"Werden nicht die Welt retten" – Leser diskutieren über Lang, Neubauer und Klima

Ricarda Lang, Luisa Neubauer und Claudia Kemfert haben in einem Interview mit der "Zeit" über die Klimabewegung gesprochen – und Selbstkritik geübt. Der Bericht "In Dreier-Interview gestehen Lang und Neubauer Fehler – und Ökonomin verteidigt sich" sorgt in unsere Community für rege Beteiligung. Die Leser ringen Leser um Inhalt und Wirkung der Klimadebatte. Viele kritisieren Aktivisten als abgehoben oder politisch vereinnahmt. Andere verteidigen ihr Engagement, fordern aber realistischere Wege zum Klimaschutz. 

Verteilung der Meinung zu "So gespalten diskutiert die Community über Lang, Neubauer und Kemfert"
Zwischen Empörung und Zustimmung zeigt sich: Die Gräben beim Thema Klima verlaufen längst quer durch die Gesellschaft. FOCUS Online

Kritik an Klimabewegung und deren Kommunikation

27 Prozent der Leser werfen Aktivisten Arroganz und Realitätsferne vor. Viele empfinden deren Rhetorik als belehrend und moralisch überhöht. Kommunikationsexperten weisen seit Längerem darauf hin, dass die Klimabewegung in Teilen an Glaubwürdigkeit verliert, weil sie häufig Forderungen stellt, aber selten konkrete Wege zur Umsetzung aufzeigt. Die Kritik dieser Leser richtet sich damit weniger gegen Klimaschutz an sich als gegen die Art, wie er vermittelt wird. Einige Kommentare sind sarkastisch. 

"Ach, die Damen entdecken Fehler - und auch noch bei sich selbst. Das wäre mir nie eingefallen! Lang und Neubauer haben, wieder einmal, 'Kommunikationsfehler' gemacht. Damit sind sie das leidige Thema, warum sie keine Wahlen gewinnen, auf altbewährte Art los. Nix Neues unter der Sonne."  Zum Originalkommentar

"Diese Arroganz, dass einzig und alleine Deutschland das Klima retten könne und wir auf Teufel komm raus uns dafür einschränken und bezahlen müssen, hat das Thema zu einem Hassthema gemacht. Es liegt an der Kommunikation. Wenn man erkennt, dass ein Handeln einen Vorteil bringt, handelt man von ganz alleine und muss nicht gezwungen werden. Das Zauberwort ist also die Kommunikation. Erklären. Aufklären. Informieren."  Zum Originalkommentar

"War und ist zu arrogant. Zudem unrealistisch. Mehr muss man dazu nicht sagen."  Zum Originalkommentar

Kritik an Expertinnen und deren Aussagen

Andere Kommentatoren sind kritisch gegenüber Wissenschaftlerinnen wie Claudia Kemfert. Sie bezweifeln deren Unabhängigkeit und werfen ihr Nähe zu politischen Institutionen vor.
Solche Vorwürfe sind nicht neu. Fachleute betonen allerdings, dass Klimamodelle und Prognosen auf transparenten Daten basieren und regelmäßig überprüft werden – unabhängig von parteipolitischer Zugehörigkeit.

"Frau Kemfert kann man doch nicht mehr ernst nehmen. Seit Jahren trifft sie Prognosen und Aussagen, die nie eintreffen oder sich als kompletten Unsinn herausstellen. Deutschland wird auch nicht die Welt retten. Dass sie das immer noch nicht begriffen hat, zeigt, dass ihre Meinung vollkommen unwichtig ist."  Zum Originalkommentar

"Wissenschaft muss unabhängig sein. Das sehe ich bei Frau Kemfert nicht. Es ist ja ihr gutes Recht, für den Klimaschutz zu kämpfen. Das macht man dann aber von einer Partei aus."  Zum Originalkommentar

"Kempfert und Fratzscher. Man sollte immer sehr genau darauf hören, was die beiden so von sich geben. Dann nur exakt das Gegenteil davon machen und alles wird gut."  Zum Originalkommentar

Zweifel an internationaler Wirksamkeit

Einige Leser zweifeln an der globalen Wirkung deutscher Klimapolitik. Häufig wird argumentiert, dass Deutschlands Anteil an den weltweiten Emissionen zu gering sei, um den Unterschied zu machen. Tatsächlich liegt der deutsche Anteil bei rund zwei Prozent, doch als Industrienation hat Deutschland eine Vorbildfunktion – viele politische Maßnahmen zielen auf technologische Innovationen, die international übertragbar sind. Die Leserkommentare zeigen, wie stark der nationale Fokus und globale Frust in der Klimadebatte verschmelzen.

"Frau Kemfert nennt es eine moderne Form der 'Klimaleugnung', wenn man sagt, dass Deutschland allein das Klima nicht 'retten' kann. Deutschland ist für max. 2 % der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Das heißt, 98 % werden von anderen Ländern verantwortet. Was wollen wir da noch erreichen können?"  Zum Originalkommentar

"Man kann nicht daherkommen und fordern, dass Deutschland zu 100 Prozent seiner Verantwortung nachkommen soll, während viel größere Verursacher ihrer Verantwortung nicht einmal zu zehn Prozent nachkommen. Wenn Klimaschutz nur funktioniert, wenn alle Verantwortung übernehmen, sollte sie sich mal in China und den USA engagieren."  Zum Originalkommentar

"Muss denn Deutschland überhaupt 100 % klimaneutral werden? Oder wäre es nicht besser, 90 % anzustreben und das Geld für die letzten 10 % in die Anpachtung von Regenwald zu investieren?"  Zum Originalkommentar

Sorgen um Wirtschaft und Kosten

13 Prozent der Leser kritisieren die wirtschaftlichen Folgen der Klimapolitik. Sie verweisen auf steigende Energiepreise, Investitionsrisiken und eine wachsende Kluft zu außereuropäischen Märkten. Auch Ökonomen warnen vor Wettbewerbsnachteilen, wenn Klimaschutz ohne industriepolitische Flankierung erfolgt. Die Bundesregierung versucht daher, Investitionen in grüne Technologien mit Subventionen und Steuererleichterungen abzufedern – ein Balanceakt zwischen Ökologie und Ökonomie.

