Die Auer Marktgemeinderäte haben den Bürgerantrag zum Erhalt des Kindergartens Maria de la Paz mit nur einer Gegenstimme abgelehnt. Doch das letzte Wort ist womöglich noch nicht gesprochen.
Au/Hallertau – Aus Platzgründen war man vorsorglich in die Hopfenlandhalle umgezogen: Neben Bekanntgaben und Anfragen stand auf der Tagesordnung der Marktgemeinderatssitzung am Dienstag in Au zwar nur ein Punkt, aber der hatte es in sich. Es ging um den Bürgerantrag zum Erhalt des Kindergartens Maria de la Paz. Doch schnell zeigte sich: Für die Räte ist das Thema erledigt.
Schon jetzt fehlen 220 Quadratmeter
Rund 30 Interessierte, darunter das Ehepaar Kodritsch als Antragsteller sowie die Leiterin und Mitarbeiterinnen des Kindergartens, hörten dann auch Bürgermeister Hans Sailer zu. In einer Power-Point-Präsentation mit 16 Folien legte er die Kinderbetreuungssituation im Markt noch einmal grundlegend dar und zeigte gemeinsam mit Geschäftsleiterin Katharina Oberhofer auf, dass das Angebot an Betreuungsplätzen so schnell wie möglich um zwei Kindergarten- und zwei Krippengruppen erhöht werden müsse, um den Bedarf zu decken.
In Maria de la Paz fehlen bereits jetzt 220 Quadratmeter Nutzfläche. Außerdem gebe es im Falle eines Erhalts und des erforderlichen Ausbaus mehrere Probleme. So würde sich etwa durch einen deutlichen Anstieg an Hol- und Bringverkehr die Verkehrssituation am Klosterberg deutlich verschlechtern, es müsste eine Übergangslösung mit Containern her, die Umbauzeiten sowie die Kosten dafür seien extrem schwer zu kalkulieren. Außerdem sei eine Erweiterung mit einem massiven Eingriff in den Garten verbunden.
Maria de la Paz bleibt erhalten
Zwei gewichtige Punkte, die laut Sailer ebenfalls gegen den Erhalt des Kindergartens sprechen: Im Flächenvergleich schneidet Maria de la Paz selbst mit einer Erweiterung von dann insgesamt 3700 Quadratmetern schlechter ab als das Areal des alten Bauhofs an der Schlesischen Straße, wo der neue Kindergarten geplant ist. Dort stehen 4900 Quadratmeter zur Verfügung. Nicht zu vernachlässigen sind die Kosten: Der Erhalt mit Erweiterung beläuft sich laut Schätzung auf 9,3 Millionen Euro, ein Neubau auf 7,5 Millionen.
Zudem betonte der Rathauschef: „Es war nie die Rede davon, dass wir Maria de la Paz abreißen oder verkaufen wollen.“ Nach der Sanierung des 100 Jahre alten Baus sollen im Erdgeschoß zwei Kinderkrippengruppen Platz finden, außerdem ist angedacht, die Gemeindebücherei dorthin umzusiedeln.
In der anschließenden Diskussion ergriff Barbara Prügl für die GOL-Fraktion als Erste das Wort. „Ich bin pro Bürgerbeteiligung, das bedeutet Interesse am Heimatort“, erklärte sie zunächst. Dann jedoch fand sie deutliche Worte: Die GOL habe sich umfassend informiert, sogar zwei Fahrten zu Kindergärten unternommen, um sich in der Praxis die Vor- und Nachteile einer Sanierung eines Altbestands sowie eines Neubaus anzuschauen. Die Erkenntnis: „Eine Sanierung kommt nie an die Standards eines Neubaus hin“ – etwa in puncto Schallschutz. Mit Blick auf die Antragsteller sagte sie, ihr Eindruck sei gewesen, dass die Argumente für einen Neubau nicht gehört hätten werden wollen. „Wir sind für den Neubau“, betonte Prügl.
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Schwaiger vermisst neue Argumente
Gleiches bekräftigte Sebastian Röhrig für die FWG-Fraktion. „Unsere Kinder sollen die bestmögliche Betreuung bekommen.“ Die Sachargumente zeigten, dass das nur mit einem Neubau möglich sei. „Das ist der zukunftsweisende Weg.“
Florian Schwaiger (CSU/PfW) dachte nicht nur an die Kinder, sondern auch an die Pädagogen. „Wir werden die Personalsituation nicht verbessern, wenn wir nicht bald was unternehmen. Da kommt keiner mehr, und die, die da sind, laufen davon.“ Allein deshalb sei der Neubau unerlässlich. Er betonte auch: „Bürgerbeteiligung ist grundsätzlich gut, in dem Fall aber zu spät.“ Es sei kein einziges neues Argument auf den Tisch gekommen, das nicht vor zwei Jahren, als die Grundsatzentscheidung zum Neubau einstimmig gefällt wurde, schon diskutiert und verworfen worden sei.
Nur ein Rat pro Bürgerantrag
Einzig Martin Hellerbrand (CSU/PfW) schlug eine andere Richtung ein. Der Erhalt des Kindergartens Maria de la Paz sei „für gewisse Leute eine Herzensangelegenheit“. Auch andere Kommunen hätten es geschafft, einen in die Jahre gekommenen Altbau wieder herzurichten. In seinen Augen sei ein Neubau auch für die Verkehrssituation an der Schlesischen Straße problematisch.
Dem widersprach sein Fraktionskollege Michael Hillebrand: „An der Schlesischen Straße gibt es viel bessere Möglichkeiten, den Verkehr zu regulieren, als am Klosterberg.“ Franz Asbeck (FWG) betonte: „Wir müssen wirtschaftlich denken, nicht emotional.“ Die beste Lösung sei demnach ein Kindergartenneubau – und der Erhalt von Maria de la Paz als Ort für die ganze Bevölkerung.
Letztlich stimmte nur Hellerbrand für den Bürgerantrag, die anderen Ratsmitglieder votierten dagegen. Sailer bedankte sich für das Ergebnis. „Auch ich bin von einem Neubau überzeugt.“
Nächster Schritt Bürgerbegehren?
Birgit und Karl-Heinz Kodritsch zeigten sich nach der Sitzung ernüchtert, aber nicht überrascht. Das bekräftigte Karl-Heinz Kodritsch am Mittwoch im FT-Gespräch noch einmal. „Angesichts dessen, was schon in der Presse zu lesen war, haben wir nix anderes erwartet.“ Die Frage, ob man nun ein Bürgerbegehren beantrage, um in der Causa Maria de la Paz einen Bürgerentscheid zu erreichen, wollen die Kodritschs am Wochenende mit ihren Mitstreitenden diskutieren. „Ich persönlich bin fürs Weitermachen“, so Karl-Heinz Kodritsch. Sollten sich alle dazu entschließen, könnte mit einer bestimmten Anzahl an (neuen) Unterschriften ein Bürgerentscheid erreicht werden. Dann würden in einer offiziellen Abstimmung nicht die Gemeinderäte, sondern die Auer Bürger über die Zukunft des Kindergartens entscheiden.