Putin startet heikle Atomwaffen-Übung: Russland warnt Nato vor „enormen Gefahren“
Das russische Militär hat mit Übungen für den Einsatz taktischer Nuklearwaffen in der Ukraine begonnen. Eine deutliche Botschaft für den Westen, sich zurückzuhalten.
Moskau – Laut Aussagen des russischen Verteidigungsministeriums soll das Militär Atomübungen mit taktischen Nuklearwaffen eingeleitet haben. Diese erste offizielle Ankündigung, Russland halte Atomübungen ab, soll wohl der Abschreckung dienen, um den Westen davon abzuhalten – aus Sicht des Kremls – sich weiter in den Ukraine-Krieg einzumischen.
Peskow warnt vor „enormen Gefahren“: Putins Atomübungen um den Westen abzuschrecken
Nachdem zunächst Emmanuel Macron angekündigt hatte, den Einsatz von französischen Bodentruppen in der Ukraine nicht auszuschließen, kündigte auch der baltische Staat Estland an, man denke „ernsthaft“ über eine Entsendung estländischer Truppen nach. Kremlsprecher Dmitri Peskow kritisierte die westlichen Überlegungen über Bodentruppen scharf: „Wir haben wiederholt darauf hingewiesen, dass ein direktes Eingreifen des Militärs der Nato-Staaten vor Ort in diesen Konflikt potenziell enorme Gefahren mit sich bringt, sodass wir dies als eine äußerst schwerwiegende Provokation betrachten, nichts weniger als das, und natürlich beobachten wir dies sehr genau“.
Was sind „taktische“ Atomwaffen?
Taktische Atomwaffen sind – anders als strategische Atomwaffen – für den Einsatz in einem Kampfgebiet konzipiert. Sprengkraft und Reichweite sind allgemein kleiner als die der strategischen Atomwaffen, wobei es keine genaue Abgrenzung zwischen den beiden Waffentypen gibt. So können die Waffen auch nahe der eigenen Truppen eingesetzt werden.
Taktische Atomwaffen sind nämlich für den Einsatz direkt an der Front gedacht, um feindliche Stellungen und Truppen anzugreifen und werde daher auch als „Gefechtsfeldwaffen“ bezeichnet. Ihre Sprengkraft liegt schätzungsweise zwischen 0,3 und bis zu über 50 Kilotonnen TNT.
Taktische Atomwaffen brillieren hierbei durch ihre flexiblen Einsatzmöglichkeiten. Durch Umfunktionierung konventioneller Raketen, wie der Iskander oder Kinschal, die bereits im Ukraine-Krieg zum Einsatz kommen, lassen sich hier auch problemlos atomare Sprengköpfe anbringen. Somit werden für taktische Atomwaffen keine neuen Trägerraketen benötigt.
Quelle: Bundeszentrale für politische Bildung, Tagesschau
Zwar erwähnt Peskow Atomwaffen nicht explizit – dennoch scheint der Kremlsprecher auf Nuklearwaffen implizit hinzuweisen, indem er auf „enormen Gefahren“ aufmerksam macht. In einem Statement des russischen Verteidigungsministeriums skizzierte man unterdessen die Atomübungen. So soll das „praktische Training in der Vorbereitung und im Einsatz von nicht-strategischen Kernwaffen“ die Soldaten im Umgang von nuklear-fähigen Kinschal und Iskander-Raketen schulen, wie Associated Press berichtet.
In einem Video, das von der russischen Nachrichtenagentur Sputnik veröffentlicht wurde, sieht man mutmaßlich Ausschnitte einer solchen Atomübung. Eine lange Fahrzeugkolonne, bestehend aus Militärvehikeln, probt den Ablauf, sollte es zum Ernstfall kommen und taktische Atomwaffen abgeschossen werden. Verladen mit Kränen werden unter anderem die schwerfälligen Iskander-Raketen und an ihrer Abschussvorrichtung angebracht. Außerdem sieht man, wie eine Kinschal-Rakete an einem Kampfjet montiert wird.
Neben dem Militärdrill, der bereits am 6. Mai vom Verteidigungsministerium angekündigt wurde, bezeichnete Peskow die Aussagen der Briten und Amerikaner bezüglich Nato-Truppen in der Ukraine als „neue Eskalationsrunde“.

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Momentum für westliche Bodentruppen in der Ukraine – Charkiw in Bedrängnis
Und dennoch scheint sich ein gewisses Momentum innerhalb Europas für westliche Bodentruppen in der Ukraine zu bilden. Benjamin Haddad, ein französischer Abgeordneter unter Macron, befürwortet „kreative Ideen“ Kiew zu helfen, wie der Politiker sich gegenüber Newsweek äußerte. „Wir verbringen zu viel Zeit damit, uns Sorgen über eine Eskalation zu machen, obwohl Russland das Land ist, das eskaliert hat“, führte der 38-Jährige an.
„Im Moment sind viele ukrainische Truppen an der Grenze zu Weißrussland stationiert, um eine mögliche Invasion aus dem Norden zu verhindern“, wie er zu bedenken gibt. „Westliche Streitkräfte könnten entlang der Grenze als ‚Stolperdraht‘ eingesetzt werden – so wie man Truppen in den baltischen Staaten oder in Polen hat, um einige dieser ukrainischen Truppen zu entlasten, damit sie an die Front gehen können.“
Angesichts der aktuellen russischen Offensive hat die Ukraine Hilfe bitter nötig. In Charkiw kämpft Wolodymyr Selenskyjs Armee um jeden Meter Land, um die strategisch wichtige Stadt an der Front halten zu können. Trotz des 60 Milliarden Dollar schweren US-Hilfspaket sieht sich die Ukraine in der Defensive. (sischr)
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