"Deutschland muss nicht klimaneutral werden. Die Welt retten wir nicht, da das Fossile, was wir nicht verbrauchen, woanders benutzt wird. Alleine Stahl klimaneutral herstellen zu wollen, wer soll denn dann solch teuren Stahl kaufen? Wir machen China immer stärker."  Zum Originalkommentar

"Die Öko-Katastrophe ist ausgeblieben, die wirtschaftliche aber sehr eingetroffen. Das kann nicht mal Kemfert leugnen..."  Zum Originalkommentar

"Dtl plant bis 2045 klimaneutral zu werden. Kosten: 6 Billionen Euro. Pro Kopf 71.400 Euro, für eine vierköpfige Familie 285.600 Euro. Der Temperatureffekt nach IPCC Messgrößen: 0,003 Grad Celsius, das ist global nicht mehr messbar. Und während Dtl reduziert, steigern andere massiv."  Zum Originalkommentar

Persönliche Ablehnung gegenüber Klimaprominenten

Einige Kommentare richten sich nicht gegen Klimaschutz, sondern gegen seine prominentesten Gesichter. Aktivistinnen wie Luisa Neubauer oder Politikerinnen wie Ricarda Lang werden als abgehoben, privilegiert oder realitätsfern wahrgenommen. Diese Zuschreibungen spiegeln ein wachsendes Gefühl sozialer Distanz: Viele Menschen erleben die Klimabewegung als Projekt einer akademischen und urbanen Elite, die Lebensrealitäten in ländlichen Regionen oder unteren Einkommensgruppen kaum berücksichtigt.

Soziologen sehen darin weniger ein Kommunikationsversagen Einzelner als eine strukturelle Herausforderung: Klimapolitik greift tief in Alltagsgewohnheiten ein – von Heizung bis Mobilität – und trifft damit besonders jene, die wenig finanzielle Spielräume haben. Wenn moralische Appelle ohne soziale Perspektive auftreten, wird Klimaschutz schnell als bevormundend empfunden. 

"Am Beginn des Interviews die Reumütigen geben, um später alles wieder abzuräumen. Die Arroganz ist/war nur das Sahnehäubchen auf die völlige wirtschaftliche, physikalische und technische Inkompetenz."  Zum Originalkommentar

"Bevor Neubauer konfuse Ratschläge verteilt, sollte sie erst einmal arbeiten gehen. Dann kommt sie auf andere Gedanken und lernt die reale Welt kennen."  Zum Originalkommentar

Zweifel an Motiven der Akteure

Auch Eigeninteresse oder Machtstreben der Akteuere werden von unseren Lesern hinterfragt. Der Klimawandel erscheint ihnen als "Geschäftsmodell". Solche Vorwürfe greifen zwar verkürzt, spiegeln aber ein reales Misstrauen gegenüber Wissenschaft und Politik. Studien zeigen, dass die Glaubwürdigkeit von Expertinnen seit der Corona-Pandemie stark gesunken ist. Vertrauen entsteht weniger durch Autorität, sondern durch Transparenz und konkrete Erfolge.

"Der Klimawandel ist doch erstmal ein riesiges Geschäftsmodell für Wissenschaftler und Politikerinnen. Wissenschaftler machen Karriere, indem sie uns immer wieder erzählen, sie könnten den Klimawandel in ihrer Glaskugel vorhersehen."  Zum Originalkommentar

"Den Damen ist gemein, dass sie begeistert von ihrem eigenen Geschwätz sind. Leider ist das dem Klima völlig egal."  Zum Originalkommentar

"Keine Angst, der Klimawandel ist nicht Gefahr, aber die ganzen Forscher und Experten (immer mehr) machen uns das Leben schwer."  Zum Originalkommentar

Ironie & Sarkasmus

Diese Kommentare richten sich gegen mediale Aufmerksamkeit für Klimaprominente oder vermeintliche Doppelmoral. Ironie dient dabei als Abwehrmechanismus – gegen Überforderung, Moralisierung und politische Ohnmacht. Viele Leser empfinden die mediale Dauerpräsenz der Bewegung als überzogen, während wirtschaftliche Sorgen kaum Gehör fänden

"Luisa Neubauer aus dem Reemtsma-Clan sollte doch zunächst einmal dafür sorgen, dass nicht mehr geraucht wird. Die Raucher aus aller Welt sind die größten Luftverschmutzer."  Zum Originalkommentar

Wie blicken Sie auf die Klimadebatte – braucht es bessere Kommunikation, wirtschaftlichere Lösungen oder neue Gesichter? Diskutieren Sie mit! Welche Perspektive finden Sie am überzeugendsten? Schreiben Sie Ihren Kommentar und bringen Sie sich in die Debatte ein.

Hinweis: Die in diesem Artikel zitierten Kommentare geben ausschließlich die Meinungen unserer Leser wieder und wurden inhaltlich nicht verändert. Die Analyse, Auswertung und thematische Gruppierung der Kommentare erfolgt automatisiert mithilfe Künstlicher Intelligenz.