Streit um Sportgymnasium im Stadtwald: Planerin trifft auf Waldschützer im Interview

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Das Sportgymnasium im Stadtwald sorgt für Streit. Wir haben mit Thomas Laumont von der IG Wald und Ute Hennekes von der München Süd Sportschule gesprochen. © Libeskind Studio/Hermsdorf-Hiss

Das Thema spaltet die Stadt: in einem Monat wird abgestimmt, ob das Sportgymnasium weiter geplant werden soll. Wir haben Gegner und Planer getroffen.

Das Thema spaltet die Stadt: Am 24. November stimmen die Geretsriederinnen und Geretsrieder darüber ab, ob das Sportgymnasium im Stadtwald weiter geplant werden soll oder nicht. Wir haben Gegner und Planer an einen Tisch gebracht und mit ihnen über das Thema gesprochen – sachlich und energisch, emotional und manchmal persönlich. Den Fragen stellten sich Thomas Laumont für die Interessengemeinschaft (IG) Wald und Ute Hennekes, Prokuristin der München Süd Sportschule. Das Interview führten Dominik Stallein und Elena Royer.

Frau Hennekes, Herr Laumont, was haben Sie am 25. November vor?

Hennekes: Ich werde erst einmal einen Tag freimachen, glaube ich. Und ich werde sehr gespannt auf das Ergebnis des Bürgerentscheids vom Vortag warten.

Laumont: Ich bin Beisitzer im Abstimmungskomitee zum Bürgerentscheid. Da muss ich um 11 Uhr sein. Vielleicht stoßen wir danach auf das erfolgreiche Bürgerbegehren an. Im Zweifel muss ich arbeiten gehen. Einen Job habe ich ja auch noch.

Streitpunkt ist der Standort und die Größe des Bauwerks im Stadtwald. Es kursieren unterschiedliche Zahlen. Frau Hennekes, was stimmt denn jetzt?

Hennekes: Wir haben einen Aufstellungsbeschluss des Stadtrats über eine 20 000 Quadratmeter große Fläche – nur das. Kurz danach kursierten Behauptungen, dass wir diese Fläche abholzen. Wir selbst wussten da noch überhaupt nicht, wie viel Platz das Schulgebäude einnehmen soll. Wir wollten lieber auf Fakten warten. Die sehen so aus: In der Entwurfsplanung ist ein Gebäude von 8000 Quadratmetern. Inklusive aller Zuwege, Parkplätze, Kiss-and-Ride-Zone sind wir bei 10 000 Quadratmetern. Woher die viel höheren Zahlen kommen? Das müssen Sie Herrn Laumont fragen.

Tun wir gerne.

Laumont: Wir haben nicht behauptet, dass 20 000 Quadratmeter Wald gerodet werden. Wir haben immer von „bis zu“ gesprochen. Das war die Sprachregelung.

Hennekes: Entschuldigung. Das ist falsch.

Laumont: Wir haben immer „bis zu“ gesagt.

Hennekes: Sie haben das immer wieder anders in der Presse gesagt.

Laumont: Nicht alles, was in der Presse steht, ist automatisch Gesetz. Im Bürgerbegehren – und das ist doch entscheidend – steht keine Flächenangabe. Da ist die Rede vom Bauvorhaben im Stadtwald, nicht von Quadratmetern. Wir haben uns das Grundstück angeschaut. Das ist gut 20 000 Quadratmeter groß. Von welcher Größe genau wir reden, ist für mich aber nicht erheblich. In der Präambel des zugehörigen Gutachtens zum Bebauungsplanentwurf steht, dass ein Großteil der Waldfläche gerodet werden wird. Das ist nicht meine Formulierung oder die der IG Wald.

Frau Hennekes, Sie sprechen weiterhin von 10 000 Quadratmetern?

Hennekes: Ja. Die Fläche des Gebäudes und Freiflächen hat 8000 Quadratmeter, insgesamt sind es mit allem was dazugehört 10 000. Darunter sind übrigens auch Grünflächen eingeplant.

Laumont: Sie wollen mir erklären, dass Sie den Baukörper in den Wald setzen können, ohne breite Schneisen zu roden? Kommen die Gebäudeteile mit dem Helikopter? Die Baumaschinen müssen irgendwo herkommen.

