Jahr für Jahr erkranken hunderttausende Menschen in Deutschland an Krebs. Während in vielen Fällen Genen und Zufall eine Rolle spielen, ist längst klar: Unser Lebensstil – insbesondere unsere Ernährung – kann das Risiko erheblich beeinflussen. Aktuelle Studien zeigen, dass es nicht nur auf die Art der Lebensmittel ankommt. Auch die Menge, die Frequenz und der Zeitpunkt der Mahlzeiten spielen eine wichtige Rolle. Diese drei entscheidenden Faktoren sollten Sie also beachten:
1. Zuviel des Guten: Wieso Übergewicht das Krebsrisiko erhöhen kann
Übergewicht ist einer der großen vermeidbaren Risikofaktoren für Krebs. Um den Grad von Übergewicht abzuschätzen, wird meist der Body Mass Index (BMI) herangezogen.
Der BMI wird aus Größe und Gewicht errechnet. Wer als Mann zum Beispiel 1,80 Meter groß ist und 100 Kilo wiegt, überschreitet die 30er-Marke knapp.
- Untergewicht: BMI unter 18,5
- Normalgewicht: BMI 18,5 bis 24,9
- Übergewicht: BMI 25 bis 29,9
- Adipositas/ Fettleibigkeit: BMI über 30
Für mindestens 13 Krebsarten gibt es wissenschaftlich ausreichende Belege dafür, dass ein sehr ausgeprägtes Übergewicht, also eine Adipositas, das Erkrankungsrisiko erhöht. Darunter
- Speiserörenkrebs
- Nierenkrebs
- Gallenblasenkrebs
- Leberkrebs
- Dick- und Enddarmkrebs
- Magenkrebs (am Mageneingang)
Wie genau das erhöhte Risiko zustande kommt, ist noch nicht abschließend geklärt. Forscher gehen aber davon aus, dass es mit dem Stoffwechsel zusammenhängt. Denn einige Fettgewebe – besonders das Fett im oberen Körperbereich, das sogenannte Unterhautfettgewebe des Oberkörpers und das Viszeralfett zwischen den Organen – geben Botenstoffe ab, die Entzündungsreaktionen fördern.
Außerdem produziert überschüssiges Fettgewebe Hormone wie Östrogene und insulinähnliche Wachstumsfaktoren (IGF-1), die zusätzlich das Zellwachstum fördern. Diese Veränderungen schaffen ein Umfeld, in dem sich Krebszellen leichter teilen und somit ausbreiten können.
Damit gar nicht erst zu viel Fettgewebe entsteht, ist die Gesamtenergiebilanz entscheidend. Also nicht nur, wie viele Kalorien man zu sich nimmt, sondern auch, wie viele man verbraucht. Deshalb ist neben gesunder Ernährung auch Bewegung ein wesentlicher Faktor, mit dem man sein Krebsrisiko senken kann.
Auch zu wenig Nahrung schwächt den Körper
Ebenso wie ein Kalorienüberschuss kann sich auch eine langfristige Unterversorgung des Körpers mit Nahrung auf das Krebsrisiko auswirken. Eine Übersichtsstudie, die 66 Studien umfasste, fand beispielsweise heraus, dass Untergewicht (BMI unter 18,5) mit einem erhöhten Risiko für
- Magenkrebs
- Lungenkrebs
- und Dick- und Enddarmkrebs
einhergeht. Die Datenlage ist hier jedoch deutlich dünner als bei Übergewicht, geben die Autoren zu bedenken.
2. Spät essen, früher erkranken? Welche Rolle die Uhrzeit spielt
Immer wieder gibt es Studien, die auf den Essenszeitpunkt und die Häufigkeiten der Mahlzeiten als relevante Faktoren hindeuten. Eine systematische Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2025 hat etwa 20 Studien zu Essenszeiten und Darmkrebs untersucht. Die Forscher aus Australien fanden: Wer
- häufig snackt,
- das Frühstück auslässt,
- insgesamt zu viele – insbesondere ungesunde – Mahlzeiten isst
- oder spät abends, also weniger als zwei Stunden vor dem Schlafen, isst,
hat ein höheres Risiko, an Dick- und Enddarmkrebs zu erkranken. Bei Männern war dies deutlicher als bei Frauen.
Den Zusammenhang zwischen der Häufigkeit der Nahrungsaufnahme und dem Risiko für Darmkrebs erklären die Autoren durch zwei Hypothesen:.
- Häufiges Essen, insbesondere bei fettreicher Ernährung, stimuliert die Produktion von Gallensäure. Daraus gebildete Abbauprodukte schädigen die Zellen und können die Krebsentstehung fördern. Außerdem führt eine solche Ernährungsweise häufig zu Übergewicht.
- Eine höhere Essfrequenz könnte das Darmkrebsrisiko senken, da kleinere, häufigere, kalorienarme Mahlzeiten zur Stabilisierung des Blutzuckerspiegels beitragen. Sie reduzieren einen zu hohen Blutzucker- und Insulinspiegel wie die IGF-1-Produktion. Darüber hinaus können häufige kleine Mahlzeiten auch die regelmäßige Darmtätigkeit fördern und so die Exposition der Darmschleimhaut gegenüber potenziellen krebserregenden Stoffen in der Nahrung minimieren.
3. Späte Mahlzeiten bringen den Rhythmus durcheinander
Auch für den Zusammenhang mit dem Zeitpunkt der Mahlzeiten liefern die Forscher eine Erklärung. So folgt unser Stoffwechsel einem präzisen 24-Stunden-Takt, dem sogenannten zirkadianen Rhythmus. Er steuert, wann Hormone ausgeschüttet und Zellen repariert werden oder Energie gespeichert wird.
Wird dieser Rhythmus durcheinandergebracht, kann das langfristig zu Stoffwechselstörungen, Entzündungen und hormonellen Dysbalancen führen – alles Faktoren, die das Krebsrisiko erhöhen.
Das Essen zu später Stunde kann so zirkadiane Störungen verursachen, die als Risikofaktoren für Darmkrebs anerkannt sind. Darüber hinaus sind spätabendliche Mahlzeiten oft reich an Zucker, Fett und raffinierten Getreideprodukten, die zu oxidativem Stress, Insulinresistenz und Entzündungen beitragen.
Menschen, die spät abends essen, würden laut der Autoren auch dazu neigen das Frühstück auszulassen. Das ginge ebenfalls mit einem erhöhten Risiko für Magen-Darm-Krebs und krebsbedingter Sterblichkeit einher.