In der Bürgerversammlung ging es nicht nur um das Thema Sportgymnasium. Rathauschef Michael Müller legte seinen Rechenschaftsbericht vor.
Geretsried – Gerade einmal 13 Personen kamen im vergangenen Jahr zur Bürgerversammlung. In diesem Jahr mussten noch Stühle herbeigeschafft werden, so groß war das Interesse. Die Mensa der Karl-Lederer-Schule platze aus allen Nähten. Mehr Platz wäre sicherlich im Ratsstubensaal gewesen – der war aber belegt. Dort fand die Generalprobe der Loisachtaler Bauernbühne statt. Bevor es um das Thema Sportgymnasium ging, legte Bürgermeister Michael Müller Rechenschaft ab über das vergangene Jahr. Der Rathauschef sprach auch die S-Bahn-Verlängerung an und meinte zu dem mittlerweile oft müde belächelten Thema: „Lachen Sie nicht, im Zweifel werden wir damit schneller konfrontiert, als wir denken.“
Fernwärme
Nach dem Fehlschlag vor ein paar Jahren ist die Gothermie und damit ein Fernwärmenetz wieder ein Thema. „Jetzt gibt es mit dem Eavor-Loop einen neuen Versuch“, berichtete Müller. Das sei ein anderes Verfahren als damals. „Vereinfacht gesagt bohrt man, lässt Wasser runter, nutzt die Erdwärme, warmes Wasser kommt hoch, das entweder Wärme oder Strom erzeugt.“ Verlaufen die Bohrungen nach Plan, werde die Stadt ab 2026 mit dem Ausbau eines Fernwärmenetzes beginnen. Der Bau werde mutmaßlich sieben Jahre in Anspruch nehmen, und zunächst würden große Abnehmer im Fokus stehen.
Photovoltaik
Laut dem Bürgermeister werden die Dächer von städtischen Gebäuden sukzessive mit Photovoltaik ausgestattet. „Bei einigen geht's nicht“, sagte Müller mit Blick auf das Eisstadion – statische Gründe würden dagegen sprechen.
LED-Umrüstung
Heuer und im kommenden Jahr werde die Beleuchtung an Sportplätzen und die Flutlichtanlagen auf LED umgestellt. Der Rathauschef erinnerte außerdem daran, dass es seit zehn Jahren einen Stützpunkt der Verbraucherzentrale Energie in Geretsried gebe. Jeden dritten Donnerstag im Monat gebe es nach vorheriger Anmeldung eine kostenlose Energieberatung.
Kinderbetreuung
Für knapp zehn Millionen Euro baut die Stadt derzeit an der Johann-Sebastian-Bach-Straße eine Kindertageseinrichtung. Ganz in der Nähe ist kürzlich – am alten Standort der Kita Blechkiste – eine Interimskita eröffnet worden. Der Umzug in die neue Kita ist für 2026 geplant. „Wir liegen ganz gut in der Kostenprognose“, so Müller. „Momentan sind die Ausschreibungen wieder günstiger.“
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Laut Betriebserlaubnis gibt es in der Stadt 244 Krippen-, 1054 Kindergarten- und 191 Hortplätze plus 280 Plätze in der Mittagsbetreuung. „Nicht die Plätze sind das Thema, sondern das Personal bei den Trägern“, betonte der Bürgermeister.
Mittelschule
Derzeit ist die Mittelschule noch auf zwei Häuser aufgeteilt. Das soll sich ändern, wenn an der Adalbert-Stifter-Straße neu gebaut wird. Derzeit sei man noch in der Entwurfsphase für das neue Schulgebäude, sagte Müller. Errichtet werden soll der Neubau zwischen 2026 und 2028. Die geschätzten Kosten für den Neubau und die Sanierung des Altbestands belaufen sich aktuell auf 49 Millionen Euro – in etwa die gleiche Summe, die der Landkreis in die Sanierung von Gymnasium und Realschule steckt. „Das wird das größte Investitions- und Bauprojekt, das die Stadt Geretsried überhaupt hat“, meinte Müller. Zum Vergleich: In das Hallenbad flossen circa 18 Millionen Euro.