Hennekes: Das sind reine Spekulationen.

Wie konkret sind die Pläne?

Hennekes: Wir reden über erste Entwurfskizzen und über Dinge, die noch besprochen werden müssen. An einem Bebauungsplanverfahren sind 40 deutsche Behörden beteiligt. Es wird Gutachten geben – die sind vorerst wegen des Bürgerentscheids gestoppt. Ob mehr als die genannte Fläche gerodet werden muss, ist reine Spekulation. Unser Ziel ist – das haben wir schon immer gesagt – ein möglichst minimaler Eingriff. Ja, es müssen Bäume fallen für dieses soziale Projekt. Aber wir reden nicht von Luxuswohnungen, sondern von einer Schule.

Laumont: Ich finde das völlig unzureichend. Sie können sich doch nicht bei einer öffentlichen Auslegung darauf zurückzuziehen, dass sie nicht wissen, wie groß das Bauwerk wird.

Hennekes: Das Bauwerk wird wie im Entwurf ausfallen. Aber wie genau die Innenausstattung aussehen wird, das wissen wir heute noch nicht. Wir sind im Bebauungsplanverfahren. Und übrigens: Wenn wir über die Nutzung und den Schutz des Waldes sprechen wollen, dann bitte auch über die 1600 Quadratmeter Privatnutzung durch Anwohner. Teiche mit Holzbrücken, Holzschuppen – das ist dort alles entstanden. Das muss die IG Wald auch auf den Tisch bringen, wenn sie den Wald schützen möchte.

Was kann sich am Plan noch ändern?

Hennekes: Das hängt von den Behörden ab und nicht zuletzt von Wünschen aus Geretsried. Wir haben viele Anwohner-Wünsche berücksichtigt.

Auch von der IG Wald?

Hennekes: Ja, klar. Das sind ja viele Anwohner, die gerne weiter im Grünen leben wollen. Für sie haben wir zum Beispiel am Immissionsschutz umgeplant, Dächer begrünt und die Sicht auf das Grün erhalten.

Laumont: Ich widerspreche da. Unsere Wünsche wurden nicht berücksichtigt.

Wieso?

Laumont: Wenn sie berücksichtigen wollen, was sich die IG Wald wünscht, würden sie woanders planen. So einfach ist es. Und: Die IG Wald sind nicht nur Anwohner. Wir haben 4800 Unterschriften gesammelt. So viele Menschen wohnen nicht am Ahornweg.

Frau Hennekes, ist der Standort alternativlos?

Hennekes: Wir haben keinen Einfluss auf die Standortwahl.

Aber auf die Gebäudeplanung haben Sie Einfluss. Ist das Gebäude auch an anderer Stelle so realisierbar?

Hennekes: Normalerweise sind Planungen sehr standortbezogen.

Heißt das konkret: Es gibt keinen Plan B?

Hennekes: Richtig.

Herr Laumont, Sie sagen, der Wunsch der Anwohner am Ahornweg ist die Planung der Sportschule an einem anderen Standort – aber da gibt es doch auch Anwohner.

Laumont: Man könnte das Sportgymnasium woanders bauen und den Wald erhalten. Es muss Standorte geben, wo die Relation zwischen Vor- und Nachteilen eine gesündere wäre. Mir geht's nicht um die Anwohner. Mir geht's um 4800 Unterzeichner. (Zu Hennekes:) Wenn die Stadt Geretsried keinen anderen Standort anbietet, dann müssen Sie damit klarkommen. Dann müssen Sie in eine andere Stadt gehen.

Hennekes: An dem Standort gibt es Synergie-Effekte zu den anderen Schulen. Es müssen keine neuen Sportstätten entstehen. Der ÖPNV ist vor der Haustüre. Es gibt viele positive Effekte von diesem Standort für die Allgemeinheit – unser Blick richtet sich nämlich auf das Gemeinwohl und nicht nur das Wohl von ein paar Anwohnern.

Mehrere tausend Menschen haben beim Bürgerbegehren unterschrieben. Das sind nicht nur Anwohner.

Hennekes: Es kamen aber auch viele, viele Bürger zu mir und meinen Kollegen, die begeistert sind von dem Projekt. Und einige sagen uns, dass sie nicht bei der IG unterschrieben hätten, wenn sie schon alle Infos von heute gehabt hätten.

