Die Anfänge der Herbstschau: Wie das Moosburger Volksfest vor 100 Jahren ausgesehen hat
Seit 100 Jahren feiert Moosburg seine Herbstschau. Ein Blick in Archive zeugt vom prägenden Einfluss der Landwirtschaft, viel Lebensfreude – aber auch von Schattenseiten.
Moosburg - Die große 1250-Jahr-Feier der Stadt ist noch gar nicht so lange her, da steht den Moosburgern schon wieder ein festliches Jubiläum ins Haus: Diesen Freitag feiert die Herbstschau 100. Geburtstag. 1924 wurde das Großereignis erstmals ausgerichtet, anders als heute handelte es sich dabei aber weniger um ein Volksfest, sondern mehr um eine Leistungsschau von Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe. Bis heute spielen diese Einflüsse eine Rolle und füllen das Programm rund um das größere der beiden Moosburger Volksfeste, unter anderem mit der Gersten- und Hopfenschau samt Prämierung.
Die Veranstaltung vor 100 Jahren, die in die Zeit nach Krieg und Inflation fiel, wurde hauptsächlich genutzt, um der Bevölkerung Maschinen, Hopfen, Gartenbau oder Kleintiere zu präsentieren. Was schon damals dazugehörte, war ein Festzug sowie ein Kindertag. Ein Schwarz-Weiß-Foto im aktuellen Herbstschau-Flyer der Stadt zeigt etwa den Moosburger Trachtenverein Isartaler beim Herbstschau-Umzug 1924. Der Verein für Brauchtumspflege ist bis heute fester Bestandteil des Umzugs. Am Sonntag, 22. September, um 13.30 Uhr marschiert man mit der Startnummer 13 auf.

Wie aus Archivmaterial hervorgeht, reicht die Geschichte der Herbstschau-Vorläufer aber noch deutlich weiter zurück: Schon 1862 fand ein landwirtschaftliches Bezirksfest statt – damals noch nicht unter dem Titel „Herbstschau“ und auch nicht am Viehmarktplatz, sondern auf der Schloss-Asch-Wiese. Überlieferungen zufolge durften sich die Besucher schon damals am Glückshafen, an Schießständen oder auch einem Pferderennen erfreuen. Wie der Moosburg-Historiker Karl A. Bauer (www.alt-moosburg.de) berichtet, musste das 1865 folgende Fest wegen des letzten großen Stadtbrands ausfallen. Erst 1869 gab es eine Neuauflage, die Maß Bier kostete damals acht Kreuzer, also 23 Pfennige.

Die spätere Herbstschau, die ab 1924 ihren jährlichen Turnus behielt, erfreute sich großer Beliebtheit. 1926 lockte der Herbstschau-Sonntag bereits 15.000 Besucher in die Stadt. Besuchermagnete waren außerdem schon damals Feuerwerke und sportliche Wettkämpfe verschiedenster Art.

Vom Nazi-Regime wurde die Herbstschau zu Propaganda-Zwecken missbraucht. Hakenkreuz-Flaggen prangten nicht nur auf den Volksfest-Plakaten, sondern wehten auch an den Häusern entlang des Umzugs. Dazu gab es diverse NS-Veranstaltungen und etwa einen Frontkämpfertag. Die letzte Herbstschau vor dem Zweiten Weltkrieg fand 1938 statt, die erste danach 1948. Das Freisinger Volksfest und das Oktoberfest gab es erst wieder ab 1949.
Meine news

Dass es in den vielen weiteren Jahren nicht immer nur zünftig und fröhlich zuging, davon zeugt eine Ausgabe des Freisinger Tagblatts vom 12. September 1955: Darin wurde von randalierenden, betrunkenen Burschen berichtet, die nach ihrem Festbesuch Altstadt-Schaufenster einwarfen. Und dann hatte sich noch eine Tragödie zugetragen: Im Bierzelt wurde ein Familienvater ermordet. Der Mann war von einem jungen Querulanten, den man zuvor aus dem Zelt geworfen hatte, erschossen worden – allerdings irrtümlich, weil der Täter in seiner Rachsucht zwei Brüder verwechselte. Nach einer Verfolgungsjagd durch Moosburgs Gassen richtete sich der Mörder vor den Augen der Polizisten selbst.

Abgesehen von diesen Ausreißern ist die Historie der Moosburger Herbstschau jedoch durchzogen von glücklichen Tagen, Gaudi und Geselligkeit, wegen der das Fest für Jung und Alt alljährlich einen Höhepunkt im Kalender darstellt.
Gut zu wissen
An diesem Freitag, 13. September, startet die Moosburger Herbstschau 2024. Alle Infos zum Programm gibt es auf der Homepage der Stadt Moosburg.