Historischer Ort in neuem Glanz: Rund 100 Besucher beim „Tag des offenen Denkmals“ in Schongau
Ein wahres Schmuckstück wurde im Rahmen des „Tag des offenen Denkmals“ in Schongau offiziell eingeweiht und vorgestellt: der sanierte Sonnengraben mit der Himmelsleiter. Auch der Polizeidienerturm lockte neugierige Besucher an.
Schongau – Groß war der Andrang Punkt 11 Uhr auf dem Lindenplatz in Schongau, dem Treffpunkt zum „Tag des offenen Denkmals“. Gut 100 Besucher wollten unbedingt mehr zur Sanierung des Sonnengrabens, der Himmelsleiter und des Polizeidienerturms erfahren, und diese Schongauer Sehenswürdigkeiten natürlich auch besichtigen. Und das war richtig spannend.
Bauamtsmitarbeiter Martin Blockhaus führte die Gäste zum Sonnengraben, der bereits seit Dezember letzten Jahres wieder begehbar ist, und zur Himmelsleiter, die heuer im Juni, ein Jahr nach dem Spatenstich, fertiggestellt worden war. Dabei erklärte er ausführlich von den vielen Arbeiten, die im Vorfeld nötig waren, wie beispielsweise die Stabilisierung der Stadtmauer in diesem Bereich, die Hangstabilisierung mit der gleichzeitigen Neufassung der dortigen Quelle und der Ertüchtigung der Standsicherheit der Terrasse. „Oft sieht man nachher nicht mehr, wie viel Arbeiten drumherum passiert sind, aber diese sind oft der Grund, warum manches eben etwas länger dauert“, erklärte er die Bauzeit von einem Jahr. Im Vergleich zu den Jahren, die dieser Teil des Stadtmauerumfelds nun Bestand haben soll, nämlich 100 Jahre, wirkt sie allerdings gering.
Drei Sehenswürdigkeiten im Fokus: Rund 100 Besucher beim „Tag des offenen Denkmals“ in Schongau
Doch nicht nur die hochwertigen Materialien und die saubere Handwerkerleistung machen die Himmelsleiter und den Sonnengraben zu einem Schmuckstück: Die Planer haben auch Wert auf die Aufenthaltsqualität gelegt. Die kleinen Brunnen auf halber Höhe der Himmelsleiter sind nach dem Kneipp-Prinzip gestaltet, das heißt man kann die Füße oder die Arme dort erfrischen. „Allerdings bleibt es noch spannend, wie es im Winter aussieht“, meinte Blockhaus in Hinsicht auf mögliche Eisbildung. Denn die Quelle läuft ja ununterbrochen.
Hübsch anzusehen ist jetzt auch der Sonnengraben: Auf dem kleinen Plateau dort wurden zahlreiche Kräuter gepflanzt, die neuen Bänke an der Stadtmauer sind durch blühende Kübel getrennt, und die wiederentdeckte Brunnenfigur sprudelt fröhlich vor sich hin und sorgt für ein fast schon mediterranes Flair. 1,75 Millionen Euro hat das ganze Projekt gekostet und wurde laut Bürgermeister Falk Sluyterman von der Regierung von Oberbayern mit 60 Prozent gefördert. „Das Ensemble kann sich wirklich sehen lassen“, ist das Stadtoberhaupt sichtlich stolz auf diese städtebauliche Aufwertung.
Zu dieser zählt auch die Sanierung des Polizeidienerturms, der unter anderem einen neuen Anstrich bekommen hat. Was die vielen Gäste aber noch mehr interessierte, waren die Geschichten und Anekdoten von Wolfgang Filser, der diese durch den Turm, seinem ehemaligen Zuhause, führte. Jeweils nur zehn Interessierte gleichzeitig durften in das Innere, aus brandschutzrechtlichen Gründen, und weil es in dem Turm einfach brutal eng ist. Was aus heutiger Sicht vielleicht pittoresk wirkt, hatte zu der Zeit, als Filser darin mit seinem Vater lebte (von 1946 bis 1957) durchaus seine Tücken – vor allem im Winter.
Schongauer Stadtmauer attraktiver machen: Noch mehr Projekte sollen folgen
„Wenn ich damals in der kalten Jahreszeit von der Schule gekommen bin, hat mein Papa gesagt, ich soll erst einmal für zwei Stunden unter die Bettdecke gehen, um mich aufzuwärmen“, erzählte Filser. Sehr anschaulich beschreibend und mit ganz vielen, oft sehr lustigen Anekdoten, ging der ehemalige Bewohner mit den Gästen von Raum zu Raum, wusste noch genau, wo welches Möbelstück stand, und wie sich das Leben damals abgespielt hat. „Samstag hatten wir immer unseren Schallplattennachmittag im Wohnzimmer“, erinnert er sich. Und sogar die längst in Vergessenheit geratenen Bands auf den Vinyl-Scheiben weiß er noch.
Damit dieses Wissen nicht verloren geht, hat Filser seine Erinnerungen auf Tafeln festgehalten, die in jedem Stockwerk aushängen. Und sie sollen dort bleiben, damit auch künftige Besucher den Turm „erleben“ können. „Wir wollen es unbedingt hinbekommen, dass der Polizeidienerturm öfter begehbar ist, denn er ist ein Schongauer Wahrzeichen“, stellt Kreisheimatpfleger und Städtebauförderer Jürgen Erhard in Aussicht.
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Und noch mehr Projekte sollen folgen, um die Schongauer Stadtmauer und ihr Umfeld noch attraktiver und erlebbarer zu machen. Ein nächster Schritt wird laut Martin Blockhaus die Illuminierung der Stadtmauer sein. Heißt: Sowohl die Beleuchtung der Wege, als auch das Anstrahlen der Mauer werden als Nächstes angegangen, „sobald es die Haushaltslage der Stadt zulässt“. So soll die historische Altstadt Stück für Stück aufgewertet werden.