TSV Unterpfaffenhofen: Turner sorgen für Eklat bei Versammlung - Leiterin tritt zurück

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Der neue Vorstand des TSV ehrt ein neues Ehrenmitglied (v.l.): Willi Braun (Technischer Leiter), Wilfried Kaiser (Kassier), Ehrenmitglied Monika Steidl, Marco Berger (Vorsitzender), Willi Embacher (2. Vorsitzender) und Sabrina Gläss (Schriftführerin). © Kürzl

Der TSV Unterpfaffenhofen hat eine fast fünf Stunden dauernde Mitgliederversammlung hinter sich. Am Ende gab es zwar einen neuen Vorstand. Geprägt war die Versammlung aber von Differenzen mit der Turn-Abteilung, deren Vorsitzende noch am Abend zurücktrat.

Germering – Als Turnabteilungsleiterin Claudia Bendel vor den rund 140 Mitgliedern ans Rednerpult trat, spürte man schon, dass etwas in der Luft lag. Eigentlich sollte sie nur die Reihe der Berichte aus den Abteilungen abschließen. Doch Claudia Bendel beendete ihre Rede mit dem Satz: „Ich trete hiermit mit sofortiger Wirkung zurück.“ Zuvor sprach sie von einer Eskalation zwischen der Abteilung und dem Hauptausschuss. Es habe Drohungen gegeben, sie des Amtes zu entheben, sollte sie auf der Versammlung Anträge stellen. Eine von der Turnabteilung vorgeschlagene Mediation sei durch die Vereinsführung „kategorisch abgelehnt“ worden, erklärte Bendel.

Hatten sich nichts mehr zu sagen: Marco Berger und Claudia Bendel.
Hatten sich nichts mehr zu sagen: Marco Berger und Claudia Bendel. © Kürzl

Vorsitzender Marco Berger sagte dazu auf Nachfrage des Tagblatts, eine Mediation sei in Familie oder Berufswelt möglich. Man habe keinen Präzedenzfall schaffen wollen. Die Forderung nach einem professionellen Mediator sei nicht angemessen. Nach seinem Gefühl hätte eine Mediation dazu führen sollen, eine Entscheidung zurückzunehmen. „Nicht aber, um Kompromisse zu finden“, sagte Berger.

Darum geht’s

Ursache des ganzen Ärgers war ein Beschluss des Hauptausschusses, der bereits rund ein Jahr zurückliegt. Demnach sollten keine Übungsleiterstunden mehr abgerechnet werden können, wenn das Training außerhalb der Liegenschaften des TSV, beispielsweise im Landesleistungszentrum, stattfindet.

Claudia Bendel konnte das nicht nachvollziehen. Diese finanzielle Unterstützung bestehe seit etwa 50 Jahren. Dadurch werde leistungsorientierten Turnern eine Vorbereitung ermöglicht, die so in der Halle des TSV nicht möglich ist. Als Beispiel nannte sie die sogenannte Schnitzelgrube, vergleichbar mit einem Bällebad. Die Grube sichert Sportler ab, die etwa an Schwebebalken, Reck oder Stufenbarren erstmals schwierige Übungen trainieren wollen.

Antrag abgelehnt

Um das weiter anbieten zu können, hatte Bendel mit Joana Schögl, Rika Sturm (alle Turnen) sowie Sebastian Diehl (Klettern) trotz aller Andeutungen aus der Führungsebene einen Antrag formuliert, der allen Abteilungen eine Ausdehnung auf andere Sportstätten ermöglicht hätte. Unter anderem mit der Maßgabe, dass davon ausschließlich Mitglieder des TSV profitieren dürfen. Aus formalen Gründen lehnte aber die Vorstandschaft die Behandlung des Antrags ab und verwies auf die Rechtsberatung des Bayerischen Landes-Sportverbandes.

Bendel und ihre Unterstützer hatten den Antrag, den sie ihrerseits ebenfalls hatten prüfen lassen, knapp vor Ablauf der Frist eingereicht, um einer Einflussnahme seitens des Hauptausschusses zu entgehen. Denn sie hatte ein Schreiben des Hauptausschusses von Anfang April nach eigener Aussage als bedrohlich empfunden. Unter anderem hieß es dort, man werde sich vorbehalten, die Darlegungen Bendels, ohne Rücksichtnahme auf die Abteilungsleiterin zu kontern.

Rechtfertigung

Der Vorstand hatte vor allem mit der Gleichbehandlung aller Abteilungen argumentiert. „Die Frage ist doch, warum wir den Turnern etwas erlauben sollen, was wir den anderen Abteilungen verweigern“, sagte Marco Berger. Lediglich die Skiabteilung bildet eine Ausnahme. Allerdings wurde bei der Mitgliederversammlung bekannt, dass Abteilungen wie Klettern, Tischtennis, Tanzen und Volleyball ebenfalls schon angeklopft haben, um auswärts trainieren zu können. Mangels Platz oder Hallenzeiten besteht bei ihnen derzeit ein Aufnahmestopp.

Das Leistungszentrum sei für den knapp 4800 Mitglieder umfassenden Verein eine teure Sache, erklärte Berger. Schatzmeister Wilfried Kaiser verdeutlichte dies auf Nachfrage des Merkur. Man habe da schon jährlich mit gut 10 000 Euro kalkulieren müssen.

Die fetten Jahre seien aber vorbei. Immerhin muss der Verein die Kosten für Bau- und Sanierungsmaßnahmen am vereinseigenen Sportzentrum selbst tragen. So werden allein 310 000 Euro für die Erneuerung der Heizungsanlage fällig. Die nötige Reinigung der Lüftungsanlagen ist mit 50 000 Euro veranschlagt. Mit anderen Ausgabeposten zusammen schmelzen damit die Rücklagen von über 700 000 auf 100 000 Euro zusammen.

Ehrung und neuer Vorstand

Für 60 Jahre Mitgliedschaft wurde Ignaz Sedlmeier ausgezeichnet. In der Würdigung hieß es, er habe dem Verein auch in schwierigen Zeiten eine große Verbundenheit entgegengebracht. Als früherer Präsident des SC Unterpfaffenhofen habe Sedlmeier viel für ein gutes Verhältnis der zwei Vereine untereinander beigetragen. Zum Ehrenmitglied ernannt wurde Monika Steidl. Seit 51 Jahren übt sie das Amt der dritten Kassierin aus. Insbesondere gewürdigt wurden ihre Verdienste um die Buchhaltung des Vereins. Neben Steidl hat der TSV noch vier weitere Ehrenmitglieder: Werner Fritzen, Irmi Gmeinwieser, Traudl Langnickel und Hans Link.

Marco Berger, bisher kommissarischer erster Vorsitzender, wurde nun von der Mitgliederversammlung offiziell im Amt bestätigt. In geheimer Abstimmung erhielt er 22 Gegenstimmen. Mit einem ähnlichen Ergebnis, aber in offener Abstimmung, wurden Willi Embacher (2. Vorsitzender), Wilfried Kaiser (1. Kassier) und Willi Braun (Technischer Leiter) bestätigt. Sabrina Gläss als Schriftführerin kam mit lediglich zwei Gegenstimmen davon.

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