Jede achte Frau in Deutschland erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Das zeigt, wie wichtig es ist, dass wir Frauen alle Möglichkeiten der Vorsorge und der Früherkennung auch wirklich nutzen.
Das Mammographie-Screening spielt dabei eine Schlüsselrolle. Ich werde aber immer wieder gefragt: Bringt das wirklich etwas? Welche Vor- und Nachteile gibt es? Und wir wissen, dass auch nur die Hälfte der eingeladenen und anspruchsberechtigten Frauen diese Früherkennungsuntersuchung überhaupt wahrnimmt.
Dabei bietet das Mammographie-Screening Frauen die Möglichkeit, eine Brustkrebserkrankung frühzeitig zu erkennen, noch bevor Beschwerden auftreten. In Deutschland werden Frauen im Alter zwischen 50 und 75 Jahren alle zwei Jahre zur Untersuchung wohnortnah eingeladen; das Screening ist Teil eines organisierten Programms mit sehr hohen Qualitätsstandards.
Mir ist ganz wichtig zu betonen, dass der Nutzen des Mammographie-Screenings in großen Studien nachgewiesen wurde. Dennoch gibt es offenbar nicht genug Aufklärung bzw. viel Fehlinformation - und entsprechend viele Zweifler. Diese stellen den Nutzen infrage, fürchten sich vor der Strahlenbelastung oder sind der Meinung, dass die jährliche Krebsvorsorge beim Gynäkologen ausreicht.
Die Gynäkologin, Brustkrebsspezialistin und PINK!-Gründerin Prof. Dr. Pia Wülfing hat sich der Aufklärung und Begleitung von Brustkrebspatientinnen verschrieben. Am 21. November 2025 ist Professor Wülfing wieder Gastgeberin des PINK! Kongress Digital, einem kostenlosen Online-Kongress für Brustkrebs-Betroffene, Angehörige und Interessierte. Der PINK! Kongress Digital umfasst zahlreiche Expert:innenvorträge aus Bereichen wie Gynäkologie, Onkologie, Psychoonkologie, Ernährungswissenschaften, mentaler Gesundheit und Sportwissenschaften. Anmeldungen unter https://kongress.pink-brustkrebs.de/. Sie ist Teil unseres EXPERTS Circle. Die Inhalte stellen ihre persönliche Auffassung auf Basis ihrer individuellen Expertise dar.
Senken der Sterblichkeit durch Früherkennung
Wie groß der Einfluss des Mammographie-Screenings auf die Sterblichkeit bei Brustkrebs tatsächlich ist, hat eine aktuelle Studie gezeigt: Das deutsche Mammographie-Screening senkt die Sterblichkeit bei Brustkrebs um 20 bis 30 Prozent.
Die Studie wurde im Sommer 2025 vom Bundesministerium für Gesundheit veröffentlicht, vom Bundesamt für Strahlenschutz koordiniert und von der Universität Münster federführend durchgeführt. Die deutschen Ergebnisse bestätigen die internationalen Erkenntnisse: Von den Frauen im Alter von 50 bis 69 Jahren, die am Screening teilnahmen (Bis 2024 wurde das Mammographie-Screening Frauen zwischen 50 und 69 Jahren angeboten. Seit Januar 2025 ist die Altersgrenze nach oben erweitert, sodass Frauen bis 75 Jahre systematisch eingeladen werden), kann jeder vierte Todesfall vermieden werden.
Frühere Diagnose - oft schonendere Therapie möglich
Frühe Erkennung führt zu besseren Therapieoptionen. Wir wissen, dass Tumore, die frühzeitig entdeckt werden, meist kleiner und weniger weit ausgebreitet sind. Dadurch können auch die Therapien, also das Ausmaß der Operation, die Strahlentherapie und die medikamentösen Therapien, weniger ausgedehnt und schonender sein.
Beispielsweise kann bei kleinen Tumoren, die hormonabhängig wachsen, oft eine Antihormontherapie in Form von Tabletten entstehen und es muss keine Chemotherapie durchgeführt werden. Und bei den Brustkrebsfällen, bei denen eine Chemotherapie nötig ist, kann sie dann in einigen Fällen mit weniger aggressiven (“milderen”) Protokollen bzw. kürzer erfolgen.
Auch bei der Entscheidung, welches Operationsverfahren das jeweils richtige für eine Patientin ist, ist es von großem Vorteil, wenn der Tumor früh entdeckt und noch relativ klein ist. Denn das Ausmaß der Operation orientiert sich meist an dem so genannten “Brust-Tumor-Verhältnis”; also: je kleiner ein Tumor noch im Verhältnis zur Brustgröße ist, desto wahrscheinlicher ist es, dass nur der Tumor mit einem Sicherheitsrand entfernt und die Brust erhalten werden kann und nicht komplett entfernt werden muss.
Strahlenbelastung durch Mammographien ist viel geringer als oft angenommen
In Deutschland haben wir einen strengen Strahlenschutz. So sind Röntgenuntersuchungen bei gesunden Menschen zur Früherkennung von Krankheiten nur dann erlaubt, wenn die Untersuchung durch das Bundesumweltministerium zugelassen wurde. Dafür muss der Nutzen dieser Früherkennungsuntersuchung das mit der Untersuchung verbundene Strahlenrisiko deutlich übersteigen.
Und diese Nutzen-Risiko-Bewertung fiel für das Mammographie-Screening-Programm für Frauen von 50 bis 69 Jahren Anfang der 2000er Jahre positiv aus. Das Bundesamt für Strahlenschutz, schreibt : "Bei der Mammographie ist die Strahlendosis (jedoch) so gering, dass sich ein zusätzliches Strahlenrisiko statistisch nicht nachweisen lässt.”
Kostenübernahme durch Krankenkassen
Kostenfreiheit und Organisation. Das Mammographie-Screening ist ein gesetzliches Präventionsangebot. Es wird in zertifizierten Einheiten durchgeführt, mit Qualitätskontrollen und Befundung von zwei speziell geschulten Fachärztinnen und Fachärzten, um genauere Diagnosen zu ermöglichen.
Fazit: Das Mammographie-Screening ist kein Allheilmittel, aber ein wirkungsvolles Instrument, das Leben retten kann. Die vor wenigen Wochen vom Bundesgesundheitsministerium veröffentlichte deutsche Studie belegt klar: Frauen, die regelmäßig am Mammographie-Screening-Programm teilnehmen, senken ihr Risiko, an Brustkrebs zu sterben, um etwa 20-30 %.
Dabei überwiegen die Vorteile – bessere Heilungschancen, weniger belastende Therapien und ein echtes “Rettungspotenzial” – die Risiken für die allermeisten Frauen deutlich. Mein Appell an Sie ist also: Nehmen Sie Ihre Einladung zum Mammographie-Screening ernst. Gehen Sie hin!Es geht um nicht weniger als Gesundheit und Lebenszeit.