Nach 32 Jahren: Traditionsgeschäft in der Tölzer Altstadt macht dicht – „Kann den Laden nicht alleine stemmen“

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Neues „Bistrorante“ in Bad Tölz: Die Gastronomen Marcello Rizzo (li.) und Giovanni Nicoletti haben an der Wachterstraße das „A’Mare“ eröffnet. © arp

Das „Gadfly“ an Nockhergasse schließt nach 32 Jahren. Es gibt aber auch einige neue Geschäfte und Angebote in Bad Tölz.

Bad Tölz – Eine Institution verabschiedet sich aus der Nockhergasse: Nach 32 Jahren schließt Brigitte Schöffmann ihr Bekleidungsgeschäft „Gadfly“, sie geht in den Ruhestand. Auch darüber hinaus gibt es an der kleinen Straße, die im Stadtzentrum und doch ein wenig im Schatten der Marktstraße gelegen ist, einige Veränderungen.

„Nach elf Jahren hat heuer meine Kollegin aufgehört“, sagt Brigitte Schöffmann. „Ich habe niemanden als Ersatz gefunden, und die ganze Woche kann ich den Laden nicht alleine stemmen.“ Daher kam der Entschluss, mit 60 Jahren in den Ruhestand zu gehen. „Der Kunde ist König“, sei stets ihr Leitsatz gewesen. Die Kunden dankten es ihr mit großer Treue. „Es gibt viele, die mich fragen: ,Wo soll ich jetzt meine Hosen kaufen?‘“ Die Geschäfte seien immer gut gelaufen. Ein Grund sei laut Schöffmann, dass sie auf die Zielgruppe 30 und älter ausgerichtet sei. Während die jüngeren Leute eher im Internet einkaufen, hätten ihre Kunden das Aussuchen im Laden geschätzt.

Tranditionsreiches Geschäft in der Nockhergasse macht dicht

Die Nockhergasse geht oft neben der „großen“ Marktstraße etwas unter. „Aber eigentlich ist die Straße viel befahren, ich habe immer die Puppen draußen stehen, das fällt auf.“ Auch Urlauber würden oft bei ihr vorbeikommen. „Ich habe diese Arbeit immer gerne gemacht. Ich hab’ viel erlebt mit den Leuten.“ Daher sei sie schon etwas traurig. Wenn der Ausverkauf Ende Dezember beendet ist, wird sie ein Büffet für ihre Stammkunden organisieren. Danach freut sie sich auf die arbeitsfreie Zeit, die sie genießen möchte.

Veränderungen an der Nockhergasse: Der Frisörsalon „Moody’s“ hat neu eröffnet. Mit der Schließung der Boutique Gadfly verabschiedet sich ein traditionsreiches Geschäft.
Veränderungen an der Nockhergasse: Der Frisörsalon „Moody’s“ hat neu eröffnet. Mit der Schließung der Boutique Gadfly verabschiedet sich ein traditionsreiches Geschäft. © kb

Wenn das „Gadfly“ geschlossen hat – eine zukünftige Nutzung steht noch nicht fest – wird es stiller in der Nockhergasse. Schon länger geschlossen hat das „Fructus“, ebenso das ehemalige „Tierzeit“. „Molkereiprodukte Pölt“ schloss in diesem Jahr, weiter oben gibt es ebenfalls Leerstände. Aber es gibt auch Leben in der kleinen Gasse. So beispielsweise im „Pachamama“. Hebamme Anna-Maria Neußner hat hier eine Hebammenpraxis mit Yogastudio, Kreativraum und mehr eröffnet. „Ich wollte ein möglichst breites Angebot machen für Frauen und Familien in Bad Tölz und Umgebung“, beschreibt sie ihre Motivation. Neben den klassischen Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskursen gibt es auch verschiedene Workshops. „Es soll die Möglichkeit geben, dass sich Mütter und Familien miteinander vernetzen.“ Denn genau das sei es, was sich ihrer Erfahrung nach viele wünschen. Zahlreiche Angebote sind für Eltern mit Kind machbar, beispielsweise Pilates oder Lunch mit Baby, das sie in Kooperation mit dem „Café im Süden“ aufgezogen hat.

Neuer Friseursalon für Kinder, Männer und Frauen

Neun Frauen bieten dort an der Nockhergasse 17 1/3 Yoga, Pilates, Mutter-Kind-Gruppen, Stillgruppen und Sprachworkshops an. Neußner ist es vor allem wichtig, ein umfassendes Angebot für die Zeit nach der Geburt zu haben. „Begleitung ist in dieser Zeit so wertvoll. Es hilft oft schon, wenn man die Bestätigung geben kann, dass die Familien alles richtig machen.“ Das „Pachamama“ – was so viel wie Mutter Erde heißt – soll sich immer weiter entwickeln. Neußner plant im Februar ein Vernetzungstreffen mit Menschen, die ebenso mit (werdenden) Müttern und Familien arbeiten.

Seit Kurzem gibt es einen neuen Frisörsalon an der Nockhergasse, dort, wo früher der „Isarmac“ beheimatet war. „Moody’s“ bietet Haarschnitte für Kinder, Damen und Herren an. Es gibt auch einen eigenen Barberbereich. „Man kann mit und ohne Termin kommen“, sagt Frisör-Meister Ahmed Abo Swaid, Spitzname „Moody“. Als Unterstützung sucht er noch weitere Mitarbeiter, wird aber vorerst alleine im Laden stehen. 2017 kam er aus Syrien nach Deutschland. „Ich wollte immer schon Frisör werden“, erklärt er. Nach der Berufsschule in Bad Tölz und der Ausbildung in Wolfratshausen schloss er sofort die Meisterprüfung an. Nun hat er sich selbstständig gemacht. Es gebe zwar eine starke Konkurrenz, sagt Abu Swaid mit Blick auf andere Barbershops in der Umgebung. „Aber ich habe eine andere Zielgruppe, weil ich auch Schnitte für Damen und Kinder anbiete.“

Neues „Bistorante“ in der Wachterstarße

Nicht nur in der Nockhergasse gibt es Neuigkeiten: An der Wachterstraße, beim Advokatenhaus, gibt es seit wenigen Wochen das „A’Mare“. Es sei ein „Bistrorante“, sagt Marcello Rizzo, der das Lokal gemeinsam mit Giovanni Nicoletti betreibt. Beide leben schon lange in Tölz, das „A’Mare“ zu eröffnen, habe sich ergeben. Rizzo und Nicoletti sind sehr erfahrene Gastronomen, vor allem in der gehobenen Küche. Und so erhält man bei ihnen eine Auswahl an feinem Fisch und Fleisch mit ausgesuchten Weinen. Es gibt wechselnde Gerichte auf der Speisekarte. Wichtig sei ihnen die Qualität ihrer Ware. „Für die Nudeln haben wir einen eigenen Lieferanten aus Italien, der nur ausgesuchte Restaurants anfährt“, sagt Rizzo. Den Fisch sucht Nicoletti persönlich aus, „nur so bekomme ich gute Qualität“. Geöffnet ist von Dienstag bis Freitag von 11.30 bis 20 Uhr.

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