„Unwahrscheinlich froh, dass es vorwärts geht“ – Wissenschaftlich und kirchlich bedeutsames Gebäude wird saniert
Der Pfarrhof auf dem Hohen Peißenberg ist allein wegen seiner Lage ein besonderes Gebäude. Abgesehen von seiner Funktion für die Kirche hat er auch große Bedeutung für die Wissenschaft. Deswegen ist die Freude darüber, dass die Sanierung des geschichtsträchtigen Hauses nun begonnen hat, groß.
Der Pfarrhof auf dem Hohen Peißenberg ist eingerüstet, es wird schon fleißig gearbeitet an diesem Vormittag, an dem Kirchenpfleger Ernst Schmidhuber, Pfarrer Robert Kröpfl und Bürgermeister Thomas Dorsch zum Pressetermin auf den Hohen Peißenberg eingeladen hatten, um über die Sanierung des Pfarrhofs zu informieren. Die Freude darüber, dass sich jetzt etwas bewegt, ist ihnen anzumerken. Auch im Ordinariat sei man „unwahrscheinlich froh, dass es vorwärts geht“, sagte Schmidhuber.
„Die Sanierung des Pfarrhofs ist ein wichtiges Projekt, das viele Jahre in der Pipeline war“, sagte Dorsch. Dass der Pfarrhof saniert gehört, sei lange Zeit schon klar gewesen. Der Antrag dafür sei schon vor mehr als 15 Jahren bei der Erzdiözese München-Freising gestellt worden, so Schmidhuber: „Seitdem schwebt er.“ Nun ist der Schwebezustand beendet, die Sanierungsarbeiten haben begonnen.
Schwebezustand beendet
In den kommenden Wochen sollen die Fassaden saniert, die Fenster überarbeitet und die Fensterläden zum großen Teil ausgetauscht werden. Zudem wird das Gebäude gestrichen – es soll wieder in Grau gehalten sein. Insgesamt wird mit Kosten von 500 000 Euro gerechnet, die komplett die Erzdiözese München-Freising als Eigentümerin übernimmt. Vor rund drei Jahren kam die Freigabe des Geldes aus dem Erzbistum. „Wir hatten riesiges Glück“, sagte der Kirchenpfleger, denn inzwischen sei die Kirche zurückhaltender mit derartigen Zusagen.
Der Pfarrhof auf dem Hohen Peißenberg hat eine lange Geschichte: Das Gebäude, das ursprünglich separat gestanden ist und mit einer Brücke mit der Kirche verbunden war, stammt ungefähr aus dem Jahr 1615. Im 18. Jahrhundert wurde es erst an die Wallfahrtskirche angebaut.
„Das Gebäude ist wissenschaftlich von Bedeutung, weil hier die Wetterbeobachtung ihren Ursprung hat“, sagte Bürgermeister Dorsch. In diesem Pfarrhof sei das erste Observatorium der Welt betrieben worden. Die Plattform auf dem Dach, die sich zwischen Wallfahrtskirche und Pfarrhof befindet, sei noch ein Relikt aus dieser Zeit. „Das war die Beobachtungsplattform“, so Dorsch.
Von dort hatten die Wetterbeobachter freie Rundum-Sicht. Am 1. Januar 1781 wurde auf dem Hohen Peißenberg mit der regelmäßigen Wetterbeobachtung begonnen. Damals gehörten Wallfahrtskirche und Gnadenkapelle zum Kloster Rottenbuch, das von Augustiner-Chorherren betrieben wurde. „Es ist herausragend, dass die Chorherren als Theologen der Wissenschaft gegenüber so aufgeschlossen waren“, sagte Pfarrer Kröpfl: „Das war außergewöhnlich und ein Glücksfall.“ Denn die Wissenschaft habe ja einige der damals geltenden Ansätze der Kirche in Frage gestellt.
Plattform wurde bereits saniert
Die Plattform musste schon vor 15 Jahren saniert werden, sonst wäre sie nicht mehr zu retten gewesen, berichtet Schmidhuber. Damals seien der Dachstuhl, die Beobachtungsplattform und deren Geländer für rund 250 000 Euro hergerichtet worden.
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Im Pfarrhof befindet sich zudem noch der alte Wetter-Beobachtungsraum, und damit die Beobachtungen immer zur gleichen Zeit stattfinden, was ja für die Vergleichbarkeit der Werte wichtig war, wurde in den Steinboden eine Nord-Süd-Linie gezogen, anhand derer sich die Uhrzeit ablesen ließ. Auch diese ist heute noch in dem Gebäude auf dem Hohen Peißenberg zu sehen.
Wenn das Wetter einigermaßen mitspielt, dann sollen die Sanierungsarbeiten noch in diesem Jahr abgeschlossen sein. „Wenn allerdings der Frost früh kommt, dann dauert es bis zum Frühjahr“, sagt der Kirchenpfleger. Er freue sich, wenn nach der Gnadenkapelle und der Wallfahrtskirche nun auch der Pfarrhof in neuem Glanz erstrahle: „Dann ist alles leuchtend schön.“