„Eine Riesenschweinerei!“: Regierung streicht E-Auto-Prämie - zum Ärger vieler Autohändler

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Um das Haushaltsloch zu stopfen, hat die Regierung die Umweltprämie gestrichen. Die Konsequenzen dürfen nun Autohändler und Kunden ausbaden. © IMAGO/Michael Gstettenbauer

Erst vor wenigen Tagen hat die Bundesregierung die Umweltprämie gestrichen. Autohändler und Käufer haben nun mit den Folgen zu kämpfen.

Landkreis – Die Telefonwarteschleife des BMW-Autohauses Kirchseeon preist auch in der Woche nach dem GAU unverdrossen das Modell i5 an. „100 Prozent elektrisch“, lobt eine sonore Männerstimme. Dabei wirkt das Prädikat E-Auto seit dem vergangenen Wochenende eher abschreckend als verkaufsfördernd.

Umweltbonus für E-Autos fällt weg: Verkaufszahlen im Landkreis brechen ein

Mit dem plötzlichen, dem Bundes-Haushaltsloch geschuldeten Wegfall des Umweltbonus, der bis zu 4500 Euro Zuschuss vom Staat bedeutete, sind die E-Auto-Verkaufszahlen eingebrochen. Das ergibt ein Rundruf der EZ unter Autohäusern im Landkreis Ebersberg.

Nicht nur das. Richard Wagner, Chef des gleichnamigen Kirchseeoner BMW-Autohauses, sagt: „Am Montag sind die Telefone heißgelaufen und das E-Mail-Postfach übergegangen.“ Kunden mit laufenden Bestellungen, die fest mit dem Geld vom Staat gerechnet hatten, waren von dem Prämien-Aus übers Wochenende vor den Kopf gestoßen. Rückabwickeln habe sein Haus aber bislang keine Order müssen, sagt Wagner. Wie die meisten Hersteller springt auch BMW vorerst gegenüber den Betroffenen ein und zahlt die staatliche Kaufprämie.

Kunden sind stark verunsichert - Autohändler haben mit Verlustgeschäften zu kämpfen

„Große Verunsicherung“ diagnostiziert der BMW-Autohauschef im E-Auto-Kundenkreis. Bei Kauf- und Leasingfahrzeugen sieht er eine schwere Delle bei den Elektrofahrzeugen kommen. Seit Montag gebe es im betroffenen Preissegment bis 65 000 Euro – darüber gab es ohnehin keine Förderung – viel zu diskutieren, meist mit der Kunden-Ansage: „Ich bleibe beim Verbrenner.“

Das trifft beim Premium-Hersteller BMW des nur beschränkt förderfähigen Preisgefüges wegen nur wenige Modelle. Anders sieht es etwa bei Opel aus, wo die Prämie „ein großer, großer Anreiz“ für die Kunden gewesen sei. Das sagt Paul Eichhorn, Chef des gleichnamigen Opel-Hauses in Ebersberg.

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„Riesenschweinerei“: Autohändler sind geschockt über Beschluss der Bundesregierung

Bei ihm machen E-Autos nach eigenem Bekunden rund die Hälfte der Verkäufe aus. „Das kann man doch nicht machen!“, schimpft er und spricht von einer „Riesenschweinerei“, die die Bundesregierung übers Wochenende begangen habe. Bei E-Autos sei der Beratungs- und Verwaltungsaufwand für die Händler ohnehin schon ungleich höher als beim Verbrenner. Nun seien für die Kunden Planbarkeit und Vertrauen dahin. E-Auto hat der Autohaus-Chef seit Montag keins verkauft: „Ich wüsste nicht, wie.“

Ein Thema, das bei der Kirchseeoner Zweigstelle der „Auto Eder Gruppe“ laut Geschäftsführer Christian Kraft schon länger aufgeschlagen ist. „Die Streichung hat bei uns (...) aktuell kaum Auswirkungen auf die Nachfrage, da diese bereits im Keller ist“, so der Leiter des Autohauses schriftlich auf EZ-Anfrage. Das sei seit Monaten der Fall. Der Standort vertreibt Traditionsmarken wie Ford , Volvo und Mazda, aber auch den Oberklasse-Stromer Polestar.

Lokale Autohändler prophezeien Preisrückgang bei E-Autos

Die Nachfrage nach Verbrennern sei in seinem Haus unverändert hoch, während beim Kunden die „Vision der elektrifizierten mobilen Welt getragen durch Regierung und diverse Hersteller noch in keiner Weise angekommen“ sei, so Kraft. Er findet: „Die Hersteller werden hier sehr preisaggressiv reagieren müssen, um die Nachfrage (...) wieder anzukurbeln.“

Es herrscht große Unzufriedenheit

Mit einem drastischen Preisrückgang rechnet auch Opel-Händler Eichhorn aus Ebersberg. Einen positiven Aspekt aus Kundensicht kann er dem Prämien-Drama abgewinnen: Der E-Auto-Gebrauchtwagenmarkt könnte eine attraktive Alternative zum Neuwagenkauf werden, vermutet er. Und BMW-Chef Wagner aus Kirchseeon sieht den kurzfristigen Schlüssel zur Mobilitätswende in anderen Förderverfahren – über den gesamten Lebenszyklus des Fahrzeugs, wie es andere EU-Länder praktizierten, statt als reinen Kaufanreiz. „Es herrscht große Unzufriedenheit“, sagt Wagner. „Nicht mit den Herstellern – hauptsächlich mit der Politik.“

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