Erste Kundgebung in Puchheim: Ein fast harmonischer Protest gegen Rechts

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Vor allem ältere Menschen kamen am Sonntagnachmittag auf den Grünen Markt, um an der Kundgebung für Demokratie teilzunehmen. © Peter Weber

Die Kundgebung in Puchheim zog 400 Menschen an, die friedlich den Reden lauschten. Das Signal: Wir stehen für Demokratie ein und gegen Rechtsextremismus. Alles in allem hatten sich alle lieb – nur der CSU-Ortsverband war mit einem Protest gegen den Protest vertreten.

Puchheim – Man könnte sagen, die Kundgebung in Puchheim lief vorbildlich ab. 400 Menschen nahmen teil. Sie zeigten Kartons mit Aufschriften, alles friedlich, nicht schrill, nicht mit um Schlagzeilen heischenden Mitteln.

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Daran hielten sich auch die, die bei der Veranstaltung als Redner vorgesehen waren, wie Marianne Lindner-Köhler. Seit dem Jahr 2008 lebt sie mit ihrer Familie in Puchheim und tritt als Mary Long immer wieder bei Poetry Slams auf. Die 1981 in der Schweiz geborene Frau weiß eine Bühne zu nutzen. Sie selber darf als Schweizerin weder bei Kommunal- noch bei Europawahlen mitstimmen. Aber: „Auch wenn ich nicht wählen darf, kann ich doch meine Stimme erheben.“ Und was ihr genauso wichtig ist: „Ich habe die Wahl, was ich meinen Kindern vermitteln kann.“ Es sei einfach wichtig, für die Demokratie einzustehen. „Es ist wahnsinnig toll, was sich hier alles versammelt hat.“

Am Grünen Markt sind es eher die Älteren, die gekommen waren. Trotzdem sind die Jüngeren vertreten: in Form des Jugendbeirats-Vorsitzenden Fabian Scheiber. „Demokratie ist für mich selbstverständlich, weil ich damit aufgewachsen bin“, sagt der 23-Jährige. Umso wichtiger ist es für ihn, seine Stimme dafür einzusetzen, die Demokratie zu stärken.

„Weil Radikalismus unser Zusammenleben zerstört“, wie es Achim Puhl ausdrückt, der Geschäftsführer der Volkshochschule. Die zählt neben der Stadt zu den Mitorganisatoren der Protestaktion. Puhl nennt mit der Werteunion und der AfD in Thüringen ausdrücklich zwei Beispiele, gegen die es vorzugehen gelte. „Rechtsradikale Ansichten dürfen nicht verharmlost werden.“ Einer der Protestierenden drückt das auf seinem Plakat so aus: „Menschenrechte statt rechte Menschen.“

Puchheims Bürgermeister Norbert Seidl warnt daher davor, einfachen Lösungen auf den Leim zu gehen, wie sie die AfD anbiete. „Aus einfachen Lösungen sind vor 90 Jahren Krieg und Endlösung entstanden.“ So ein Blick in die Vergangenheit müsse Mahnung genug sein. Wie Puhl betont auch Seidl, wie wichtig es sei, dass alle demokratischen Kräfte zusammenstehen.

CSU-Ortschef Dominik Schneider protestierte gegen die Form der Veranstaltung
CSU-Ortschef Dominik Schneider protestierte gegen die Form der Veranstaltung © Peter Weber

Deshalb nehme er es „sehr erfreut“ zur Kenntnis, dass alle im Stadtrat vertretenen Fraktionen zu der Protestaktion erschienen seien. Eine kleine parteipolitische Spitze folgt dann doch: „Nur ein Ortsverband hat sich in eine Sackgasse manövriert“, sagt Seidl in Richtung des CSU-Ortsvorsitzenden Dominik Schneider. Auf dessen Plakat stand: „Jeder Extremist ist Mist.“ Schneider hatte im Vorfeld der Veranstaltung den Umfang des Protestes als zu eng nur gegen Rechtsradikale gefasst gesehen.

Einer großen landkreisweiten Protestaktion steht Rathauschef Seidl skeptisch gegenüber. Vielmehr gelte es, Initiative vor Ort zu ergreifen und zu fördern.

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