Böse Überraschung: Maro-Rettung ist ein Rennen gegen die Zeit

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Auch den 24 Mietparteien im Mehrgenerationenhaus in Wolfratshausen droht der Totalverlust ihrer Genossenschafts- und Wohnungspflichtanteile, die sie vor Einzug an die Maro überwiesen haben. © Archiv

Das frische Eigenkapital zur Rettung der insolventen Maro-Genossenschaft wird früher benötigt als bislang angenommen. Der Insolvenzverwalter braucht mindestens vier Millionen Euro, damit der Betrieb weitergeführt werden kann.

Wolfratshausen – Die Zeit für die Rettung der insolventen Maro-Genossenschaft läuft ab. Und zwar schneller, als unter anderem Florian Streibl, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler im Bayerischen Landtag, bislang dachte. Das bestätigt Insolvenzverwalter Ivo-Meinert Willrodt von der Pluta Rechtsanwalts GmbH auf Nachfrage unserer Zeitung. Nach seinen Worten muss das Geld, das zur Fortführung des Maro-Betriebs benötigt wird, „im September“ auf ein Treuhandkonto überwiesen werden. Gebraucht werden vier Millionen, besser noch fünf Millionen Euro. Die Maro-Mieter haben erhebliche Zweifel, dass eine solche Summe in der kurzen Zeit zusammengetragen werden kann.

Beim Besuch Streibls im Maro-Mehrgenerationenhaus in Wolfratshausen am Montag (wir berichteten) hatten die Mieter den Landtagsabgeordneten über den Inhalt eines Rundschreibens informiert, das sie erhalten haben. Anders als bislang kolportiert, müssten die finanziellen Zusagen für die Rettung der zahlungsunfähigen Genossenschaft nicht erst Ende des Jahres, sondern bereits bis 31. August beim Insolvenzverwalter vorliegen. Im September müssten die Beträge dann auf ein Treuhandkonto überwiesen werden.

Reicht das frische Eigenkapital nicht aus, wird die Maro abgewickelt

Reiche die Summe nicht – mindestens vier Millionen Euro werden benötigt –, würde die Maro abgewickelt. „Das ist korrekt“, teilt Insolvenzverwalter Willrodt mit. „Die Gelder müssen im September eingezahlt werden. Sie müssen vorhanden sein, bevor der Insolvenzplan im Herbst bei Gericht eingereicht wird.“ Bis dato liegen dem Sanierungsexperten finanzielle Zusagen in Höhe von rund 1,8 Millionen Euro vor.

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Die Rettung der Maro schien offiziell „auf einem guten Weg“, stellt Gertrud Banholzer fest. Sie arbeitete für die in Ohlstadt (Landkreis Garmisch-Partenkirchen) beheimatete Genossenschaft und bereitete die Mieter vor deren Einzug in monatlichen Sitzungen auf das Zusammenleben in den Maro-Immobilien vor. Inzwischen ist Banholzer nach eigenen Worten freigestellt – engagiert sich aber weiter für die Bewohner. Kurzfristig hätten diese erfahren, „dass wir fünf Millionen Euro aufbringen müssen, um einen umsetzbaren Insolvenzplan zu bekommen“. Würde das bis Ende August nicht gelingen, „soll die Maro abgewickelt werden““, so Banholzer in einer E-Mail an unsere Zeitung.

Ivo-Meinert Willrodt
Ivo-Meinert Willrodt: Das Amtsgericht München hat Ende Mai den Sanierungsexperten von der Pluta Rechtsanwalts GmbH zum Insolvenzverwalter der Maro-Genossenschaft bestellt. © Pluta GmbH

„Wir leeren unsere Sparschweine, Bekannte und Freunde helfen“

Sie ist skeptisch: „Wie sollen wir das schaffen in so kurzer Zeit? Noch dazu kurz vor den Sommerferien, wo viele wichtige Ansprechpartner in Urlaub gehen?“ Die Mieter, in ganz Süddeutschland sind es etwa 700, sowie die weiteren rund 1400 Mitglieder der Genossenschaft würden nun versuchen, „aus eigener Kraft und sehr schnell fünf Millionen Euro auf den Tisch zu legen“. Banholzer: „Wir leeren unsere Sparschweine, Bekannte und Freunde helfen, vermögendere Mitglieder zahlen für weniger vermögende mit. Doch ob wir so die geforderte Summe schaffen, steht in den Sternen.“

Die ehemalige Maro-Mitarbeiterin appelliert an die Öffentlichkeit: „Bitte helfen sie mit, wir brauchen ihre Unterstützung!“ Das erforderliche frische Eigenkapital „ist objektiv eine kleine Summe im Vergleich zu den von der Maro bereits geschaffenen Werten“, gibt Banholzer zu bedenken. „Wo sind die Unternehmen, die uns helfen, weil sie Fachkräfte brauchen, die ihrerseits für sich und ihre Familien Wohnungen brauchen? Wo sind die Stiftungen, die das Konzept der Maro für unterstützenswert halten? Wo sind die vermögenden Privatpersonen, die sich für ein verantwortliches gesellschaftliches Miteinander engagieren wollen?“ Alle Infos zum Rettungskonzept gibt‘s im Internet unter ww.maro-retten.de.

Erhebliche Mietsteigerungen sind nicht ausgeschlossen

Kann nicht genug neues Eigenkapital aquiriert werden, muss Insolvenzverwalter Willrodt mutmaßlich Maro-Immobilien verkaufen, um Rechnungen zu begleichen und Kredite zu tilgen. Für die 700 Mieter würde das den Totalverlust ihrer Genossenschafts- und Wohnungspflichtanteile bedeuten. In einzelnen Fällen bis zu 80 000 Euro. Zudem steht nicht fest, welche Auswirkungen ein Eigentümerwechsel auf Mietverträge hat. In den Verträgen mit einem der Hauptkreditgeber, die Bayerische Landesbodenkreditanstalt, sei zwar grundsätzlich geregelt, dass der Käufer verpflichtet werden müsse, weiterhin nur einkommensgeförderte Miete zu verlangen, so die Maro-Verantwortlichen. Doch ob diese Klausel im Insolvenzfall gilt, sei fraglich, räumt die Genossenschaft ein: „Im ungünstigsten Fall kann es zu erheblichen Mietsteigerungen kommen.“ (cce)

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