Während Wiesn: Turbulente Szenen am Münchner Flughafen – „Hier war die Hölle los“
Das Oktoberfest läuft und am Münchner Flughafen ist der Andrang groß. Unser Redakteur wird Zeuge hektischer Abläufe.
München – Der Flug von Andreas Höß, Redakteur in der Wirtschaftsredaktion unserer Zeitung, sollte am Montag um 12.05 Uhr gehen. Flugnummer LH410, Ziel New York, USA. Am Morgen checkt Höß auf der Lufthansa-App die Wartezeiten am Sicherheitsbereich, die Angaben klingen gut: Wartezeit null bis fünf Minuten. Doch das stimmte mit der Realität gar nicht überein. Denn am Flughafen München geht es am Montagvormittag so rund wie sonst nur zu Hochzeiten in den Ferien.
Kilometerlange Schlange am Flughafen München: App zeigt kaum Wartezeit an
Zunächst macht sich Andreas Höß keine Gedanken, er ist rechtzeitig dran, gibt sein Gepäck auf. Inzwischen zeigt die Lufthansa-App eine Wartezeit von null bis 15 Minuten an. Aber dann will er sich im Terminal 2 in die Schlange vor dem Sicherheitsbereich einreihen. Erst zu diesem Zeitpunkt bemerkt er, dass unglaublich viele Menschen warten. Das Ende der Schlange ist nicht einmal mehr im Gebäude – sondern außerhalb des überdachten Bereichs zwischen Terminal 1 und 2. Höß beschreibt es so: „500 Meter draußen durch den Hof bis zum Seiteneingang des Terminals 2, zwei Mal durch die Halle, die Rolltreppe hoch, drei Schleifen im Obergeschoss, die Rolltreppe runter, drei Schleifen durch die Halle bis zum ersten Sicherheitsbereich, 20 Schleifen bis zur Sicherheitskontrolle.“ Wer schon mal am Flughafen war, weiß: Das ist gewaltig. Höß schätzt die Schlange auf knapp zwei Kilometer.
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Immer wieder gibt es Durchsagen: „Aufgrund des hohen Passagieraufkommens kommt es zu erhöhten Wartezeiten.“ Das gibt auch die Flughafen München Gesellschaft auf Anfrage an. Der September sei generell ein Monat mit hohem Passagieraufkommen, was auch am Oktoberfest liege. Und: „Die geschätzte Länge der Schlange trifft nach unseren Erkenntnissen nicht zu.“
Mitarbeiter: „Hier war die Hölle los“
Alle verfügbaren Kontrollschleusen seien geöffnet gewesen, die Wartezeit bis zur Passagierkontrolle habe lediglich am Vormittag temporär bei maximal 50 Minuten gelegen. Ein Mitarbeiter der Sicherheitskontrolle, der anonym bleiben möchte, sagt jedoch: „Zwischen 6 Uhr morgens und halb 12 Uhr mittags war hier die Hölle los.“ So etwas habe er noch nicht erlebt. „Die Lufthansa hat sich mit den Passagierzahlen verschätzt“, meint er. Ein anderer Mitarbeiter der Security sagt Andreas Höß, dass er normalerweise in der Logistik am Terminal 1 arbeite: „Alle Kollegen, die greifbar waren, sind da.“ Andreas Höß bekommt von einer FMG-Mitarbeiterin die Auskunft, dass verpasste Flüge umgebucht werden können. Laut FMG ist das allerdings Sache der Airlines. Die Lufthansa lässt eine Anfrage bis Redaktionsschluss unbeantwortet.
Andreas Höß passiert irgendwann die Sicherheitskontrolle. Wie die anderen Passagiere rennt er zum Gate, manche springen sogar die drei Meter von der Schlange zum Schalter. Dass die Passkontrolle nur zur Hälfte besetzt ist, macht manche noch wütender. Eine verzweifelte junge Frau hinter Höß sieht, wie ihr Flug nach Venedig ohne sie startet. Um kurz nach 12 Uhr ist Höß durchgeschwitzt am Gate, das Flugzeug ist zum Glück noch da. Laut Abflugplan kann es um 12.45 Uhr starten.
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Auch ankommende Passagiere müssen warten. Monika Narkowicz und Emily Janetzke sind aus Chicago angereist, extra fürs Oktoberfest. Doch bevor sie den Flughafen verlassen können, stehen die zwei US-Amerikanerinnen eine Stunde in der Schlange bei der Passkontrolle. „Es war so heiß, dass ich fast umgekippt bin“, sagt Narkowicz. Um halb 1 hat sich die Lage wieder beruhigt. Die Sicherheitskontrolle war noch voll, doch die Mega-Schlange hatte sich aufgelöst.