Laumont: Wir hätten auch 6000 Unterschriften gesammelt, wenn wir nicht gestoppt hätten.

Hennekes: Mit falschen Behauptungen und Unterstellungen: Von hunderten SUVs und einer Eliteschule zum Beispiel.

Laumont Hennekes Streitgespräch
Thomas Laumont und Ute Hennekes im Gespräch. Redakteurin Elena Royer und der stellvertretende Redaktionsleiter Dominik Stallein haben die beiden interviewt. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Herr Laumont, haben Sie das gesagt?

Laumont: Ich kann nicht für einzelne Menschen sprechen, aber von mir und den anderen Sprechern der IG haben Sie das nicht gehört.

Ist es trotzdem Ihre Meinung?

Laumont: Mit welchen Autos die Eltern ihre Kinder zur Schule bringen, die nicht aus der Region kommen, ist mir egal. Von einer Eliteschule würde ich nicht sprechen. Es ist eine Privatschule. Die kostet Geld. Wenn jemand sagt, dass da Kinder von vermögenden Familien hin können, dann lässt sich das nicht von der Hand weisen. Nur über Stipendien für Kinder aus einkommensschwachen Familien können Sie das Projekt nicht finanzieren. Ich kann nachvollziehen, warum jemand das als Eliteschule sieht. Meine Wortwahl ist es nicht.

Frau Hennekes, was machen Sie mit dem ganzen Geld?

Hennekes: Wir wollen eine gemeinnützige Schule errichten. Das heißt: Wir müssen unsere Einnahmen wieder in die Bildung und in die Schule investieren. Es ist nicht erlaubt, dass wir Unsummen an Gewinn behalten.

Wie bezahlen Sie ihre Mitarbeiter?

Hennekes: Lehrer, Hausmeister, sportliche Leiter und Pädagogen werden von Personalkostenzuschüssen der Landesregierung bezahlt. Das ist wie in anderen Schulen auch.

Ihr Konzept ist an einigen Stellen moderner und anders als in klassischen Schulen. Herr Laumont, wäre das für Ihre Kinder nicht ein schönes Modell gewesen zu Schulzeiten?

Laumont: Grundsätzlich ist das ein absolut schlüssiges Konzept. Ich glaube, das kann Spaß machen. Wir sind auch überhaupt nicht gegen das Konzept Sportschule. Wir sind gegen den Standort.

Neues Thema: Unter dem Wald liegen Altlasten aus dem Zweiten Weltkrieg. Vor dem Schulbau müssten die weg.

Hennekes: Das wollen wir erledigen.

Herr Laumont, macht es nicht Sinn, dort ein Projekt zu realisieren, wenn es ohnehin um einen Wald mit Ablaufdatum geht?

Laumont: Das ist er nicht. Ich bin kein Förster. Aber von denen habe ich gelernt, dass es sich um einen kerngesunden Mischwald handelt. Behauptungen, dass man da unbedingt ran muss wegen der Altlasten, hat der Bund Naturschutz widersprochen. Einige Menschen, die dort aufgewachsen sind, konnten mir genau zeigen, an welchen beiden Stellen die Munitionsreste liegen. Die wissen das genau. Und: Es gibt keine Grundwasserprobleme durch die Stoffe im Boden. Es gibt keinerlei Auswirkungen auf den Wald. Das als Hauptargument für den Eingriff zu nehmen, sehe ich nicht.

Halten Sie es nicht für sinnvoll, dass ein Unternehmen diese Altlasten entsorgt? Die Alternative wäre, zu warten, ob es Probleme gibt und die mit Steuergeldern bekämpfen.

Laumont: Dazu erlaube ich mir kein Urteil. Mit welchen Kosten rechnen Sie denn da, Frau Hennekes?

Hennekes: Dazu wird es Gutachten geben. Das ist ein ganz normales Verfahren, gerade in Geretsried ist das Gang und Gäbe.

Frau Hennekes, haben Sie mit so viel Gegenwind gerechnet?

