Statt bisher 40 gibt es in der Erzdiözese München und Freising künftig nur noch 18 Dekanate. Thomas Neuberger wird in Bad Tölz neuer Dekan.
Bad Tölz-Wolfratshausen – Eine mittlere Ebene schaffen, die Seelsorge überörtlich vernetzt und Entscheidungskompetenzen hat: Das will die Erzdiözese München und Freising mit ihrer Dekanatsreform bewerkstelligen, die zum neuen Jahr in Kraft tritt. Die bisher 40 Dekanate werden auf 18 zusammengeschrumpft. Ihre Vorstehenden – die Dekane – bekommen neue Aufgaben und Verantwortungen von der Diözese übertragen. Das betrifft auch den Landkreis.
Dekanate Bad Tölz und Wolfratshausen werden zusammengeschlossen: Neuberger neuer Dekan
Die zwei Dekanate Bad Tölz und Wolfratshausen werden zu einem zusammengeschlossen. Der Wolfratshauser Dekan Gerhard Beham legt zum Jahresende sein Amt nieder, bleibt aber Stadtpfarrer. Thomas Neuberger, der bisher für das Dekanat im südlichen Landkreis zuständig war, wird Dekan für den gesamten Landkreis. „Ich finde die Entscheidung stimmig und notwendig“, sagt Beham. Seit zehn Jahren sei die Reform ein Diskussionspunkt. „Ich war über zwölf Jahre Dekan und in den Konferenzen auch in die Entwicklungen zu diesem Thema einbezogen.“ Dennoch stellte sich Beham für das neue Amt nicht zur Verfügung. „Ich bin 62 Jahre alt und das Amt wird auf sechs Jahre bestimmt. Es ist jetzt eine gute Zeit, ein Stück zurückzuschalten.“ Neuberger stuft er als gute und „nahe liegende“ Besetzung ein.
Der Dietramszeller Pfarrer blickt „gespannt“ auf seine neuen Aufgaben. Künftig werde er sich als mittlere Ebene um Personalthemen der leitenden Pfarrer seines Dekanats kümmern. „Ob das Urlaubsanträge sind oder sämtliche Fragen und Probleme: Dafür muss man nun nicht mehr bis nach München.“ Auch wenn künftig ein deutliches Plus an Arbeitsaufwand und -stunden auf Neuberger zukomme, möchte er sich weiterhin um die Seelsorge in Dietramszell kümmern und Gottesdienste abhalten. „Ich habe ein starkes Team, und wir sind in Dietramszell personell gut aufgestellt, daher ist es mir auch leichter gefallen, das neue Dekan-Amt anzunehmen. Trotzdem möchte ich weiter auch für die Kirchgänger präsent sein.“
Das Ganze hat nur Auswirkungen auf die Pfarrer und die interne Organisation.
Apropos Kirchgänger: Die Umstellung sei für die Gläubigen vor Ort kaum spürbar. „Das Ganze hat nur Auswirkungen auf die Pfarrer und die interne Organisation.“ Auch auf die Aufteilung der Pfarreien habe die Neugestaltung keine Auswirkung. „Ich könnte mir nur vorstellen, dass man künftig die Pfarreien vor Ort ein bisschen besser miteinander vernetzt.“
Meine news
Wie die Dekanatsreform schlussendlich genau aussehen werde, müsse man in den ersten Wochen und Monaten 2024 sehen. „In der Theorie weiß man jetzt, was auf uns zukommt. Nun müssen wir zusehen, wie es sich in der Praxis umsetzen lässt“, so Neuberger.
(Unser Bad-Tölz-Newsletter informiert Sie regelmäßig über alle wichtigen Geschichten aus Ihrer Region. Melden Sie sich hier an.)
Dass man zu Beginn mit der einen oder anderen Kinderkrankheit kämpfen müsse, ist laut dem Lenggrieser Pfarrer Josef Rauffer nicht auszuschließen. „Aber es ist gut, dass wir das nun anpacken und uns für die Zukunft rüsten.“ Mit Personalproblemen habe die Reform nichts zu tun, meint Neuberger.
„Erhoffe mir effektiveres Arbeiten vor Ort“: Betroffene Pfarrer stehen Neuregelung positiv gegenüber
Die betroffenen Pfarrer stehen der Neuregelung relativ offen gegenüber. Rauffer sagt: „Es ist ein notwendiger Schritt. Ich erhoffe mir ein effektiveres Arbeiten vor Ort.“ Nicht nur als Pfarrer, sondern auch als Liturgiereferent der Diözese ist Rauffer von den Neuerungen betroffen. „Ich hoffe, wir tun uns durch einen weisungsbefugten Dekan vor Ort à la longue leichter.“
Dass die Dekane bis dato per Wahl bestimmt wurden und nun die Entscheidung beim Erzbischof liegt, sehen Neuberger und Rauffer nicht als problematisch an. „Man konnte Vorschläge abgeben“, argumentiert Neuberger, und Rauffer stellt fest: „Das Amt ist jetzt mit mehr Kompetenzen ausgestattet, und niemand wählt seinen Chef selber.“ Jedes Dekanat bekommt ein Team bestehend aus dem Dekan, seinem Stellvertreter, einem Dekanatsbeauftragten sowie Leitern der Jugend-, Kranken- und Seniorenpastoral im Dekanat, Dekanatsreferenten und einem Vorsitzenden des Dekanatsrats. „Die Dekanatsbeauftragten werden auch weiterhin per Wahl bestimmt“, versichert Neuberger.
Tölzer Stadtpfarrer sieht Schwachstelle in der Seelsorge
Ein weiteres Novum für die Dekane ist, dass sie stärker in die Koordination pastoraler Aufgaben eingebunden werden. Pfarrer Andreas Vogelmeier aus Geretsried sieht das positiv: „Der Personalstellenplan bringt einige Veränderungen mit sich, das würde ohne die Reform nicht funktionieren.“ Immerhin müssen laut Vogelmeier die Funktionsstellen, wie beispielsweise Jugendpastoral koordiniert werden. „Ich hoffe durch die Erschaffung einer mittleren Ebene hier auf Unterstützung der Stellen. Es ist eine große Herausforderung, und ich hoffe, dass die Mitbrüder das schaffen.“ Für Bad Tölz-Wolfratshausen glaubt er, dass Neuberger „der Richtige“ ist. „Er ist selbst Pfarrer hier vor Ort und kennt die Sorgen und Nöte. „Ich traue ihm die neue Aufgabe durchaus zu.“ Er sehe die Reform als Chance. „Auch wir werden weniger werden und müssen in größeren Einheiten denken.“
Der Tölzer Stadtpfarrer Peter Demmelmair befindet die Zusammenlegung als „okay“. Dass sich das Dekanat weitestgehend mit dem Landkreis deckt, sei vernünftig. Allerdings habe er den Weg nach München nie als lang oder beschwerlich befunden. „Damit hatte ich kein Problem.“ Als Schwachstelle sehe er, dass für eine strukturelle Maßnahme Personal der Seelsorge abgezogen wird. (feb)
Noch mehr aktuelle Nachrichten aus der Region finden Sie auf Merkur.de/Bad Tölz.