Landkreis Miesbach bei E-Mobilität gut aufgestellt
Laut einem deutschlandweiten Ranking ist der Landkreis Miesbach beim Ladenetz für E-Autos gut aufgestellt. Touristiker und Vertriebsleiter sehen aber Bedarf an Schnellladesäulen.
Landkreis – Immer wieder wachsen irgendwo im Landkreis neue E-Ladesäulen aus dem Boden. Beim Ausbau der E-Mobilität schneidet die Region im deutschlandweiten Vergleich gar nicht schlecht ab: Wie ein Ranking des Verbands der Automobilindustrie zeigt, liegt der Landkreis im obersten Viertel, setzt man die Anzahl der Ladepunkte ins Verhältnis zu den gemeldeten E-Autos (Platz 82 von 399). Die Attraktivität der Region, auf ein E-Auto umzusteigen, wertet der Verband sogar noch höher: Rang 42 von 399.
145 Ladesäulen im Landkreis
In der Region gibt es insgesamt 145 Ladesäulen mit insgesamt 291 Ladepunkten. Laut Bundesnetzagentur befinden sich die meisten davon im Gemeindegebiet Holzkirchen (24) gefolgt von Gmund (20), Kreuth (19) und Bad Wiessee (14). Im Landkreis Miesbach müssen sich den Daten zufolge 12,8 E-Autos einen Ladepunkt teilen. In Miesbach teilen sich rechnerisch rund 630 Einwohner einen Ladepunkt, im Kreis Bad Tölz-Wolfratshausen sind es 1422.
Zum Vergleich: In der Stadt Emden, Spitzenreiter im Ranking, kommen 4,5 E-Pkw auf einen Ladepunkt. Ebenso wurde anhand des Verhältnisses Ladepunkte zu Gesamtzahl der Pkw untersucht, wie attraktiv die Region für den Umstieg auf die Elektromobilität ist. Hier gehört der Landkreis mit Rang 42 zu den oberen zehn Prozent.
E-Autos im Landkreis
Die Zahl der gemeldeten E-Autos hat in den vergangenen Jahren immer stärker zugenommen. Dies zeigt ein Blick in die Statistik der Zulassungsstelle am Landratsamt. Während es vor fünf Jahren noch 76 neue E-Autos und 29 Hybrid-Autos waren, wurden im Jahr 2023 schon 789 E- und 167 Hybrid-Pkw neu zugelassen. Mit Stand von Mitte November sind im Landkreis 2777 Autos mit Elektromotor gemeldet, 1349 mit einem Hybridantrieb. Zum Vergleich: 91 176 Pkw fahren derzeit Verbrennungsmotor und MB-Kennzeichen durch den Landkreis.
Infrastruktur auf einem guten Weg
Florian Appel, Vertriebsleiter beim E-Werk Tegernsee, sieht den Landkreis und das Tegernseer Tal auf einem guten Weg. Das E-Werk betreibt derzeit 21 Standorte mit 27 Normal- und drei Schnellladesäulen. „Wir bauen stetig weiter aus, die Nachfrage ist vor allem bei Touristen und Tagesausflüglern da“, erzählt Appel. Vor allem am Wochenende und in den Ferien seien die Ladesäulen stark ausgelastet.
Beim Thema Schnellladesäulen sieht Appel aber noch Luft nach oben: Im Tegernseer Tal gibt es nur vier sogenannte DC-Ladesäulen, die einen Akku innerhalb von rund 30 Minuten aufladen. Dass nicht überall Schnellladesäulen installiert werden, liege an den hohen Netzanschlüssen, die dafür notwendig sind, erklärt Appel. „Es hängt auch davon ab, welche Nutzung der Standort anspricht.“ An Wanderparkplätzen würden beispielsweise langsamere, sogenannte AC-Ladesäulen ausreichen, weil die Fahrer hier mehr Zeit verbringen. An stark frequentierten Parkplätzen an Bundesstraßen, zum Beispiel auf dem Volksfestparkplatz in Gmund, setzt das Kommunalunternehmen auf Schnellladesäulen.

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Das E-Werk sucht weiterhin nach neuen Standorten, auch schnellere Schnellladesäulen sind langfristig geplant. Im Frühling 2025 soll eine weitere Schnellladesäule am Zentralparkplatz in Rottach-Egern installiert werden. Auch in anderen Kommunen setzen sich Unternehmen für die Infrastruktur ein. In Holzkirchen betreiben die Gemeindewerke sechs Ladesäulenstandorte.
E-Ladenetz auch für Tourismus wichtig
Für Harald Gmeiner, Tourismus-Vorsitzender der Regionalentwicklung Oberland (REO), nimmt die Ladeinfrastruktur auch im Tourismus eine immer größere Bedeutung ein. „Gäste mit E-Auto brauchen eine Ladesäule vor Ort, danach suchen sie auch ihre Hotels aus“, erklärt er. In den vergangenen Jahren hätten die Hotels im Landkreis deshalb immer mehr nachgerüstet. Bei der Ladeinfrastruktur in Hotels sieht Gmeiner den Landkreis gut aufgestellt.
Luft nach oben erkennt er allerdings noch bei der Zukunftsfähigkeit der öffentlichen Infrastruktur. Die REO stieß bereits einige Projekte an, unter anderem mit dem E-Werk im Tegernseer Tal oder mit BMW im Leichtzachtal und Schliersee. Der Touristiker spricht sich dafür aus, die Infrastruktur vor allem an den Hauptverkehrsstrecken auszubauen, wo es ohnehin bereits eine Tank-Infrastruktur gibt. „Dort müssen mehr Ladesäulen mit Hyperchargern (Schnellladesäulen – Anm. d. Red.) stehen.“ An den Tankstellen gebe es auch Angebote wie Shops oder Cafés, in denen die Fahrer während des Ladevorgangs warten können. Diese Angebote gibt es an den bestehenden Schnellladern im Landkreis, die meist an Parkplätzen stehen, nicht. Generell brauche es mehr Schnellladesäulen. „Wir müssen den Strom schnell ins Auto bekommen.“ Dann seien auch weniger Ladesäulen nötig.
Im internationalen Vergleich sieht Gmeiner die Miesbacher Region aber gut aufgestellt. „Wir brauchen uns nicht verstecken.“ sf
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