Hennekes: Bei großen Baumaßnahmen gibt es immer Gegenwind. Wir sehen es anders: Wir erleben viel Begeisterung für unser Projekt. Die Menschen, die das unterstützen, sind aber nun einmal immer leiser, als diejenigen, die dagegen mobil machen. Wir erhalten viel positives Feedback. Bei der Stimmung haben wir alle eine Verantwortung. Wir sollten darauf achten, dass wir mit Fakten argumentieren und in Dialoge gehen. Dann können sich die Bürger ein Bild machen ohne, dass wir die Stimmung unnötig aufheizen. In dieser Hinsicht: Was Sie, Herr Laumont, auf der Bürgerversammlung gemacht haben, als Sie von sozialem Unfrieden gesprochen haben, das hat mich entsetzt. Etwa als Sie beschrieben haben, dass wir uns überlegen sollten, ob unser Standort angemessen ist – neben der Mittelschule und einen Steinwurf von den Flüchtlingsheimen entfernt. Solche Aussagen heizen die Stimmung an. Das schafft sozialen Unfrieden und trennt Menschen. Dafür steht unser Projekt überhaupt nicht.

Frau Hennekes, Herr Laumont, was haben Sie am 25. November vor?

Hennekes: Ich werde erst einmal einen Tag freimachen, glaube ich. Und ich werde sehr gespannt auf das Ergebnis des Bürgerentscheids vom Vortag warten.

Laumont: Ich bin Beisitzer im Abstimmungskomitee zum Bürgerentscheid. Da muss ich um 11 Uhr sein. Vielleicht stoßen wir danach auf das erfolgreiche Bürgerbegehren an. Im Zweifel muss ich arbeiten gehen. Einen Job habe ich ja auch noch.

Streitpunkt ist der Standort und die Größe des Bauwerks im Stadtwald. Es kursieren unterschiedliche Zahlen. Frau Hennekes, was stimmt denn jetzt?

Hennekes: Wir haben einen Aufstellungsbeschluss des Stadtrats über eine 20 000 Quadratmeter große Fläche – nur das. Kurz danach kursierten Behauptungen, dass wir diese Fläche abholzen. Wir selbst wussten da noch überhaupt nicht, wie viel Platz das Schulgebäude einnehmen soll. Wir wollten lieber auf Fakten warten. Die sehen so aus: In der Entwurfsplanung ist ein Gebäude von 8000 Quadratmetern. Inklusive aller Zuwege, Parkplätze, Kiss-and-Ride-Zone sind wir bei 10 000 Quadratmetern. Woher die viel höheren Zahlen kommen? Das müssen Sie Herrn Laumont fragen.

Tun wir gerne.

Laumont: Wir haben nicht behauptet, dass 20 000 Quadratmeter Wald gerodet werden. Wir haben immer von „bis zu“ gesprochen. Das war die Sprachregelung.

Hennekes: Entschuldigung. Das ist falsch.

Laumont: Wir haben immer „bis zu“ gesagt.

Hennekes: Sie haben das immer wieder anders in der Presse gesagt.

Laumont: Nicht alles, was in der Presse steht, ist automatisch Gesetz. Im Bürgerbegehren – und das ist doch entscheidend – steht keine Flächenangabe. Da ist die Rede vom Bauvorhaben im Stadtwald, nicht von Quadratmetern. Wir haben uns das Grundstück angeschaut. Das ist gut 20 000 Quadratmeter groß. Von welcher Größe genau wir reden, ist für mich aber nicht erheblich. In der Präambel des zugehörigen Gutachtens zum Bebauungsplanentwurf steht, dass ein Großteil der Waldfläche gerodet werden wird. Das ist nicht meine Formulierung oder die der IG Wald.

Ute Hennekes ist Prokuristin der München Süd Sportschule GmbH, die das Sportgymnasium errichten will
Ute Hennekes ist Prokuristin der München Süd Sportschule GmbH, die das Sportgymnasium errichten will. © Sabine Hermsdorf-Hiss

Frau Hennekes, Sie sprechen weiterhin von 10 000 Quadratmetern?

Hennekes: Ja. Die Fläche des Gebäudes und Freiflächen hat 8000 Quadratmeter, insgesamt sind es mit allem was dazugehört 10 000. Darunter sind übrigens auch Grünflächen eingeplant.

