Seit Kurzem führt Brigitte Meier als Geschäftsführerin die Geschicke des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern. Wir stellen die Neue vor.
Brigitte Meier aus Oberwössen (Kreis Traunstein) führt seit Kurzem die Geschäfte des Almwirtschaftlichen Vereins Oberbayern (AVO) mit Sitz in Holzkirchen. Der 1947 gegründete Verein zählt knapp 2000 Mitglieder und erstreckt sich über 14 Bezirksalmbauernschaften vom Berchtesgadener Land über Miesbach bis nach Garmisch-Partenkirchen. „Wenn sich im Leben solch eine Gelegenheit bietet, dann muss man einfach zugreifen“, sagt Meier, die Nachfolgerin des langjährigen Geschäftsführers Hans Stöckl ist.
Ausschlaggebend für die Berufung waren ihre beruflichen Erfahrungen: 15 Sommer verbrachte sie als junge Sennerin in den Chiemgauer, Berchtesgadener und Salzburger Bergen. Ein Buch über das Almleben hatte ihre Neugier geweckt. Völlig unerfahren kam sie zu Irmi Schweinöster auf die Alm in Oberwössen. Schritt für Schritt vermittelte diese ihr Wissen an das junge Mädchen. Meier lernte die täglichen Arbeiten, den Umgang mit dem Vieh, das Melken und das Käsen. „Diese besondere und lehrreiche Zeit hat mir nicht nur ein tiefes Verständnis für die Herausforderungen der Alm- und Landwirtschaft vermittelt, sondern auch meine große Leidenschaft für die Almwirtschaft, die Tiere und die Natur entfacht“, erzählt sie.
Bestens vertraut mit Recht und Ordnung
Zuletzt arbeitete die gelernte Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte mit land- und hauswirtschaftlicher Ausbildung in zweitem Bildungsweg in der Verwaltung des Rinderzuchtverbands Traunstein. So sammelte sie umfangreiche Erfahrung in der Verbandsarbeit. Zusätzlich ist Meier als Vertreterin der Marketenderinnen Mitglied im Vorstand des Bataillons der Gebirgsschützen Inn/Chiemgau. „Was ich so Unterschiedliches gelernt und gearbeitet habe, ergibt jetzt in dieser Position alles einen Sinn“, sagt sie. „Ich weiß, wie eine Geschäftsstelle funktioniert, und der Kontakt mit den Landwirten und Almbauern sowie die Betreuung von Almen und auch das Fördergeschehen sind mir vertraut.“ Der Vorstand des Almwirtschaftlichen Vereins hat es wohl ebenso gesehen. Meier wurde unter 17 Bewerbern für den Posten ausgewählt.
Blick auch über die Grenze
Ihr Arbeitsvertrag sieht eine 30-Stunden-Woche vor. Meier arbeitet in der AVO-Geschäftsstelle im Grünen Zentrum in Holzkirchen, besucht Almen und Almbauern, nimmt an Begehungen teil – auch im benachbarten Österreich – und erledigt Arbeiten im Homeoffice. Nach wenigen Wochen im Amt nennt sie klare Schwerpunkte: „Ich will helfen, die Almwirtschaft zu erhalten, und vor allem die kleinen Betriebe unterstützen.“ Sie beobachtet, dass über die Jahre immer weniger Vieh auf die Almen getrieben wurde. „Ich möchte dazu beitragen, diesen Trend umzukehren.“ Zusätzlich sieht sie die Almbauernschaft vor bekannten Herausforderungen: Klimawandel, Tourismus, Wasserversorgung auf den Almen und die Bedrohung durch Raubtiere wie den Wolf.
Ihre erste große Erfahrung war kurz nach Amtsantritt die Hauptalmbegehung im benachbarten Ruhpolding mit viel Prominenz und knapp 800 Teilnehmern. „Glücklicherweise war die schon zum Großteil vorbereitet“, sagt Meier lachend. Der Verein ist neben den Bezirksalmbauern einer der Hauptorganisatoren der Veranstaltung. In diesen Tagen beginnen bereits die Vorbereitungsarbeiten fürs kommende Jahr.
21 539 Rinder auf den Almen
Die Geschäftsführerin freut sich auf ihre Tätigkeit und ist „gespannt, was mich alles erwartet“. An Arbeit wird es nicht mangeln. Der Verein unterstützt die Almbauern bei der Suche nach Personal für ihre Almen und vermittelt Pensionsvieh anderer Landwirte, das die Almbauern zusätzlich zu den eigenen Tieren auf die Alm treiben. Zudem berät er in allen Fragen der Almwirtschaft und vertritt die Interessen der Almbauern gegenüber Politik und Behörden. Im vergangenen Jahr gab es in Oberbayern 709 Almen mit einer Gesamtfläche von 17 207 Hektar. 21 539 Rinder verbrachten den Sommer auf den Almen, darunter 6975 Stück Pensionsvieh.
Jeder, der sich der Almwirtschaft verbunden fühlt, kann übrigens Mitglied beim AVO werden. Der Jahresbeitrag beträgt 27 Euro für Einzelpersonen und Senner, Almbauern zahlen etwas mehr.