Zwischen Sparzwang und Hoffnung: Moosburger Stadträte verabschieden äußerst angespannten Haushalt

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Die Rolle der Stadt Moosburg als attraktives Mittelzentrum mit breitem Freizeit- und Sportangebot sowie als Schulstandort ist mit hohen Kosten verbunden. Das wurde jetzt wieder beim Aufstellen des städtischen Haushalts für 2026 deutlich. © Forster

Moosburgs Haushalt 2026 beschert den Stadträten Bauchweh. Immerhin: Steigenden Schulden stehen große Investitionen gegenüber. Und es gibt noch mehr Lichtblicke.

Moosburg – Einstimmig haben Moosburgs Stadträte am Montag den Haushalt für 2026 abgesegnet. Zusammenfassend lässt sich sagen: Das finanzielle Atmen wird immer schwerer für die Stadt. Schuld ist wie in vielen anderen Kommunen auch ein Korsett aus steigenden Aufgaben ohne adäquaten Finanzausgleich, nötigen Großinvestitionen und stagnierender Gewerbesteuer. Dennoch gab es fraktionsübergreifend Stimmen, die alles nicht so schwarz sehen wollten.

Große Hoffnung setzt Ortschef Josef Dollinger auf künftig steigende Gewerbesteuererlöse. „Degernpoint II steht vor dem Abschluss, sodass wir das Gewerbegebiet nächstes Jahr durchaus verwirklichen können.“ Auch Jungheinrich habe man die Erweiterung ermöglicht, was Arbeitsplätze schaffe. Für die Expansion der Firma Heinz sei der Aufstellungsbeschluss erfolgt, und bei der BayWa in Unterreit gehe es wohl nächstes Jahr weiter. „Auch das Sondergebiet Amperauen steht vor der Umsetzung. Wir haben also entscheidende Punkte gesetzt, dass die Gewerbesteuer wieder steigen kann.“

Den mit acht Millionen Euro größten Ausgabeposten des Verwaltungshaushalts, die 16 Kindertageseinrichtungen, bezeichnete Dollinger als gut angelegtes Geld. Der aktuelle Schuldenstand liege insgesamt bei rund 28 Millionen Euro, was eine Pro-Kopf-Verschuldung von 1400 Euro ergebe (Bayern-Schnitt: 1564). „Aber die Schulden werden die nächsten Jahre durch unsere Großinvestitionen steigen.“ Er verwies auf die Erweiterung der Theresia-Gerhardinger-Grundschule (Bericht folgt), die größte Investition der Stadtgeschichte, bei der abzüglich der Förderung rund 13 Millionen Euro zu stemmen seien. Die Summe werde aber schon wieder durch die erwarteten Grundstückserlöse aus Degernpoint II kompensiert. Auch andere Flächenkäufe seien eine zukunftsträchtige Wertanlage.

„Wir haben einen regelrechten Sparzwang“

Finanzreferent Jörg Kästl (ÖDP) zeigte sich beeindruckt von der „Gelassenheit, Stringenz und Konstruktivität“, mit der der Haushalt mit der Kämmerei ausgearbeitet worden sei. „Am Ende ist was rausgekommen, mit dem wir leben können.“ Er gehe davon aus, dass das Zahlenwerk genehmigt werde. Kästls expliziter Dank galt Kämmerer Martin Krumbucher. Und er betonte: „Wir haben einen regelrechten Sparzwang.“

Für die CSU mahnte Rudolf Heinz an, „dass wir einen neuen Rekordhaushalt von zirka 120 Millionen Euro haben, wenn wir 2026 mit Resten aus 2025 zusammenrechnen“. Rücklagen seien aufgebraucht, die Neuverschuldung enorm. Trotz großer Sorgen gebe es einige Beispiele, dass Moosburg „zukunftsfit“ sei. Große Hoffnungen setzt er auf den von CSU und Grünen beantragten und beschlossenen Wirtschaftsförderer sowie die Einsparkommission beim Grundschul-Anbau, die auf seinen Druck nun gebildet wird. In den hohen Aufwendungen für Kinderbetreuung sah er „Entlastung und Lebensqualität für Familien“.

Grünen-Sprecher Michael Stanglmaier erinnerte daran, dass „wir Kommunen rund 30 Prozent der staatlichen Ausgaben tragen, aber nur über etwa 14 Prozent der Steuereinnahmen verfügen“. Die finanzielle Ausstattung stimme strukturell nicht mehr. Man habe in Moosburg schon schmerzhafte Kürzungen vorgenommen, könne aber nicht alles streichen. „Freiwillig heißt eben nicht verzichtbar.“

„Dafür haben die Bürger sicher Verständnis“

Reinhard Lauterbach (FW) sah das ähnlich. Manche freiwilligen Leistungen seien unverzichtbar und „eine Wertschätzung gegenüber den Bürgern, die sich auch ehrenamtlich engagieren“. Der Haushaltsentwurf, der ihm durchaus „Stirnfalten und graue Haare beschert hat“, enthalte „die richtigen Weichenstellungen für Moosburg“.

„Wir müssen jeden Euro dreimal umdrehen“, fand Michael Hobmaier (Fresh). „Gleichzeitig wissen wir: Stillstand ist Rückschritt. Die geplante Neuverschuldung ist notwendig, um zukunftsweisende Investitionen zu tätigen.“ Diese müssten sich idealerweise selbst tragen. Er schlug Maßnahmen zur Optimierung vor, etwa eine bessere Steuerung und Auslastung öffentlicher Hallen.

Martin Pschorr (SPD) monierte, dass die Kinderbetreuung „immer nur als Kostenfaktor genannt wird“. Dabei sei das ein ganz wichtiger Bereich, den man sehr positiv beurteilen müsse. Auch für die jüngsten Investitionen in die Wasserversorgung „haben die Bürger sicher Verständnis“.

Gerhard-Michael Welter (AfD) sprach als Letzter: „Mit jeder Rede ist meine kürzer geworden.“ Sein einziger inhaltlicher Beitrag war, dass er einen Wirtschaftsförderer skeptisch sehe, sich aber gern vom Gegenteil überzeugen lasse.

Zahlen zum Haushalt: Der Ansatz 2026

Gesamtetat: 98,8 Millionen Euro; Verwaltungshaushalt: 66,9 Millionen; Vermögenshaushalt: 31,9 Millionen; Zuführung Vermögenshaush.: 0 Euro; Zuführung Verwaltungshaush.: 2,9 Millionen; Gewerbesteuer: 8,7 Millionen; Einkommensteuer: 16,0 Millionen; Rücklagen: 0 Euro; Prognostizierter Schuldenstand 31. Dezember 2026: 45,7 Millionen; Neuverschuldung: 14 Millionen; Kreisumlage: 14,95 Millionen; Schlüsselzuweisung: 6,5 Millionen.