Laumont: Sie wollen mir erklären, dass Sie den Baukörper in den Wald setzen können, ohne breite Schneisen zu roden? Kommen die Gebäudeteile mit dem Helikopter? Die Baumaschinen müssen irgendwo herkommen.

Hennekes: Das sind reine Spekulationen.

Wie konkret sind die Pläne?

Hennekes: Wir reden über erste Entwurfskizzen und über Dinge, die noch besprochen werden müssen. An einem Bebauungsplanverfahren sind 40 deutsche Behörden beteiligt. Es wird Gutachten geben – die sind vorerst wegen des Bürgerentscheids gestoppt. Ob mehr als die genannte Fläche gerodet werden muss, ist reine Spekulation. Unser Ziel ist – das haben wir schon immer gesagt – ein möglichst minimaler Eingriff. Ja, es müssen Bäume fallen für dieses soziale Projekt. Aber wir reden nicht von Luxuswohnungen, sondern von einer Schule.

Laumont: Ich finde das völlig unzureichend. Sie können sich doch nicht bei einer öffentlichen Auslegung darauf zurückzuziehen, dass sie nicht wissen, wie groß das Bauwerk wird.

Hennekes: Das Bauwerk wird wie im Entwurf ausfallen. Aber wie genau die Innenausstattung aussehen wird, das wissen wir heute noch nicht. Wir sind im Bebauungsplanverfahren. Und übrigens: Wenn wir über die Nutzung und den Schutz des Waldes sprechen wollen, dann bitte auch über die 1600 Quadratmeter Privatnutzung durch Anwohner. Teiche mit Holzbrücken, Holzschuppen – das ist dort alles entstanden. Das muss die IG Wald auch auf den Tisch bringen, wenn sie den Wald schützen möchte.

Was kann sich am Plan noch ändern?

Hennekes: Das hängt von den Behörden ab und nicht zuletzt von Wünschen aus Geretsried. Wir haben viele Anwohner-Wünsche berücksichtigt.

Auch von der IG Wald?

Hennekes: Ja, klar. Das sind ja viele Anwohner, die gerne weiter im Grünen leben wollen. Für sie haben wir zum Beispiel am Immissionsschutz umgeplant, Dächer begrünt und die Sicht auf das Grün erhalten.

Laumont: Ich widerspreche da. Unsere Wünsche wurden nicht berücksichtigt.

Wieso?

Laumont: Wenn sie berücksichtigen wollen, was sich die IG Wald wünscht, würden sie woanders planen. So einfach ist es. Und: Die IG Wald sind nicht nur Anwohner. Wir haben 4800 Unterschriften gesammelt. So viele Menschen wohnen nicht am Ahornweg.

Frau Hennekes, ist der Standort alternativlos?

Hennekes: Wir haben keinen Einfluss auf die Standortwahl.

Aber auf die Gebäudeplanung haben Sie Einfluss. Ist das Gebäude auch an anderer Stelle so realisierbar?

Hennekes: Normalerweise sind Planungen sehr standortbezogen.

Heißt das konkret: Es gibt keinen Plan B?

Hennekes: Richtig.

Herr Laumont, Sie sagen, der Wunsch der Anwohner am Ahornweg ist die Planung der Sportschule an einem anderen Standort – aber da gibt es doch auch Anwohner.

Laumont: Man könnte das Sportgymnasium woanders bauen und den Wald erhalten. Es muss Standorte geben, wo die Relation zwischen Vor- und Nachteilen eine gesündere wäre. Mir geht's nicht um die Anwohner. Mir geht's um 4800 Unterzeichner. (Zu Hennekes:) Wenn die Stadt Geretsried keinen anderen Standort anbietet, dann müssen Sie damit klarkommen. Dann müssen Sie in eine andere Stadt gehen.

Hennekes: An dem Standort gibt es Synergie-Effekte zu den anderen Schulen. Es müssen keine neuen Sportstätten entstehen. Der ÖPNV ist vor der Haustüre. Es gibt viele positive Effekte von diesem Standort für die Allgemeinheit – unser Blick richtet sich nämlich auf das Gemeinwohl und nicht nur das Wohl von ein paar Anwohnern.

Mehrere tausend Menschen haben beim Bürgerbegehren unterschrieben. Das sind nicht nur Anwohner.

