Wehrdienst-Gesetz: Leser diskutieren Gleichberechtigung, Politik und Wehrpflicht

Ein neues Gesetz für den Wehrdienst – und viel Kritik von unseren Lesern. Im Beitrag "Kabinett beschließt Gesetz für neuen Wehrdienst" überwiegt Empörung über ungleiche Pflichten für Männer und Frauen. Viele bezweifeln zudem, dass das Modell mit Freiwilligkeit funktioniert, andere sehen die Politik auf dem falschen Kurs. Klar ist: Die Frage nach Wehrdienst und Gleichberechtigung bewegt – und spaltet die Kommentarlage deutlich.

Lesermeinungen Wehrpflicht
Verteilung der Lesermeinungen zum neuen Wehrpflichtsgesetz. FOCUS online

Kritik an Gleichberechtigung

30 Prozent der Kommentare wenden sich gegen die Ungleichbehandlung von Männern und Frauen beim Wehrdienst. Viele Leser fordern, dass alle Geschlechter gleichermaßen verpflichtet werden. Häufig schwingt Ironie mit, die Empörung über vermeintliche Schlupflöcher prägt den Ton.

"Obwohl es die Gleichberechtigung schon sehr lange gibt, das AGG seit 2006 und Art. 3 GG expressis verbis Diskriminierung ausschließt, bleibt die Frage, warum die Musterung für junge Männer verpflichtend sein soll und für Frauen nicht. Ich finde das selektiv und erst recht nicht mehr in die heutige Zeit passend."  Zum Originalkommentar

"Männer müssen, Frauen können: Soviel zum Thema Gleichberechtigung. Nein, Frauen sollten auch müssen!"  Zum Originalkommentar

"Wo ist da die sonst überall geforderte Frauenquote? Also Mädels, ab zum Bund."  Zum Originalkommentar

"Im Grunde fällt alles, was die SPD die letzten Jahrzehnte vertreten hat wie ein Nebelgebilde zusammen. Jetzt in der Frage der Gleichberechtigung. Uns wurde jahrzehntelang Gleichberechtigung gepredigt. Feministische Politik, Gendern usw. Jetzt ist auf einmal keine Rede davon. Nur junge Männer müssen dienen. Politik von mehr Schein als Sein oder Lug und Trug? Wo ist es denn gerecht, dass Politiker wie Frau Strack-Zimmermann und auch andere Einsätze der Bundeswehr fordern können, wohlwissend, dass ihr Geschlecht an diesen nie teilnehmen muss?" Zum Originalkommentar

"Warum nur Männer? Das ist doch mit der heute Gleichstellung gar nicht mehr vereinbar. Dagegen sollte Mann direkt klagen, denn Frauen können das genauso gut." Zum Originalkommentar

 

Politische Kritik

Ein Großteil zweifelt an Mut und Kompetenz der Politik. Sie werfen der Bundesregierung Zögerlichkeit, Intransparenz und fehlenden Umsetzungswillen vor. Frust über 'Murks' und Misstrauen gegenüber den Verantwortlichen überwiegen.

"Kurzsichtig. Die Zwangswehrpflicht ist in einem halben Jahr fällig oder glaubt jemand, dass ab morgen 200.000 Freiwillige vor der Türe stehen? Zeigt nur, wie feige die Bundesregierung ist."  Zum Originalkommentar

"Unsere Politiker haben es immer noch nicht begriffen. In zwei Jahren ( 01.07.2027) soll die Wehrpflicht verpflichtend sein, und bis dahin, versucht man, was vorher schon nicht geklappt hat, Soldaten/innen zu finden. Da kann man nur hoffen, dass der Russe uns nicht vorher angreift. Die Regierung sofort austauschen."  Zum Originalkommentar

"Jede Wette, dass auch das wieder nur Murks ist. Sie können es nicht, nicht einmal zugeben, dass sie vollkommen unfähig sind. Seit Jahren quälen uns die Altparteien mit ihrer Arroganz und Inkompetenz. Wie lange noch?"  Zum Originalkommentar

Zweifel am Freiwilligenprinzip

Der Zweifel bei rund sieben Prozent der Leser ist groß, dass sich überhaupt ausreichend Freiwillige finden. Sie verweisen auf die Gefahr von Auslandseinsätzen und stellen die Rolle Deutschlands in internationalen Konflikten grundsätzlich infrage.