Mittagsbetreuung
Auch an den Grundschulen in der Stadt wird gebaut: Wie berichtet werden die Gebäude für die Mittagsbetreuung aufgestockt. In die Erweiterung an der Karl-Lederer-Grundschule fließen 3,5 Millionen Euro, die Fertigstellung ist für März 2025 geplant. In die Aufstockung an der Isardamm-Grundschule werden fünf Millionen Euro investiert. Die Bauarbeiten sollen im Herbst 2026 beendet sein.
Mobilitätskonzept
Der X-Bus von Bad Tölz über Geretsried nach Wolfratshausen und Starnberg sei eine große Bereicherung für den öffentlichen Nahverkehr, lobte der Bürgermeister. Auch für Geretsried versprach der Rathauschef Verbesserungen. So sollen die Linien 379 und 378 ausgebaut werden mit einer Erweiterung der Haltestellen im Geltinger Gewerbegebiet und einer Taktverdichtung. Um den Stadtbus müsse man sich noch Gedanken machen.
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Zum Thema On-Demand-Busse wie sie in Flächengemeinden wie Egling oder Dietramszell vorgesehen ist, sagte Müller: „Wenn Stoßzeiten sind, wird das laut Verkehrsexperten in Geretsried nicht funktionieren.“
S-Bahn-Verlängerung
Zum Schluss sprach Müller die S-Bahn-Verlängerung nach Geretsried an. „Ich war im September beim Minister“, berichtete der Bürgermeister. Der Planfeststellungsbeschluss werde für nächstes Jahr erwartet. Das Publikum reagierte zum Teil amüsiert über diese Ankündigung. Bekanntlich wartet die Stadt seit Jahrzehnten auf einen Gleisanschluss. Die neuerliche Nutzen-Kosten-Untersuchung ist wie die erste positiv ausgefallen. Damit gibt es laut dem Rathauschef einen gesetzlichen Anspruch auf Förderung in Höhe von 75 Prozent der auf aktuell 433 Millionen Euro geschätzten Maßnahme. „Aus meiner Sicht ist jetzt die Finanzierung die größte Thematik“ – also wann der Bund die 75 Prozent bereitstellen kann.
2025 steht die Bundestagswahl an. „Da muss auch von unserer Seite politischer Druck kommen“, sagte Müller. Das andere sei die Finanzierung auf kommunaler Ebene. Es gibt Beschlüsse des Landkreises sowie der Städte Geretsried und Wolfratshausen, die Mehrkosten für die Tieferlegung der Gleise in Wolfratshausen zu tragen. Diese Posten müssten sowohl in den Kreishaushalt, also auch in die Etats der beiden Städte einfließen. Und dann gibt es noch den Freistaat und die Deutsche Bahn, die schon seit längerem über eine Finanzierungsvereinbarung verhandeln. Der Bürgermeister: „Wenn man seriös und ernsthaft darüber nachdenkt, sind wir so nah dran wie noch nie. Das Gleiche gilt für die B11-Verlegung.“
Dritter Landrat Koch: Kreisumlage wird wahrscheinlich steigen
Die Stadt Geretsried ist mit 26 000 Einwohnern die größte Stadt im Landkreis. Und sie ist auch die größte Kreisumlagenzahlerin. Das berichtete Klaus Koch, der Landrat Josef Niedermaier in der Bürgerversammlung vertrat. Circa ein Fünftel der gesamten Einnahmen des Landkreises finanziere die Stadt. Somit sei alles, was im Landkreis passiere, „immer relativ relevant für die Stadt Geretsried“. Weil sich die finanzielle Situation in den nächsten Jahren aufgrund der Wirtschaftslage deutlich schlechter darstellen werde, rechne man mit einer Erhöhung der Kreisumlage, und zwar um drei bis vier Punkte, kündigte der stellvertretende Landrat an. Den Gürtel enger zu schnallen, „ist nicht so leicht“, sagte Koch mit Blick auf die vielen Aufgaben, zu denen der Landkreis verpflichtet sei. Und Gestaltungsmöglichkeiten seien dadurch begrenzt. Ein Problem sei auch die Strukturveränderung im Landkreis: Junge Familien könnten sich oft das Leben in der Region nicht mehr leisten. Menschen im Alter zwischen 18 und 29 Jahren würden abwandern, Männer und Frauen aber erst mit über 40 zuwandern. „Das belastet uns“, so Koch. Weil sie viel Wohnraum schaffe, sei die Stadt Geretsried „weit vorbildlich in der gesamtoberbayerischen Tendenz“, lobte der Dritte Landrat.