Hennekes: Es kamen aber auch viele, viele Bürger zu mir und meinen Kollegen, die begeistert sind von dem Projekt. Und einige sagen uns, dass sie nicht bei der IG unterschrieben hätten, wenn sie schon alle Infos von heute gehabt hätten.

Laumont: Wir hätten auch 6000 Unterschriften gesammelt, wenn wir nicht gestoppt hätten.

Hennekes: Mit falschen Behauptungen und Unterstellungen: Von hunderten SUVs und einer Eliteschule zum Beispiel.

Herr Laumont, haben Sie das gesagt?

Laumont: Ich kann nicht für einzelne Menschen sprechen, aber von mir und den anderen Sprechern der IG haben Sie das nicht gehört.

Ist es trotzdem Ihre Meinung?

Laumont: Mit welchen Autos die Eltern ihre Kinder zur Schule bringen, die nicht aus der Region kommen, ist mir egal. Von einer Eliteschule würde ich nicht sprechen. Es ist eine Privatschule. Die kostet Geld. Wenn jemand sagt, dass da Kinder von vermögenden Familien hin können, dann lässt sich das nicht von der Hand weisen. Nur über Stipendien für Kinder aus einkommensschwachen Familien können Sie das Projekt nicht finanzieren. Ich kann nachvollziehen, warum jemand das als Eliteschule sieht. Meine Wortwahl ist es nicht.

Frau Hennekes, was machen Sie mit dem ganzen Geld?

Hennekes: Wir wollen eine gemeinnützige Schule errichten. Das heißt: Wir müssen unsere Einnahmen wieder in die Bildung und in die Schule investieren. Es ist nicht erlaubt, dass wir Unsummen an Gewinn behalten.

Wie bezahlen Sie ihre Mitarbeiter?

Hennekes: Lehrer, Hausmeister, sportliche Leiter und Pädagogen werden von Personalkostenzuschüssen der Landesregierung bezahlt. Das ist wie in anderen Schulen auch.

Thomas Laumont vertritt die IG Wald
Thomas Laumont vertritt die IG Wald © Sabine Hermsdorf-Hiss

Ihr Konzept ist an einigen Stellen moderner und anders als in klassischen Schulen. Herr Laumont, wäre das für Ihre Kinder nicht ein schönes Modell gewesen zu Schulzeiten?

Laumont: Grundsätzlich ist das ein absolut schlüssiges Konzept. Ich glaube, das kann Spaß machen. Wir sind auch überhaupt nicht gegen das Konzept Sportschule. Wir sind gegen den Standort.

Neues Thema: Unter dem Wald liegen Altlasten aus dem Zweiten Weltkrieg. Vor dem Schulbau müssten die weg.

Hennekes: Das wollen wir erledigen.

Herr Laumont, macht es nicht Sinn, dort ein Projekt zu realisieren, wenn es ohnehin um einen Wald mit Ablaufdatum geht?

Laumont: Das ist er nicht. Ich bin kein Förster. Aber von denen habe ich gelernt, dass es sich um einen kerngesunden Mischwald handelt. Behauptungen, dass man da unbedingt ran muss wegen der Altlasten, hat der Bund Naturschutz widersprochen. Einige Menschen, die dort aufgewachsen sind, konnten mir genau zeigen, an welchen beiden Stellen die Munitionsreste liegen. Die wissen das genau. Und: Es gibt keine Grundwasserprobleme durch die Stoffe im Boden. Es gibt keinerlei Auswirkungen auf den Wald. Das als Hauptargument für den Eingriff zu nehmen, sehe ich nicht.

Halten Sie es nicht für sinnvoll, dass ein Unternehmen diese Altlasten entsorgt? Die Alternative wäre, zu warten, ob es Probleme gibt und die mit Steuergeldern bekämpfen.

Laumont: Dazu erlaube ich mir kein Urteil. Mit welchen Kosten rechnen Sie denn da, Frau Hennekes?

Hennekes: Dazu wird es Gutachten geben. Das ist ein ganz normales Verfahren, gerade in Geretsried ist das Gang und Gäbe.

Frau Hennekes, haben Sie mit so viel Gegenwind gerechnet?

