Israels Angriff auf den Iran: Waffenlieferungen an Russland könnten sich um Monate verzögern
Der israelische Luftschlag auf den Iran hat nicht nur Konsequenzen für die militärischen Fähigkeiten Teherans. Auch die Waffenlieferungen an Russland könnten stocken.
Teheran – Nach den Raketenangriffen Israels auf militärische Ziele im Iran am vergangenen Wochenende drohte der Kommandeur der iranischen Revolutionsgarden, Hossein Salami, mit „harten Konsequenzen“. Israel indes sieht seinen Schlag gegen den Iran als Vergeltung für Teherans direkten Angriff am 1. Oktober. Die Angst vor einer Ausweitung der Konflikte im Nahen Osten ist groß. Doch das sind nicht die einzigen Folgen.
Israels Angriff auf den Iran könnte indirekt Einfluss auf Ukraine-Krieg haben
Die Öl-Anlagen des Iran hatte Israel bei seinem Angriff am Wochenende verschont, wohl auf Druck der USA hin, die steigende Öl-Preise in einem Wahljahr nicht gebrauchen können. „Der israelische Schlag, bei dem Energieanlagen sorgfältig umgangen wurden, hat die Befürchtungen eines umfassenden Konflikts mit dem Iran abgeschwächt“, sagte Stephen Innes, Analyst bei SPI Asset Management laut der Nachrichtenagentur AFP. Angaben israelischer Offiziere zufolge konnten die Angriffe große Teile der modernen iranischen Luftwehrkapazitäten vernichten. Es gelang, dem iranischen Luftabwehrnetz schweren Schaden zuzufügen, hieß es auch von der US-Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW).
Ein künftiger Angriff Israels auf den Iran könnte damit einen größeren Effekt haben: „Eine Schwächung der Luftabwehranlagen rund um die [Energieanlagen] könnte sie für künftige Angriffe anfälliger machen“, so die Analyse der Experten vom Sonntag. Israels Schlag könnte auch die Fähigkeit Irans beeinträchtigen, „Raketen zu bauen und sie an Partner im Ausland zu liefern, darunter Russland, die libanesische Hisbollah und die Huthis“, hieß es in dem ISW-Bericht weiter. Indirekt hätte dies demnach auch Einfluss auf den Ukraine-Krieg. Denn „die israelischen Angriffe zielten nicht nur auf Luftabwehranlagen, sondern auch auf Drohnen- und Raketenproduktionsanlagen im gesamten Iran.“
Nach Israels Angriff auf den Iran: Moskau muss wohl monatelang auf Lieferung ballistischer Raketen warten
Satellitenbilder hätten demnach erhebliche Schäden am Militärkomplex Parchin gezeigt, einer der größten und geheimsten iranischen Raketenproduktionsanlagen. „Einige der Ziele, die die israelischen Streitkräfte bei den Raketenanlagen ins Visier nahmen, waren hochentwickelte Mischmaschinen zur Herstellung von festem Treibstoff für moderne ballistische Raketen, wie sie Teheran für direkte Angriffe auf Israel eingesetzt hat“, berichten die US-Kriegsexperten weiter. Der Iran werde demnach „wahrscheinlich Monate oder möglicherweise ein Jahr oder länger brauchen, um neue Mischmaschinen anzuschaffen.“
Experten zufolge lassen sich die Produktionskapazitäten des Iran kurzfristig nicht wiederherstellen. „Ein wichtiger Nebeneffekt der israelischen Angriffe auf den Iran ist, dass der Iran viele Monate lang nicht in der Lage sein wird, Russland mit neuen ballistischen Raketen zu beliefern, bis er seine Produktionskapazitäten wieder aufgebaut hat“, analysierte etwa der Experte für den Nahen Osten, Anshel Pfeffer, am Samstag auf der Plattform X. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig verifizieren. Welchen Effekt dies tatsächlich auf die militärischen Fähigkeiten Russlands im Ukraine-Krieg hätte, blieb zunächst unklar.
Dass der Iran Drohnen an Russland liefert, ist erwiesen. Kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs tauchten zudem Berichte über iranische Raketenlieferungen an Moskau auf, wie die US-Denkfabrik International Institute for Strategic Studies (IISS) analysierte. Ende 2023 sollen Russland und der Iran laut Reuters einen Vertrag über den Kauf von mehreren Hundert iranischen Raketen unterzeichnet haben. Im September 2024 berichtete das Wall Street Journal unter Berufung auf US-Regierungsquellen, die Lieferung ballistischer Raketen an Russland habe begonnen.