Schwaches Wachstum, hohe Arbeitslosigkeit: In Österreich zeigt sich, was Deutschland blühen könnte
Österreich hat gewählt: Die Rechtsaußenpartei FPÖ geht als klaren Wahlsieger hervor. Eine Erklärung liefert die schwache Konjunktur im Land - das sollte Deutschland eine Warnung sein.
Wien – Österreich hat am Wochenende gewählt: Bei der Nationalratswahl erzielte die rechtskonservative FPÖ als stärkste Kraft 28,9 Prozent der Stimmen, auf Platz zwei landet die ÖVP mit 26,3 Prozent - ein zweistelliger Verlust und die größte in der Parteigeschichte. Nun folgt die schwierige Koalitionsbildung. Eine stabile Regierung wird die Aufgabe haben, die Wirtschaft des Landes wieder anzukurbeln. Dort sieht die Lage nämlich schon ernster aus, als in Deutschland.
Wirtschaft in Österreich: Schlusslicht innerhalb der EU zusammen mit Deutschland
In Österreich kommt die Konjunktur schon länger nicht in Schwung. Schon 2019, also vor den Kriegen und Krisen der 20er Jahre, schrumpfte die Wirtschaft im Alpenland, im vierten Quartal des Jahres damals um 0,6 Prozent. Dann kam die Coronapandemie mit den herben wirtschaftlichen Rückgängen auf der ganzen Welt - und Österreich hat sich seitdem nicht erholt.
Seit dem vierten Quartal 2020 lag Österreich sieben Mal in den Quartalsberichten der europäischen Statistikbehörde auf den unteren Rängen, Deutschland war sechs Mal bei den Schlusslichtern notiert. Für das Gesamtjahr 2024 erwartet die Österreichische Nationalbank (OeNB) ein Minus von 0,7 Prozent, nachdem die Konjunktur schon 2023 um 0,7 Prozent geschrumpft war.
Inflation in Österreich wesentlich höher als in Deutschland
Auch die Inflation hat sich als hartnäckiger als in Deutschland erwiesen. Im Oktober, November und Dezember 2023 lag sie in Österreich noch deutlich über fünf Prozent. Hierzulande war damals schon der Rückgang deutlich spürbar, die Teuerungsrate lag in den gleichen Monaten unter vier Prozent. Für die Österreicher und Österreicherinnen dürften die hohen Preise bei der Wahl eine wichtige Rolle gespielt haben.
Und auch bei der Arbeitslosigkeit ist die Lage in Österreich schlechter, als in Deutschland. Im September 2024 lag die Quote bei 6,6 Prozent, im August lag sie noch bei 6,7 Prozent. Das allein ist auch schon ein Rückgang im Vergleich zu Jahresbeginn, als noch 8,1 Prozent der Menschen in Österreich auf Arbeitssuche waren. In Deutschland liegt die Quote im September 2024 bei 6,0 Prozent, der höchste Stand seit den Pandemiejahren.
Energiepreise in Österreich hoch - Rechtspopulisten wittern ihre Chance
Die Gründe für die schwache Konjunktur in Österreich sind im Wesentlichen dieselben, wie hierzulande: Schwacher Konsum, viel Bürokratie und die Energiepreise sind zu hoch - und das trotz der Tatsache, dass Österreich noch immer Öl aus Russland importiert. Das hat sich kaum bis gar nicht auf die Preise im Alpenland ausgewirkt.
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Der Rechtsruck ist also eine Folge dieses wirtschaftlichen Frusts. Und den sieht man auch in anderen Ländern, denen es wirtschaftlich in den vergangenen Jahren schlecht ging: Die italienische Wirtschaft dümpelt seit 2022 vor sich hin, in den vergangen drei Quartalen gab es dort Wachstumsraten von 0,1, 0,3 und 0,2 Prozent. In Schweden und Finnland ist die Wirtschaft in vier der letzten acht Quartale geschrumpft; in den Niederlanden ist die Wirtschaft sogar in fünf von acht Quartalen zurückgegangen.
Wenig überraschend, dass in diesen Ländern nun auch Rechtspopulisten an die Macht gelangt sind. Das sollte Deutschland vor der Bundestagswahl im Jahr 2025 eine Mahnung sein: Wirtschaftlicher Abschwung und Wohlstandsängste nähren die Populisten. Aktuellen Umfragen zur Wahl in einem Jahr sehen die AfD bundesweit bei 19 Prozent.