Neues Format mit altbekannten Fakten: Klimademo mit Vorhersagen von 1979

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Blick nach oben: Die Demonstranten sahen vor dem Rathaus eine Projektion von Fernsehnachrichten aus dem Jahr 1979. © Michaele Heske

Das Dorfener Klimabündnis veranstaltet beim weltweiten Klimaaktionstag erstmals eine Abendkundgebung. Eine 45 Jahre alte Nachrichtensendung mit brandaktuell klingenden Vorhersagen bestärkte die Demonstranten in ihrer Meinung.

Dorfen – Freitag, 20 Uhr. Der bekannte Gong hallt über den Dorfener Rathausplatz. „Guten Abend, meine Damen und Herren, hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der Tagesschau. Wie es mit dem Wetter langfristig weitergehen wird, wie sich klimatische Veränderungen auswirken werden, damit befasst sich die Weltklimakonferenz in Genf.“ Um die 140 Demonstranten blicken gespannt zur Fassade des Rathauses, die als Projektionsfläche für die Nachrichtensendung aus dem Jahr 1979 dient. „Schneestürme, Überschwemmungen, Dürrekatastrophen – nicht nur das Wetter, sondern das gesamte Klima scheint in Unordnung zu geraten“, heißt es in der Nachrichtensendung von vor 45 Jahren.

Unter dem Motto „#NowForFuture“ trafen sich 140 Sympathisanten am globalen Klimastreiktag vor dem Rathaus. Das Klimabündnis Dorfen hatte die Kundgebung am Freitagabend veranstaltet, statt wie früher am Nachmittag einen Fridays-for-Future-Demozug zu organisieren. Wie üblich beleuchteten Redner die Aspekte der Erderwärmung.

„Die Physik ist da gnadenlos: Höhere Temperaturen bedeuten zwangsläufig mehr Feuchtigkeit in der Atmosphäre und dadurch höhere und extremere Niederschläge“, startete Manfred Groh. „Und darum reden wir jetzt alle paar Wochen von einem weiteren Jahrhunderthochwasser, so wie wir das vor einiger Zeit in Oberdorfen hatten, im Juni im Süden Bayerns oder vor ein paar Tagen in Österreich, Tschechien und Polen gesehen haben“, erklärte der promovierte Physiker.

Dass Wetterextreme häufiger werden, sei lange absehbar gewesen, so Groh, der selbst 1979, im Jahr der ersten weltweiten Klimakonferenz in Genf, geboren wurde. Die Klimakrise eskaliert. Handeln sei jetzt dringend nötig, forderte der Wissenschaftler aus Dorfen. „Unsere Kinder haben nichts davon, wenn wir keine Schulden, dafür aber einen Planeten hinterlassen, der nicht mehr lebenswert ist.“ Statt politischer Scheinlösungen und populistischer Aussagen hofft er auf eine Zusammenarbeit aller demokratischen Parteien. „Der Kampf gegen die Klimakrisen ist zu groß für eine Legislaturperiode.“

Gegen die Spaltung der Gesellschaft

Moderator Fabian Wolfertstetter, ebenfalls promovierter Physiker, plädierte für einen schnellen Ausstieg aus Kohle, Öl und Gas, und somit für das Ende aller fossiler Investitionen. Die Energiewende sei durchaus möglich, mit Photovoltaik und Windrädern.

Auch Passanten blieben stehen, schlossen sich spontan der Gruppe an. Sybille Mayer etwa, die monierte, dass der Aktionstag im Vorfeld nicht ausreichend beworben worden sei. „Es ist aktuell wichtig zu zeigen, dass der Klimaprotest nicht eingeschlafen ist, auch wenn andere Krisen im Vordergrund stehen“, meinte die 22-jährige Krankenpflegerin – „vermeintlich im Vordergrund“, fügte die Dorfenerin an. „Die Erderwärmung ist unser allergrößtes Problem.“

Rednerin Elke Rausch skandierte derweil: „Wir gemeinsam, alle zusammen“, die Teilnehmer klatschten dazu: „Für sauberes Trinkwasser, für eine intakte Natur, für ein ausgeglichenes Wetter und Klima.“ In ihrem Beitrag beschäftigte sich die Landschaftsarchitektin mit der Spaltung der Gesellschaft. „Viele Menschen lassen sich von Schreihälsen anstiften, zu streiten und andere auszugrenzen.“ Das sei fatal, so die Dorfenerin: „Wir brauchen eine starke Gemeinschaft, die sich einig ist, unsere Lebensgrundlagen zu schützen.“

Martine Driessen, Vorstand im DUKA Fair Weltladen, hielt eine Tafel Schokolade und ein Päckchen Kaffee in die Höhe, beides aus fairem Handel. „Die Kaffee- und Kakaobauern im globalen Süden sind besonders von den Auswirkungen der Klimakrise betroffen. Mit jedem Einkauf kann ich die Welt ein bisschen besser machen, sie Fair-ändern.“

Zum Schluss ertönte abermals der Gong der Tagesschau, eingespielt wurden Nachrichten vom 13. Dezember 2023. „Erstmals hat sich die Weltgemeinschaft zumindest auf dem Papier zum Abschied von Kohle, Öl und Gas bekannt. Die Staaten einigten sich auf einen Übergang weg von den fossilen Brennstoffen.“

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