auf einem guten Weg.
Interview: Petra Schafflik