Hennekes: Bei großen Baumaßnahmen gibt es immer Gegenwind. Wir sehen es anders: Wir erleben viel Begeisterung für unser Projekt. Die Menschen, die das unterstützen, sind aber nun einmal immer leiser, als diejenigen, die dagegen mobil machen. Wir erhalten viel positives Feedback. Bei der Stimmung haben wir alle eine Verantwortung. Wir sollten darauf achten, dass wir mit Fakten argumentieren.Herr Laumont, würden Sie das nochmal so sagen?

Laumont: Ich denke, wir sollten hier ein paar Dinge trennen. Wenn es bei der Stimmung um Fakten geht, dann müssen Sie, Frau Hennekes, auch mal Fakten nennen. Ständig heißt es aber, wir reden nur von Entwürfen. Das kann sich alles noch ändern, da warten wir auf Gutachten, das kann vielleicht größer werden, das vielleicht kleiner. Wo sind denn die Fakten? Nichts ist konkret. Selbst die Gutachten, die wir haben, sind lückenhaft. Und trotzdem soll der Stadtrat jetzt eine Entscheidung treffen. Theoretisch kann das durchgewunken werden, ohne dass irgendjemand die Fakten kennt. Nennen Sie doch einmal welche. Was soll das Projekt denn kosten?

Hennekes: Wir sind in der Planung. Wir kommen aber aktuell nicht weiter. Der Bürgerentscheid stoppt doch alles.

Laumont: Sie müssen doch wissen, was es kostet?

Da müssen wir kurz dazwischen grätschen: Wieso betreffen denn die Kosten für den privaten Betreiber die Geretsrieder?

Laumont: Tun Sie nicht. Aber man kann es doch einmal nennen. Es interessiert mich und viele Menschen einfach. Wenn Sie nicht antworten wollen, müssen Sie das auch nicht. Ich möchte gerne einmal etwas Belastbares hören. Aber das kommt nie.

Hennekes: Wir nennen alle Fakten, die wir haben. Weitere Untersuchungen können wir gerade nicht anfertigen, weil der Bürgerentscheid das stoppt. Unseren Stand teilen wir gerne.

Ist es dann zu früh, um die Bürger entscheiden zu lassen?

Hennekes: Nein, das glaube ich nicht. Es geht ja um die Frage, ob die Planungen weitergehen sollen, oder nicht.

Mal angenommen, die Bürger stimmen für den Ratsentscheid – kann das Projekt dann immer noch scheitern?

Hennekes: Ja, natürlich. Es gibt eine zweite Offenlegung der Pläne, es gibt noch viele Hürden in dem Bebauungsplanverfahren, die wir nehmen wollen.

Das Projekt an diesem Standort wurde von den Gegnern schon ziemlich zerpflückt. Ist die Idee eines Sportgymnasiums an der Adalbert-Stifter-Straße nicht schon so angeschossen, dass es schwierig wird, weiter zu planen.

Hennekes: Nein. Ich sehe das überhaupt nicht so. Wir haben viele Unterstützer, haben Investoren, Stiftungen, positive Gespräche. Ich glaube nicht, dass das Projekt angeschossen ist. Das Projekt wird von vielen Menschen positiv gesehen.

Herr Laumont, Sie schmunzeln?

Laumont: Wir nehmen offenbar sehr unterschiedliche Stimmungen wahr. Ich habe den Eindruck, dass es sehr vielen Geretsriedern langsam reicht in der Stadt.

Was meinen Sie?

Laumont: Drei Dinge. Da geht‘s um den permanenten Raubbau an der Natur - angefangen von der Versiegelung am Karl-Lederer-Platz über das Opus G. Die Leute haben die Schnauze voll von der Versiegelung. Und sie sind es leid, immer bevormundet zu werden, von einem Stadtrat, der über ihre Köpfe hinweg entscheidet. Viele Menschen freuen sich auf den Bürgerentscheid, weil sie endlich mal nach ihrer Meinung gefragt werden. Das hat dazu beigetragen, dass wir so viele Unterschriften gesammelt haben.

Entwurf Sportgymnasium Geretsried Libeskind
So soll es aussehen: Das Sportgymnasium hat Star-Architekt Daniel Libeskind entworfen. Optisch soll es sich in die Umgebung einfügen und die natürlichen Elemente des Waldes aufgreifen © Studio Libeskind

Das klingt nach einer Denkzettel-Wahl für den Stadtrat.

