Jungunternehmer (35) mit zukunftsorientierter Entscheidung: Jetzt ist er Chef von zwei Firmen und rund 50 Mitarbeitern
„Die Prozesskette, die wir so in Kombination haben, ist einzigartig am Markt“, sagt Roman Lerchenmüller und ist stolz auf seine Firma. 2018 übernahm der heute 35-jährige als Geschäftsführer den Familienbetrieb seiner Eltern, die Lerchenmüller-Systeme GmbH in Bernbeuren. Im Juli dieses Jahres traf er mit dem Kauf einer weiteren Firma eine zukunftsorientierte Entscheidung
Bernbeuren – Doch nun alles der Reihe nach: Den Anfang machten seine Eltern Ursula und Richard Lerchenmüller im Jahr 1990 mit der Gründung einer Lohnschleiferei. Roman tendierte von Beginn an ebenfalls in diese Richtung. 2012 schloss er sein Studium im Wirtschaftsingenieurwesen ab, arbeitete bis 2016 in einer anderen Maschinenbaufirma in Krailling und kehrte anschließend nach Hause zurück.
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Dort stieg er dann in den Familienbetrieb mit ein und änderte das Geschäftsmodell komplett. „Wir waren früher eine klassische Lohnschleiferei und haben jetzt eine komplette Prozesslösung aufgebaut für Halbzeuge und Präzisionsteile aus Hartmetall und Keramik. Das macht heute in Bernbeuren circa 80 Prozent unseres Geschäfts aus.“ Und: „In den vergangenen sechs Jahren haben wir auch rund sieben Millionen Euro in Fertigung und Gebäude investiert“, erzählt der Diplom-Wirtschaftsingenieur.
Vor gut einem Jahr fand er eine Anzeige vom Verkauf einer Firma
Das Lohnschleifen von Stahlteilen, auf dem vorher das Hauptaugenmerk lag, wurde in dieser Zeit vernachlässigt. Eine Lösung musste her. Dann wurde er vor gut einem Jahr auf die Anzeige des Familienbetriebs Grimminger in Illertissen aufmerksam, das verkauft werden sollte. „So eine Firma zu übernehmen, ist ein großer Schritt. Aber etwas Bestehendes weiterzuführen, ist trotzdem leichter, als etwas komplett neu aus dem Boden zu stampfen“, sagt Roman Lerchenmüller.
Er hörte beim Besuch in Illertissen und bei der ihm vorgelegten Geschäftsentwicklung Anfang 2024 auf sein Bauchgefühl: Als er sich mit den Inhabern der zweiten Generation des 55 Jahre alten Familienbetriebs im Juli 2024 einig wurde, musste er aber noch die 92-jährige Gründerin von sich überzeugen.
Zehn Millionen Euro Umsatz
In seiner Antrittsrede als neuer Chef lobte er den Mut, Fleiß und Zusammenhalt der Unternehmerfamilie und deren Mitarbeiter. Sie hätten damals ganz bescheiden, aber mit sehr viel Tatkraft, angefangen. Genau wie seine Eltern, die in den Anfängen der Firma den ersten Stock ihres Hauses als Ferienwohnung vermietete, um ein fixes Einkommen zu haben.
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Roman Lerchenmüller ist nun der erste Ansprechpartner für seine insgesamt etwa 50 Mitarbeiter – 30 in Illertissen und 20 in Bernbeuren – und wird in diesem Jahr laut eigener Aussage einen Umsatz von rund zehn Millionen Euro erwirtschaften. Derzeit ist Lerchenmüller ein bis zwei Tage in der Woche in Illertissen, kann sich aber auf einen langjährigen Mitarbeiter der Firma Grimminger, der nun zum Geschäftsführer ernannt wurde, verlassen. Die wichtigsten Kennzahlen des Betriebs lässt er sich wöchentlich zuschicken. Die bisherigen Inhaber werden den Übergabeprozess noch bis Ende des Jahres begleiten.
Als Marke auf dem Markt etablieren
„Mit Sicherheit müssen wir nicht alles verändern, dafür läuft die Firma zu gut. Aber ich habe natürlich schon eigene Ideen“, so Lerchenmüller. Die Firma Grimminger mache besonders, dass sie so eine hohe Anzahl an unterschiedlichen Schleifverfahren habe. „In dieser Kombination gibt es das am Markt sonst kaum. Als Gruppe sind wir in Deutschland jetzt die Firma mit den meisten Rundschleifverfahren, und das würde ich als Marke gern auf dem Markt etablieren“, so Lerchenmüller.
So sollen sie in Zukunft in Verbindung gebracht werden mit der Präzisionsbearbeitung in Bezug auf das Herstellen von Bauteilen durch verschiedene Rundschleifverfahren von unterschiedlichen Materialien. Dabei bewegen sie sich in einem Toleranzbereich von wenigen tausendstel Millimetern.
Raiffeisenbank immer an der Seite der Familie
In Illertissen werden hochpräzise Düsennadeln und Wellen aus Stahl gefertigt, die in Schiffsmotoren oder Hydraulik㈠aggregaten eingesetzt werden. In Bernbeuren liegt der Fokus auf der Verarbeitung von schwerzerspanbaren Werkstoffen. Daraus werden zum Beispiel Dosiernadeln für Microdosiersysteme aus Keramik gefertigt oder etwa Halbzeuge für die Schneidwerkzeugindustrie aus Hartmetall. Beide Firmen verbindet, dass sie sich im derzeit kleinstmöglichen Toleranzbereich bewegen.
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Ein sehr wichtiger Geschäftspartner in den 34 Jahren war immer die Raiffeisenbank Steingaden, die auch diese Erweiterung unterstützte. „Da ist ein Jungunternehmer, der hat’s drauf“, waren sich Vorstand Thomas Hipp und Firmenkundenberater Fabian Kees sofort einig und gaben ihm neben der Finanzierung wertvolle Tipps bezüglich staatlicher Förderungen. „Wenn wir Investitionen hatten, war die Raiffeisenbank immer unser erster und einziger Ansprechpartner“, ist Lerchenmüller dankbar für das vertrauensvolle Verhältnis.
Nähere Infos für Interessierte gibt es auf den beiden Homepages www.ler-sys.com und www.grimminger-schleiftechnik.de. Gelernte Zerspanungsmechaniker und Technikinteressierte können sich gern für den Standort Bernbeuren bewerben.
GWENDOLIN SIEBER