„Hoch und Heilig“: Tölzerin stellt in neuem Buch Pilgerwege in den Alpen vor

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„Das spirituelle Erlebnis einer Pilgerwanderung ist nicht steuerbar, nicht herbeimeditierbar oder vorhersehbar“, schreibt Sandra Freudenberg in ihrem Buch. Das Quellheiligtum befindet sich in Benediktbeuern. ©  Stefan Rosenboom

In ihrem neuen Buch „Hoch und Heilig“ stellt die Tölzerin Sandra Freudenberg Pilgerwege in den Alpen vor. Eine Route führt durchs Tölzer Land.

Bad Tölz – Einfach mal innehalten. In sich selbst hineinhorchen. Den Gedanken freien Lauf lassen. Oder gar nichts denken, und die Umgebung auf sich wirken lassen. Pilgern kann vieles mit einem Menschen machen. In ihrem neuen Buch „Hoch und Heilig“ beschreibt die Tölzerin Sandra Freudenberg gemeinsam mit Stefan Rosenboom zwölf Pilgerrouten in den Alpen. Darunter ist auch eine im Tölzer Land – und zahlreiche in näherer Umgebung.

Sandra Freudenberg ist begeisterte Pilgerin.
Sandra Freudenberg ist begeisterte Pilgerin. ©  Rosenboom

Vorweg: Pilgern hat nicht unbedingt mit einer bestimmten Religion zu tun. „Jeder kann selbst entscheiden, was ein Sehnsuchtsort ist“, sagt Freudenberg. Der Glaube habe viele Facetten. Landschaften oder Kirchen können auf jeden Menschen auf ihre eigene Weise wirken. Freudenberg: „Ich versuche, die Energie aufzunehmen, die ein Ort ausstrahlt – oder die Menschen ihm gegeben haben.“

Das Pilgern hat Sandra Freudenberg vor fünf Jahren für sich entdeckt. Auf ihren Wanderungen, die sie in früheren Büchern beschrieben hat, sei ihr häufig von Pilgerorten erzählt worden. „Oft habe ich mich gefragt, warum genau dieser Ort so eine Bedeutung hat.“ Häufig handelt es sich um Plätze aus vorchristlicher Zeit, die von den Kelten als heilig angesehen wurden. Das habe sie fasziniert. Sie folgte verschiedenen Fährten: Den Erzählungen von Almbauern, alten Büchern. Welche Eindrücke die Natur haben kann, erlebte sie schon oft selbst. Beim Anblick eines Gebirgszugs schreibt Freudenberg in ihrem Buch: „Hier fällt das Glauben leicht“. Gebirge seien schon immer mit dem Glauben verbunden gewesen, in vielen Religionen werden Götter auf Bergen verortet. „Berge scheinen also etwas Heiliges zu haben.“

Pilgern startet man vor der Haustür

Was unterscheidet denn das Pilgern vom Wandern? „Beim Bergsteigen wählt man andere Routen“, sagt Freudenberg. „Ich wäre normalerweise nicht vom Kalvarienberg aus über die Benediktenwand nach Benediktbeuern gegangen. Oder von zu Hause aus bis zum Wendelstein.“ Pilgern starte man wenn möglich vor der Haustüre. „Manchmal geht man auch einen ganzen Tag an einer Autobahn entlang.“ Auf einer Wanderung würde man das wohl eher vermeiden. Pilgern entstehe aus einem inneren Bedürfnis, einem Anliegen, einer Dankbarkeit. Daher solle sich jeder, der pilgern möchte, einen besonderen Tag aussuchen: Dies könne der Namenstag sein, ein Tag aus dem keltischen Jahreskreis oder der Tag des Vollmonds. „Pfingsten ist auch eine tolle Zeit, sich zum Pilgern aufzumachen.“ Falsch machen könne man sowieso nichts. „Außer, dass man nicht auf sich selbst achtet.“

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Freudenberg lernte auf ihren Pilgerwanderungen viel, auch über sich selbst. Sie begegnete Steinböcken und Ziegen, verbrachte eine nicht geplante Nacht im Biwak und schmolz Schnee zu Wasser, um Tee kochen zu können. Einmal musste sie auch auf den Komfort von Kommunikations- und Zahlungsmitteln verzichten: Sie wurde auf der Anreise im Zug bestohlen, verlor unter anderem ihr Handy und EC-Karten. „Es war ein Abenteuer, diese Tour war sehr fordernd.“ Trotzdem holte sie etwas Positives aus der Sache heraus: „Ich kam viel mehr in Kontakt mit Menschen.“ So habe sie persönlich nach Unterkünften gefragt, anstatt diese im Internet zu suchen. Beim Essen suchte sie nach günstigen Gerichten, um mit dem wenigen Geld durchzukommen, das sie in bar dabei hatte. „Ich habe so viel Hilfsbereitschaft erfahren“, sagt Freudenberg. „Ich habe das Gute im Menschen gesehen.“

Begeisterung, Menschen beim Glauben zu sehen

Neben dieser Erfahrung habe sie auf ihren Pilgerreisen am meisten beeindruckt, andere Menschen beim Glauben zu sehen. „Wenn in ,Heiligenblut‘ diese Masse an dankbaren Menschen auftaucht. Das macht was mit einem.“ Das habe sie nachhaltig beeinflusst. Die Begegnung mit einer Schamanin habe ihr gezeigt, die Augen nach Elfentoren in der Natur offen zu halten. „Ich habe neue Blicke auf mein Leben und das anderer Menschen gewonnen.“

Das Buch ist im Knesebeck-Verlag erschienen.
Das Buch ist im Knesebeck-Verlag erschienen. © Verlag

Die Pilgerwege im Buch werden teilweise von Sandra Freudenberg, teilweise von Stefan Rosenboom vorgestellt, untermalt mit beeindruckenden, aber auch düsteren Fotos. Die Texte sind keine Tourbeschreibungen, vielmehr wird der Leser auf die Pilgerfahrten mitgenommen. Am Ende jedes Kapitels gibt es Hinweise zu den Touren: Streckenlänge, Start- und Endpunkt sowie der Zeitaufwand, der schon mal bis zu mehreren Wochen sein kann. Außerdem beschreiben die Autoren den Wegverlauf und geben Tipps, was es unterwegs zu sehen gibt.

Das Buch

„Hoch und Heilig – Pilgern in den Alpen“ von Sandra Freudenberg und Stefan Rosenboom ist im März 2024 im Knesebeck-Verlag erschienen. Es hat 208 Seiten und ist zum Preis von 38 Euro erhältlich.

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