Die Anfänge der Herbstschau: Wie das Moosburger Volksfest vor 100 Jahren ausgesehen hat

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Volksfeste gibt es in Moosburg schon lange: Das beweist etwa dieses Bild von Festwirt M. Voitenleitner um 1910 - damals noch auf der Schloss-Asch-Wiese. Einige Zeit später, im Jahr 1924, wurde erstmals die „Herbstschau“ gefeiert. Die findet seither jährlich auf dem Viehmarktplatz statt. © Archiv Karl A. Bauer / Alt-Moosburg.de

Seit 100 Jahren feiert Moosburg seine Herbstschau. Ein Blick in Archive zeugt vom prägenden Einfluss der Landwirtschaft, viel Lebensfreude – aber auch von Schattenseiten.

Moosburg - Die große 1250-Jahr-Feier der Stadt ist noch gar nicht so lange her, da steht den Moosburgern schon wieder ein festliches Jubiläum ins Haus: Diesen Freitag feiert die Herbstschau 100. Geburtstag. 1924 wurde das Großereignis erstmals ausgerichtet, anders als heute handelte es sich dabei aber weniger um ein Volksfest, sondern mehr um eine Leistungsschau von Landwirtschaft, Handwerk und Gewerbe. Bis heute spielen diese Einflüsse eine Rolle und füllen das Programm rund um das größere der beiden Moosburger Volksfeste, unter anderem mit der Gersten- und Hopfenschau samt Prämierung.

Die Veranstaltung vor 100 Jahren, die in die Zeit nach Krieg und Inflation fiel, wurde hauptsächlich genutzt, um der Bevölkerung Maschinen, Hopfen, Gartenbau oder Kleintiere zu präsentieren. Was schon damals dazugehörte, war ein Festzug sowie ein Kindertag. Ein Schwarz-Weiß-Foto im aktuellen Herbstschau-Flyer der Stadt zeigt etwa den Moosburger Trachtenverein Isartaler beim Herbstschau-Umzug 1924. Der Verein für Brauchtumspflege ist bis heute fester Bestandteil des Umzugs. Am Sonntag, 22. September, um 13.30 Uhr marschiert man mit der Startnummer 13 auf.

Historische Urkunde zur Herbstschau in Moosburg
Zeugnis der ersten Herbstschau ist diese Urkunde als Dank für die Trachtentänze der Isartaler. © Archiv Karl A. Bauer / Alt-Moosburg.de

Wie aus Archivmaterial hervorgeht, reicht die Geschichte der Herbstschau-Vorläufer aber noch deutlich weiter zurück: Schon 1862 fand ein landwirtschaftliches Bezirksfest statt – damals noch nicht unter dem Titel „Herbstschau“ und auch nicht am Viehmarktplatz, sondern auf der Schloss-Asch-Wiese. Überlieferungen zufolge durften sich die Besucher schon damals am Glückshafen, an Schießständen oder auch einem Pferderennen erfreuen. Wie der Moosburg-Historiker Karl A. Bauer (www.alt-moosburg.de) berichtet, musste das 1865 folgende Fest wegen des letzten großen Stadtbrands ausfallen. Erst 1869 gab es eine Neuauflage, die Maß Bier kostete damals acht Kreuzer, also 23 Pfennige.

Schäfflertanz auf der Herbstschau 1926
Seit einem Jahrhundert geht‘s rund auf dem Viehmarktplatz - so wie hier beim Schäfflertanz auf der Herbstschau 1926, zwei Jahre nach der Premiere der Veranstaltung. © Archiv Karl A. Bauer / Alt-Moosburg.de

Die spätere Herbstschau, die ab 1924 ihren jährlichen Turnus behielt, erfreute sich großer Beliebtheit. 1926 lockte der Herbstschau-Sonntag bereits 15.000 Besucher in die Stadt. Besuchermagnete waren außerdem schon damals Feuerwerke und sportliche Wettkämpfe verschiedenster Art.

Historisches Bild vom Moosburger Herbstschau-Umzug zur Zeit der Nationalsozialisten
Pferde und Propagandaflaggen: In den Jahren der Nazi-Herrschaft wurden auch die Herbstschau und der Umzug instrumentalisiert. © Archiv Karl A. Bauer / Alt-Moosburg.de

Vom Nazi-Regime wurde die Herbstschau zu Propaganda-Zwecken missbraucht. Hakenkreuz-Flaggen prangten nicht nur auf den Volksfest-Plakaten, sondern wehten auch an den Häusern entlang des Umzugs. Dazu gab es diverse NS-Veranstaltungen und etwa einen Frontkämpfertag. Die letzte Herbstschau vor dem Zweiten Weltkrieg fand 1938 statt, die erste danach 1948. Das Freisinger Volksfest und das Oktoberfest gab es erst wieder ab 1949.

Luftbild von Moosburg 1959
Festzelt von oben: Links in diesem Luftbild aus 1959 liegt der Viehmarktplatz, die B11 führte noch über die Landshuter Straße. © Archiv Karl A. Bauer / Alt-Moosburg.de

Dass es in den vielen weiteren Jahren nicht immer nur zünftig und fröhlich zuging, davon zeugt eine Ausgabe des Freisinger Tagblatts vom 12. September 1955: Darin wurde von randalierenden, betrunkenen Burschen berichtet, die nach ihrem Festbesuch Altstadt-Schaufenster einwarfen. Und dann hatte sich noch eine Tragödie zugetragen: Im Bierzelt wurde ein Familienvater ermordet. Der Mann war von einem jungen Querulanten, den man zuvor aus dem Zelt geworfen hatte, erschossen worden – allerdings irrtümlich, weil der Täter in seiner Rachsucht zwei Brüder verwechselte. Nach einer Verfolgungsjagd durch Moosburgs Gassen richtete sich der Mörder vor den Augen der Polizisten selbst.

Artikel aus dem Freisinger Tagblatt von 1955 über Mord auf Moosburger Herbstschau
Schreckliches Verbrechen auf der Moosburger Herbstschau 1955: Im Bierzelt wurde damals ein Familienvater Opfer einer mörderischen Verwechslung. © Archiv Karl A. Bauer / Alt-Moosburg.de

Abgesehen von diesen Ausreißern ist die Historie der Moosburger Herbstschau jedoch durchzogen von glücklichen Tagen, Gaudi und Geselligkeit, wegen der das Fest für Jung und Alt alljährlich einen Höhepunkt im Kalender darstellt.

Gut zu wissen

An diesem Freitag, 13. September, startet die Moosburger Herbstschau 2024. Alle Infos zum Programm gibt es auf der Homepage der Stadt Moosburg.

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