150 Jahre im Dienst der Allgemeinheit: Feuerwehr Linden feiert Jubiläum
Die Freiwillige Feuerwehr Linden feiert am Wochenende ihr 150. Jubiläum. Das erste Feuerwehrhaus stand 1877 in Linden - drei Jahre nach der Gründung.
Dietramszell – Könnte sie sprechen, hätte sie viele Geschichten zu erzählen: Die rote Standarte mit den goldenen Fransen begleitet die Freiwillige Feuerwehr Linden seit über 120 Jahren. 44 Reichsmark hat der damalige Vorstand Josef Mayer im Jahr 1913 für sie laut Kassenbuch bezahlt. Zum 150. Gründungsjubiläum der Wehr erstrahlt sie frisch renoviert in neuem Glanz. „Die Standarte ist unser ältestes Relikt“, sagt Vorstand Martin Kreitmair.
Erste Jahrzehnte liegen im Dunkeln
Ins Leben gerufen wurde die Lindener Wehr am 25. April 1874. Das geht aus einer Urkunde des Bayerischen Landes-Feuerwehrverbands hervor. Viel mehr ist aus der Anfangszeit nicht bekannt, erzählt Kreitmair – weder die Namen der Gründungsmitglieder noch deren Anzahl. „Wir sind sogar in München im Staatsarchiv auf die Suche gegangen. Die ersten Jahrzehnte liegen im Dunkeln“, bedauert der 39-Jährige, der vor 25 Jahren als Fähnrich anfing und 2018 den Vorsitz übernahm.

Aus dem Lindener Gemeindehaushalt weiß man immerhin, dass das erste Feuerwehrhaus 1877 in Linden entstand. Anfang des 20. Jahrhunderts zog die Wehr in den Nachbarort Lochen um – zufällig auf das Grundstück des heutigen Vorsitzenden. Seit 1966 ist sie wieder in ihrem Gründungsort Linden beheimatet. 2009 renovierten und erweiterten die Feuerwehrler das Gebäude in Eigenregie, 2018 zimmerten sie einen neuen Schlauchturm.
Aktuell 90 aktive Mitglieder
Heute zählt die Lindener Wehr 90 aktive Mitglieder, darunter sechs Frauen und Mädchen. Sie deckt die Ortsteile Linden, Lochen, Reuth, Schlickenried und Dietenhausen mit insgesamt rund 800 Einwohnern ab. Anders als in der Anfangszeit machen Brände heute nicht mehr den Großteil ihrer 20 bis 30 Einsätze pro Jahr aus. „Das letzte Feuer, das wir in Linden löschen mussten, war Weihnachten 2020“, berichtet Kreitmair. Häufiger werden die Floriansjünger zu technischen Hilfeleistungen gerufen, etwa bei Verkehrsunfällen, umgestürzten Bäumen auf der Straße oder Kellerüberflutungen. Dazu kommen Absperrmaßnahmen und Sicherheitswachen bei Veranstaltungen wie dem Dietramszeller Leonhardi-Umzug.

Kreitmairs Vorgänger, der heutige Ehrenvorsitzende Anton Huber, erinnert sich noch an die Jahrhundertstürme Vivian und Wiebke, die im Februar 1990 eine Spur der Verwüstung in der Gemeinde hinterlassen hatten: „Kaum waren wir mit dem Aufräumen fertig, konnten wir wieder von vorne anfangen.“ Noch schlimmer aber sei der Schneesturm im April 1994 gewesen, der viele Niederspannungsmasten abgeknickt und Reuth vier Monate von der Stromversorgung abgeschnitten habe.
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Während der Schneekatastrophe 2019 rückte die Lindener Wehr 15-mal zu Einsätzen aus. „Für eine Beerdigung haben wir sogar den Friedhof ausgeschaufelt“, berichtet der Erste Kommandant Michael Gruber. Auch nach dem verheerenden Hagelschaden in Benediktbeuern im vergangenen Jahr waren die Kameraden bei den Aufräumarbeiten dabei: „Zusammen mit den anderen Dietramszeller Feuerwehren haben wir 6000 Sandsäcke gefüllt. Am nächsten Tag waren zehn Leute von uns vor Ort und haben 15 Hausdächer notdürftig abgedeckt“, so Gruber.
Das Programm
Freitag, 7. Juni: Totengedenken, Bieranstich mit Witzemeisterschaft und Steckerlfisch (ab 19.30 Uhr);
Samstag, 8. Juni: Oldtimer-Treffen für alle Marken (ab 10 Uhr);
Sonntag, 9. Juni: Empfang der Vereine (8 Uhr), Kirchzug, Gottesdienst (10 Uhr), Festumzug mit Baiernrainer Blasmusik;
Montag, 10. Juni: Festausklang mit dem Onkel-Bazi-Orchester;
Veranstaltungsort: Festhalle in der Haarstraße, Linden.
Ein großer Schritt für die kleine Wehr war das neue Löschfahrzeug mit Atemschutzausrüstung, das sie vor zwei Jahren erhielt. „Jetzt sind wir technisch auf dem aktuellen Stand“, freut sich Kreitmair. Stolz sind Vorsitzender und Kommandant auf den Fortbildungseifer ihrer Truppe: Fast alle haben die höchste Stufe der Feuerwehr-Leistungsabzeichen abgelegt. Damit liegen sie landkreisweit an der Spitze.

Ehrgeizig zeigen sich die Lindener auch bei der Organisation der Jubiläumsfeierlichkeiten: „Wir machen alles selbst“, sagt der Vereinschef: „Ausschank, Bewirtung und Essen.“ Seit eineinhalb Jahren sind sie mit den Vorbereitungen beschäftigt. „Der ganze Ort hilft mit.“ Zu den Höhepunkten des Festwochenendes zählt der Festumzug mit rund 70 geladenen Vereinen. Ganz vorne mit dabei: die rot-goldene Standarte, die an die Anfangsjahre der Wehr erinnert.
cw
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