„Nie wieder ist jetzt“: Große Auszeichnung für Erinnerungsort Badehaus

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Ilse Aigner lauschte genau: Dr. Sybille Krafft und Rathauschef Klaus Heilinglechner führten durch das Badehaus. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Das Badehaus Waldram setzte sich beim Bürgerpreis des Landtags gegen 82 Mitbewerber durch. Die Auszeichnung ist eine von vielen - aber trotzdem besonders.

Viele Politiker haben die multimediale Ausstellung am Kolpingplatz schon gesehen. Sie staunten über den Blick in die nahe zurückliegende deutsche Geschichte und informierten sich im Badehaus über die NS-Siedlung, die der Ort einst war, über Zwangsarbeiter im Ortsteil während des Weltkriegs, das jüdische DP-Lager Föhrenwald und das heutige Waldram. Der Eindruck, den das Badehaus hinterlassen hat, war offensichtlich nachhaltig: Der Bürgerpreis des Landtags wird dem Museum verliehen. Unter 82 Bewerbungen setzte sich das Waldramer Projekt durch.

„Nie wieder ist jetzt“: Große Auszeichnung für einen besonderen Erinnerungsort

Das Badehaus ist Auszeichnungen gewohnt. Der Bürgerpreis des Landtags ist der zehnte Preis, den das Museum feiert. „Es ist eine ganz besondere Würdigung unserer Arbeit“, freut sich Badehaus-Frontfrau Dr. Sybille Krafft. Die Vereinschefin spricht von einer „großartigen Anerkennung für das Engagement“, das ehrenamtlich geleistet wird. Über 60 000 Stunden steckten die Mitstreiter des Erinnerungsorts bereits in das Projekt. Mit Erfolg: Schon 19 000 Besucher konnte das Team am Kolpingplatz begrüßen.

Geschichtsforschung für die Zukunft

Nicht nur, um bloß die Vergangenheit wiederzugeben: „Der Blick in die Geschichte wird dann wertvoll, wenn er dazu dient, die Zukunft zu gestalten“, sagt Krafft. Geschichtsforschung sei keine „l‘Art pour l‘Art“ – also Kunst um der Kunst Willen. „Wir wollen mit unserer Arbeit Bewusstsein schaffen, dafür, wohin rassistisches und nationalistisches Gedankengut führt.“

Dieser Aspekt war es, der die Jury überzeugte. „Nie wieder ist jetzt! Ehrenamtliches Engagement für Vielfalt, Zusammenhalt und Demokratie“ lautete das Motto des Preises. Alle Träger „setzen sich in besonderer Weise für die Erinnerungskultur ein – und dafür, dass sich Ereignisse aus der Geschichte nicht wiederholen“, schreibt die Pressestelle des Landtags in einer Mitteilung. Das Badehaus sei ein „beeindruckender, innovativer und kreativer Ort des Erinnerns, des Lernens und des Begegnens, an dem insbesondere junge Leute einbezogen werden“. Das Projekt wende sich gegen Antisemitismus, Rassismus und rechtsextreme Gesinnungen, schreibt der Landtag.

Erst Nazi-Bauten, dann jüdisch und später katholisch: Der Ortsteil Waldram hat eine bewegte Geschichte

Ausgewählt wurden die Preisträger von einem Beirat, dem je ein Vertreter jeder Landtagsfraktion, des Gemeindetags, des Städtetags und der Landtagspresse angehört. Geleitet wurde der Beirat von Ilse Aigner. Die Landtagspräsidentin war kürzlich selbst Gast im Museum und erhielt eine Führung von Krafft und ihren Mitstreitern.

Viele Projekte haben sich für den Bürgerpreis beworben

Krafft warb bei diesem Rundgang erneut für eine institutionelle Förderung des Erinnerungsorts. Das Museum ist nämlich bis auf den Tag auf finanzielle Zuwendungen angewiesen. Eine feste Förderzusage über einen längeren Zeitraum gibt es jedoch nicht. Der erste Platz beim Bürgerpreis des Landtags ist mit 25 000 Euro dotiert. Zwei weitere Projekte erhielten Preise: Zweiter Platz wurde das Inklusionsprojekt „Nie Wieder“ im Landkreis Miltenberg in Unterfranken. Über 10 000 Euro Preisgeld freuen sich die Initiatoren des deutsch-israelischen Forschungsprojekts „Alef-Bet“ in Oberfranken – dieses belegte den dritten Platz..

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