Zu wenig Natrium im Blut? Vor allem ältere Menschen sollten auf einige Symptome achten

Was ist Hyponatriämie?

Natrium trägt zur Regulierung des Flüssigkeitshaushalts, des Blutdrucks und der Nervenübertragung bei. Hyponatriämie ist eine Elektrolytstörung, bei der die Natriumkonzentration im Blut zu niedrig ist. 

Hyponatriämie ist die häufigste Elektrolytstörung bei älteren Patienten. Weil unsere Bevölkerung im Schnitt immer älter wird, ältere Menschen für Elektrolytmangel anfälliger sind und einem erhöhten Sterberisiko ausgesetzt sind, ist die Hyponatriämie gesellschaftlich von zunehmender Bedeutung.

Dr. med. Mimoun Azizi ist Chefarzt des Zentrums für Geriatrie und Neurogeriatrie im KVSW und Facharzt für Neurologie. Er ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen seine persönliche Auffassung auf Basis seiner individuellen Expertise dar.

Ältere Menschen als Risikogruppe

Ältere Patienten stellen eine Hochrisikogruppe für das Auftreten von Hyponatriämie dar. Darüber hinaus treten die Symptome der akuten Hyponatriämie – wie Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen, Benommenheit, Krampfanfälle bis hin zu Koma – bei älteren Patienten häufiger und oft schwerwiegender auf. 

Zudem zeigen sich erhebliche Symptome im Zusammenhang mit chronischer Hyponatriämie - wie Müdigkeit, kognitive Beeinträchtigungen bis hin zu schweren akuten Verwirrtheitszuständen, Gehprobleme, Stürze, Osteoporose und Frakturen. Einiges deutet darauf hin, dass Hyponatriämie bei älteren Menschen mit einer schlechten Prognose und womöglich mit einem erhöhten Sterberisiko verbunden ist.

Ursachen und Folgen einer Hyponatriämie bei älteren Menschen

Bei älteren Menschen entsteht ein zu niedriger Natriumspiegel im Blut (Hyponatriämie) oft durch bestimmte Medikamente wie entwässernde Tabletten (z. B. Thiazide) oder Antidepressiva. Darüber hinaus bevorzugen viele ältere Menschen mit Bluthochdruck oder Herzinsuffizienz eine salzarme Ernährung, die mit einer verringerten Natriumkonzentration im Serum verbunden ist. 

Des Weiteren kann im Alter ein Proteinmangel – sei es durch eine reduzierte Proteinzufuhr aus Gewohnheit oder infolge einer Erkrankung – in Kombination mit einer erhöhten Flüssigkeitsaufnahme (z. B. Wasser) eine Rolle spielen, da dies die Wasserausscheidung beeinträchtigen kann. Häufige Auslöser sind auch hormonelle Störungen (sogenannte Endokrinopathien) oder das sogenannte SIADH – eine Erkrankung, bei der der Körper zu viel Wasser zurückhält, was den Natriumwert im Blut senkt.

Meist liegt die Ursache jedoch in einer Kombination mehrerer Faktoren. Besonders wichtig ist es, bei älteren Menschen zuerst hormonelle Erkrankungen als Ursache auszuschließen, bevor man von SIADH ausgeht. Die Behandlung hängt davon ab, wie stark und warum der Natriumwert zu niedrig ist. Dabei darf der Wert nicht zu schnell angehoben werden, da sonst eine ernste Komplikation im Gehirn (das sogenannte osmotische Demyelinisierungssyndrom) auftreten kann. Insgesamt sind die Diagnose und Behandlung bei älteren Menschen oft komplex und erfordern viel Sorgfalt.

Wie wird Hyponaträmie behandelt?

Die Behandlung hängt davon ab, wie stark der Natriumwert gesunken ist und welche Ursache dahintersteckt. Bei einer plötzlichen und schweren Hyponatriämie – wenn etwa Krampfanfälle oder starke Verwirrung auftreten – wird häufig eine spezielle, stark konzentrierte Kochsalzlösung verabreicht, um den Natriumwert im Blut rasch anzuheben und das Gehirn zu schützen. Wenn der Natriumverlust durch Flüssigkeitsmangel entstanden ist, zum Beispiel durch starkes Schwitzen, Erbrechen oder Durchfall, hilft eine normale Kochsalzlösung, den Wasser- und Salzhaushalt wieder ins Gleichgewicht zu bringen.

Liegt die Ursache in einer hormonellen Störung wie dem SIADH (bei dem der Körper zu viel Wasser speichert), sollten verdächtige Medikamente abgesetzt und die Trinkmenge begrenzt werden. Zusätzlich kann in bestimmten Fällen ein harntreibendes Medikament wie Furosemid helfen, überschüssiges Wasser aus dem Körper zu spülen und den Natriumspiegel anzuheben – besonders dann, wenn gleichzeitig eine Herzschwäche vorliegt.

Ganz wichtig: Der Natriumwert darf nur langsam angehoben werden, da eine zu schnelle Korrektur das Gehirn schwer schädigen kann – vor allem bei Menschen mit Alkoholproblemen, schlechter Ernährung oder Lebererkrankungen.

Was können Patienten tun?

Hyponatriämie im Alter ist weder selten noch ungefährlich, daher sollte eine sorgfältige Diagnostik und Therapie unter fachärztlicher Kontrolle erfolgen. Dass die oben genannten Medikamente eine Hyponatriämie verursachen können, bedeutet nicht, dass Betroffene diese ohne Rücksprache mit ihrem behandelnden Arzt reduzieren oder gar absetzen sollten. Vielmehr sollten bei Einnahme solcher Medikamente engmaschige Laborkontrollen erfolgen. Zudem wird eine proteinreiche Ernährung im Alter empfohlen.

Bei u.a. akut auftretenden Verwirrtheitszuständen, Desorientiertheit, Gangstörungen und Übelkeit im Alter sollte stets auch eine Hyponatriämie in Betracht gezogen werden.

Durch die richtige Ernährung kann eine Hyponatriämie verhindert werden. Allerdings findet sich Natrium nicht nur in gesunden Lebensmitteln wie Sauerkraut, Meeresfrüchten und Fisch, sondern auch u.a. in Salzgebäck, Ketchup oder hochverarbeiteter Wurst – hier müssen verschiedene Gesundheitsrisiken gegeneinander abgewogen werden.

Regelmäßige Laborkontrollen, gesunde, proteinreiche Ernährung und adäquate Flüssigkeitseinnahme können der Entstehung einer Hyponatriämie vorbeugen – es sei denn, diese tritt im Rahmen von Medikamenten oder anderen Erkrankungen auf. Daher ist es wichtig, diese Erkrankung ernst zu nehmen und Ursachenforschung zu betreiben.