Laumont: Ist es für manche bestimmt auch.

Ist das unfair der Sportschule gegenüber?

Laumont: Vielleicht. Aber wenn Sie mich nach der Stimmung fragen, kann ich nur sagen, dass ich das so wahrnehme. Apropos Stimmung: Wir von der IG Wald werden in Sozialen Medien angefeindet, heftig persönlich angefeindet. Das ist Teil der Stimmung.

Frau Hennekes, nehmen Sie das auch wahr?

Hennekes: In der Anonymität im Internet finden viele schlimme Dinge statt. Wir beobachten das auch. Und wir haben von Stadträten gehört, dass sie öffentlich angegangen werden. Das verstehe ich nicht unter einer Demokratie, in der man mit Bürgerbegehren und Ratsbegehren abstimmen kann. Wir sollten uns alle an der eigenen Nase packen und versuchen, objektiv zu arbeiten, statt mit Emotionen. Wir sollten Fakten austauschen, statt die Stimmung anzuheizen. Deswegen wundert mich auch, was Herr Laumont sagt. Der Stadtrat ist ein gewähltes Gremium. Ich weiß nicht, wieso da von undemokratischen Mitteln gesprochen wird.

Das hat Herr Laumont nicht gesagt.

Laumont: Aber ich nehme der Mehrheit des Stadtrats eine Sache dennoch sehr übel: Dass man das Ratsbegehren auf den Weg gebracht hat, ist ausschließlich ein Manöver, eine Verkomplizierung, ein Umdrehen der Frage. Das ist eine erneute Bevormundung der Bürger, die einen ganz normalen demokratischen Prozess losgetreten haben.

Hennekes: Ach, das ist doch...

Laumont: Da können Sie nicht anderer Meinung sein. Was ich gerade sage, ist einfach absolut richtig und steht so im Gesetz drin: Man kann über ein Bürgerbegehren einen Bürgerentscheid beantragen. Der Stadtrat hätte zeigen können, dass er seine Bürger ernst nimmt, indem er den einfach gemacht hätte, wie er formuliert ist. Für mich ist das Vorgehen ohne Sinn: Man verwirrt die Bürger und stellt dreimal die gleiche Frage nur jeweils unterschiedlich formuliert. Das ist doch wirr. Und dann nennt man das ganze auch noch „Ja zu Bildung und Sport.“ Das ist suggestiv. Das ist absolut werblich. Den Bürgern wird zugemutet, dass sie gegen Bildung sind, wenn sie den Stadtwald erhalten wollen.

Finden Sie „Erhalt des Stadtwalds“ nicht auch suggestiv formuliert?

Hennekes: Ich finde das sehr wohl. Die IG Wald tut so, als ginge es um den ganzen Stadtwald.

Laumont: Es steht doch klar im Begehren, um welche Flurstücke es geht. Bei allem Respekt: Das ist ein Riesenunterschied.

Hennekes: Sie sagen, der Bürger wird vom Ratsbegehren verwirrt. Da unterstellen Sie, die Bürger seien nicht klug genug zu entscheiden, ob er für das eine oder andere ist. Ein Ratsbegehren ist auch ein basisdemokratisches Mittel.

Laumont: Es ist eine andere Form, ob es von den Bürgern oder vom Rat kommt. Ich stehe dazu: Ich erachte es für völlig unnötig. Viele Bürger verstehen das nicht mehr.

Wir haben Sie zur Eröffnung gefragt, was Sie am Tag nach dem Bürgerentscheid vor haben. Wie gestalten Sie den Tag davor?

Laumont: Ich werde den 85. Geburtstag meiner Mutter im Schwarzwald feiern. Und in den Tagen davor werden wir noch Wahlkampf machen – und den Bürgern helfen, den Stimmzettel richtig zu verstehen.

Hennekes: Ich werde in die Berge gehen oder Radfahren. Vielleicht hats sogar Schnee für die erste Skitour. Und bis dahin werden wir versuchen, den Bürgern Informationen zu bieten. Wir glauben, da ist noch ein großer Informationsbedarf.

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