Mehr als ein Ort zum Einkaufen: 300. Peitinger Bauernmarkt gefeiert – „Wir sind wie eine Familie“
Mit Freibier, Weißwürsten und Musik ist am vergangenen Freitag der 300. Bauernmarkt in der Peitinger Ortsmitte gefeiert worden.
Peiting – Dass ein Pfarrer ein Fass Bier anzapft, zählt nicht unbedingt zur Jobbeschreibung eines Geistlichen. „Die Anforderungen an uns werden immer mehr“, stellt denn auch Peitings katholisches Kirchenoberhaupt augenzwinkernd fest, ehe er unter dem wachsamen Auge von Hans Keppeler zum Holzhammer greift. „Ich hoffe, Sie sind gut haftpflichtversichert“, ruft Kröpfl Herwig Skalitza zu, schließlich hatte er die Ehre des Fassanstichs dem Mitorganisator des Peitinger Bauernmarkts zu verdanken. Doch die Sorge ist unbegründet, nach mehreren beherzten Schlägen kann der Pfarrer stolz vermelden: „O‘zapft is.“
Schnell füllen sich die Krüge und Becher mit dem Freibier, das an diesem Tag freilich nicht ohne Grund ausgeschenkt wird. Der Bauernmarkt am vergangenen Freitag war der 300. seit der Premiere vor 31 Jahren. „Dass es mal so lange gehen würde, hätte ich nicht gedacht“, stellt Skalitza fest. Noch gut erinnert er sich an die Anfänge, an die erste Versammlung mit den Landwirten aus der Region, bei denen die Idee für einen Bauernmarkt auf fruchtbaren Boden stieß.
Viele Anbieter der ersten Stunde sind heute noch dabei. „Der Lamprecht, Geflügel Fischer, der Honigstand, Leinauers mit ihren Fischen, die Herzogsägmühle, der Obststand vom Bodensee, der Olivenstand und natürlich die Holl Pankratia“, zählt Skalitza auf, während er seinen Blick über die 16 Stände schweifen lässt.

Ein Bauernmarkt ohne die rührige Peitinger Landwirtin, die sich gemeinsam mit dem 68-Jährigen seit Beginn um die Organisation kümmert, ist tatsächlich kaum vorstellbar. Nicht ein einziges Mal hat sie in den vergangenen 31 Jahren einen Markt verpasst, erzählt sie stolz, während sie an ihrem Stand routiniert die nächsten Kiachla ins heiße Fett gleiten lässt. Die leckeren Schmalznudeln sind eines ihrer Aushängeschilder. „So frisch vor Ort gebacken, wo gibt‘s das denn noch“, sagt die 80-Jährige.
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Es sind Besonderheiten wie diese, die den Peitinger Bauernmarkt über all die Jahre zu einer Institution im Ort hat werden lassen. Man müsse den Leuten eben immer etwas bieten, damit sie kommen, sagt Skalitza. So gibt‘s an diesem Tag nicht nur Freibier, der Trachtenverein bietet Weißwürste an, Michl Eberle und Georg Keppeler sorgen für die musikalische Unterhaltung. Das Erfolgsrezept geht auch diesmal auf – obwohl man ohne den eigentlich angekündigten adligen Ehrengast auskommen muss. Die Bayerische Kartoffelkönigin hatte ihren Besuch kurzfristig abgesagt.
Dafür sind umso mehr Besucher da. Das Wetter spielt mit, der mal angekündigte Regen bleibt aus, stattdessen kämpft sich die Sonne durch die Wolken. Vor den Ständen herrscht den ganzen Vormittag über reger Betrieb, säckeweise wandern frische Kartoffel über die Ladentheke, füllen sich Einkaufskörbe mit Honig, Brot und anderen Schmankerln. Wer nicht einkauft oder seine Besorgungen schon erledigt hat, nutzt die Gelegenheit für einen Ratsch.
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Der Bauernmarkt, er ist längst mehr als ein reiner Verkaufsort. „Er ist ein sozialer Treffpunkt“, betont Skalitza, ein Ort, „an dem Menschen zusammenkommen“, freut sich auch Kröpfl über das bunte Treiben am Hauptplatz. Dem kann Holl nur beipflichten. Sie schwärmt von der Atmosphäre, die auf dem Bauernmarkt herrsche. Man sei „wie eine große Familie“. Allen ist an diesem Tag ein Wunsch gemein: „Dass es noch viele Jahre weitergeht.“