Alle Hähne aufgedreht: Wirt flutet absichtlich eigenes Restaurant

Die Mitarbeiter des Captain's Quarters Riverside Grille in Prospect im US-Bundesstaat Kentucky wehren sich gegen Hochwasser. Um ihr Restaurant vor den Fluten des Ohio River zu schützen, ergreifen sie eine ungewöhnliche Maßnahme. 

Sie fluten das Restaurant absichtlich mit sauberem Wasser, um das Eindringen von schmutzigem Hochwasser zu verhindern. Andrew Masterson, Mitinhaber des Lokals, zeigt auf der Facebook-Seite seines Restaurants die Vorgehensweise.

Alle Hähne aufgedreht, doch selbst das könnte nicht reichen

Masterson und das Team des Restaurants haben alle Spülen, Wasserhähne und eine Brunnenwasserpumpe aufgedreht, bis etwa 1,80 Meter sauberes Wasser im Gebäude standen. „Wir haben zuvor Küchengeräte und elektrische Schaltkästen abgeklemmt“, erklärte Masterson im Video. Wenn die Strategie erfolgreich bleibt, könnte sie das Restaurant vor teuren und zeitaufwendigen Reinigungsarbeiten bewahren. 

Allerdings befürchtet Masterson, dass das Wasser von draußen durch Fenster, Türen oder Lüftungsschächte ins Gebäude gelangen könnte, falls die Wasserstände um das Haus höher als 1,80 Meter steigen. Dies würde den Aufwand der Renovierung deutlich erhöhen.

Hochwasser hat bereits 25 Menschenleben gefordert

Schwere Regenfälle im Süden und Mittleren Westen der USA haben intensive Überschwemmungen verursacht, die laut CNN das Leben von mindestens 25 Menschen forderten. Das Hochwasser traf viele Gemeinden, Flüsse in mehreren Staaten sind weiterhin auf dem höchsten Pegel. 

Wendy Quire, die Geschäftsführerin des Brown Barrel Restaurants in Frankfort, Kentucky, sagte dem US-Sender: „So schlimm habe ich es in meinen 52 Lebensjahren noch nie erlebt.“ John Ward, Sheriff von Kentucky’s Hardin County, berichtete von Häusern unter Wasser, die zuvor nie betroffen waren: „Ich denke, die Menschen waren nicht bereit.“ Auch die Wasserversorgung in Teilen Kentuckys ist bedroht.

Screenshots auf dem Video zeigen die unterschiedliche Färbung des Wassers im Restaurant und draußen.
Der Farbunterschied zwischen drinnen und draußen ist deutlich (Fotomontage). Facebook, Captain's Quarters Riverside Grille

Wann eine Versicherung bei Hochwasser zahlt

Auch in Deutschland kommt es immer wieder zu schwerem Hochwasser. Die neue schwarz-rote Koalition plant sogar einen verpflichtenden Versicherungsschutz für Gebäude gegen Hochwasserschäden.

Um nach Schäden von der Versicherung wirklich Geld zu erhalten, müssen Hauseigentümer jedoch einige Punkte beachten:

  • Elementarschadenversicherung: Standard-Wohngebäude- und Hausratversicherungen decken Schäden durch Hochwasser oder Starkregen nicht ab. Um sich gegen solche Naturereignisse abzusichern, ist eine zusätzliche Elementarschadenversicherung erforderlich.
  • Dokumentation der Schäden: Nach einem Unwetter sollten Sie alle Schäden umfassend dokumentieren. Fotografieren Sie die betroffenen Bereiche und erstellen Sie eine Liste der beschädigten Gegenstände, um Ihre Ansprüche bei der Versicherung geltend zu machen.​
  • Sofortmaßnahmen zur Schadenminderung: Ergreifen Sie umgehend Maßnahmen, um weitere Schäden zu verhindern. Dazu gehört beispielsweise das Abpumpen von Wasser oder das Abdecken beschädigter Dächer. Informieren Sie Ihre Versicherung über die ergriffenen Schritte.​ Das Haus zu fluten ist in den meisten Fällen keine Option.
  • Fristen für die Schadensmeldung: Melden Sie den Schaden so schnell wie möglich Ihrer Versicherung. Viele Versicherer verlangen eine Schadensmeldung innerhalb von sieben Tagen nach dem Ereignis.
  • Überprüfung des Versicherungsschutzes: Prüfen Sie regelmäßig, ob Ihre bestehenden Versicherungen ausreichenden Schutz bieten. Gerade in Zeiten zunehmender Unwetterereignisse ist es wichtig, den Versicherungsschutz an aktuelle Gegebenheiten anzupassen

Olaf will sein Dorf um drei Meter anheben, um es vor den Fluten zu schützen

Auch in Deutschland greifen die Menschen mitunter zu überraschenden Maßnahmen, um sich vor Hochwasser zu schützen. Seit einem Jahrzehnt kämpft Olaf Lier, Leiter des Ordnungswesens von Coswig, dafür, das sächsische Dorf Brockwitz teilweise um drei Meter anzuheben. Trotz Millionenförderung stockt das Projekt jedoch. 

Brockwitz wird regelmäßig von Hochwasser geplagt, insbesondere die tieferliegende Niederseite des Dorfes. Die 24 Häuser dort werden ständig verwüstet. Zu Weihnachten 2023 stand das Wasser bis zur Terrassentür einiger Häuser.