"Wehrpflicht? Dass man sich als Soldat in Afghanistan oder der Ukraine wiederfindet? Dort, wo die Nato eigentlich nichts verloren hat? Da werden wenige Freiwillige kommen."  Zum Originalkommentar

"Es werden sich keine Freiwilligen melden, solange der Umstand droht, dass man auch außerhalb des Nato-Gebietes kämpfen müsste."  Zum Originalkommentar

"Die Nato meint also, dass Deutschland Soldaten braucht. Wer hätte das gedacht, dass dieser Hype Russland uns so was bescheren würde. Nach zwei selbst ausgelösten Weltkriegen wäre es sicher besser, sich hier zurückzuhalten, doch gibt es genügend Politiker, die unbedingt auf kriegstüchtig bestehen. Man lernt wohl nie aus Fehlern."  Zum Originalkommentar

Allgemeine Wehrpflicht

Einige argumentieren für eine generelle Wiedereinführung der Wehrpflicht. Erinnerungen an eigene Dienstzeiten mischen sich mit Kritik am freiwilligen Modell und Forderungen nach gerechter Bezahlung.

"Was ist denn das für ein Schwachsinn? Freiwillig? Wir mussten damals, ob wir wollten oder nicht und im Nachhinein muss ich sagen, es war mit die beste Zeit meines Lebens. Noch heute pflege ich viele Freundschaften, die damals entstanden sind. Führt die allgemeine Wehrpflicht wieder ein und diesmal bitte im Sinne der Gleichberechtigung für alle."  Zum Originalkommentar

"Wehrdienst würde vielen jungen Menschen mal ganz guttun."  Zum Originalkommentar

 

Sorgen um zusätzliche Bürokratie

Ein kleiner Teil befürchtet einen aufgeblähten Verwaltungsapparat. Die Sorge gilt zusätzlicher Bürokratie, ineffizienter Strukturen und hohen Kosten für ein ohnehin angespanntes System.

"Was passiert real, wenn es verabschiedet werden sollte? Erst mal werden neue Jobs in den Kreiswehrersatzämtern geschaffen und Leute gesucht, bei Leitungspositionen sicher gerne Parteimitglieder. Die müssen dann bei den Kommunen Daten anfordern, die dank rund 5.000 unterschiedlicher IT-Systeme in den Kommunen vermutlich per Fax geschickt werden."  Zum Originalkommentar

Sonstiges, Ironie & Sarkasmus

29 Prozent verteilen sich auf viele Einzelaspekte: von Spott über Geschlechtsidentitäten bis zu patriotischen oder ablehnenden Kommentaren. Manche stellen die Wehrpflicht grundsätzlich infrage, andere fordern Ersatzdienste etwa im Pflegebereich.

"Da man ja mittlerweile das Geschlecht jedes Jahr eigenverantwortlich ändern darf, würde ich mich im Musterungsjahr zur Frau machen und hätte das Problem erledigt!"  Zum Originalkommentar

"Vor Wochen noch erzählte Pistorius, die Bundeswehr könne 'nur' 5.000 zusätzliche Wehrpflichtige aufnehmen und ausbilden. Jetzt sollen es schon 15.000 werden. Immer noch zu wenige. Das wird ein Murks und eine Belastung für das bisschen Truppe, was noch vorhanden ist."  Zum Originalkommentar

"Für meine Familie würde ich kämpfen. Für dieses verlorene Land nicht."  Zum Originalkommentar

"Genau, und wenn angegeben wir nicht dienstfähig zu sein, dann muss Ersatzdienst geleistet werden. Könnte der Pflege zugutekommen."  Zum Originalkommentar


 

Die Diskussion um das neue Wehrdienst-Gesetz zeigt: Selten stoßen politische Entscheidungen auf so vielfältige, aber auch starke Emotionen wie über Pflicht, Gleichberechtigung und patriotische Verantwortung. Diskutieren Sie mit: Sollte der Wehrdienst künftig für alle gelten – und wie müsste ein Modell aussehen, das einer modernen Gesellschaft gerecht wird?

Hinweis: Die in diesem Artikel zitierten Kommentare geben ausschließlich die Meinungen der Nutzerinnen und Nutzer wieder und wurden inhaltlich nicht verändert. Die Analyse, Auswertung und thematische Gruppierung der Kommentare erfolgt automatisiert mithilfe Künstlicher Intelligenz.