Geschichte(n) wohnt ein Zauber inne

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Leidenschaftliche Erzählerin: Ursula Weber aus Ellbach bei Bad Tölz fühlt sich in Schliersee sehr wohl. Dort leitet sie Ortsspaziergänge. © Stefan Schweihofer

Als Erzählerin führt Ursula Weber Gästegruppen durch Schliersee. Eine Tätigkeit, die vor allem im Sommer gefragt ist. Wir haben sie bei einer Tour begleitet

Worin ihr Talent liegt, hätte Ursula Weber eigentlich noch in ihrem alten Beruf erahnen können. „Die Kinder wollten freiwillig nachsitzen“, berichtet die 55-Jährige schmunzelnd. Das war, als sie noch als Religionspädagogin arbeitete. Heute sind es nicht nur Kinder, die förmlich an Webers Lippen kleben. Die Ellbacherin leitet die Ortsspaziergänge in Schliersee – vor allem für Touristen, gerne aber auch für interessierte Einheimische. Nicht als ausgebildete Heimatführerin, nein, Weber nennt sich Geschichtenerzählerin oder auch Erzählzauberin. Jetzt im Sommer sind es vier verschiedene Touren – plus Extra-Termine im Rahmen des Ferienprogramms.

Faible für Mythen und Sagen

15 Jahre ist es nun her, dass sich Ursula Weber den Virus des Geschichtenerzählens einfing. Damals legte sie ihren Beamtenstatus auf Eis und stürzte sich zwei Jahre später vollends in die Selbständigkeit. Zwei andere Geschichtenerzähler haben sie damals „angesteckt“. Ein Faible für Mythen, Sagen und Märchen hatte sie schon zuvor. Und mit solchen würzt sich auch die Ortsspaziergänge, die es seit vielen Jahren in Schliersee gibt. Erst unter der Ägide des Fremdenverkehrsvereins und nachdem Karl Wiedemann aus Altersgründen kürzertrat in der Verantwortung der Gäste-Info. Deren Leiter Mathias Schrön war es, der Weber an den Schliersee holte. 2021 war das. „Ich habe mich sehr in Schliersee verliebt“, sagt sie heute. Den Ort durchziehe eine „magische Stimmung– jedes Mal anders“. Jährlich 40 bis 50 Mal sei sie in Schliersee. Das Programm ist über die Jahre gewachsen. So kam eine kulinarische Runde hinzu, und seit heuer erlaubt die HypoVereinsbank, dass die Besuchergruppen die Halbinsel Freudenberg durchstreifen können. Deshalb findet der Ortsspaziergang wechselweise als Ost- und Westvariante statt.

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Beichte vor dem Dackel des Geistlichen Rats

An diesem Mittwoch führt Weber eine Gruppe durch den Ortskern, schildert am Ufer, wie der See entstanden ist, erklärt die Kunstwerke in St. Sixtus und führt die Gäste – vom Grundschulkind bis zum Rentner-Ehepaar ist alles dabei – auf den Weinberg und ins Bauerntheater. Den größeren Teil ihrer Schilderungen nehmen historische Fakten ein, aber Geschichten bleiben nunmal besser in Erinnerung als Daten, und so berichtet sie auch vom Tiroler Wallfahrer, der auf allen Vieren durch Fischhausen krabbelte und von der Dame, die ihre Beichte vor dem Dackel des Geistlichen Rats ablegte. Die Tour endet vor dem Heimatmuseum, dessen Besuch Weber ihren Zuhörern empfiehlt, ebenso wie die Schliersee App und den „Kirchendreiklang“, die von der Pfarrei organisierte Führung durch die drei Gotteshäuser im Ort mit Mechtild Manus. Am Ende sagt eine Besucherin, dieser Spaziergang sei das Highlight ihres bisherigen Aufenthalts gewesen. Weber quittiert‘s mit ihrem ansteckenden Lächeln, so wie sie ohnehin eine einnehmende Frohnatur ist. Die Geschichte mit den Nachsitz-Kindern nimmt man ihr ab.

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Über dem Winter werden Hochzeiten geplant

Spaziergänge wie in Schliersee leitet Ursula Weber an vielen Orten in Oberbayern. Ihr Wissen hat sie in inzwischen vier Büchern, erschienen im Volk-Verlag, gegossen, bietet ihre Erzählkunst für vielerlei Gelegenheiten an. Und: Sie ist Hochzeitsrednerin. Rund 15 freie Trauungen betreut sie pro Jahr, was einiges an Vorbereitungszeit beansprucht. Auch das hilft ihr über den Winter, wenn das Tourenprogramm schmaler ist. „Die Saison beginnt gerade“, erklärt sie.

Der Weinberg ist der beste Platz für eine besondere Geschichte

Schliersee nimmt derweil einen besonderen Platz in ihrem Erzählerinnen-Herz ein. Die Geschichte von dem verliebten Burschen, der die Zeit nach vorne drehen kann und dann durch sein Leben hetzt – am liebsten erzählt sie diese auf dem Weinberg. Es ist eine dieser „Weisheitsgeschichten“, wie Weber sie nennt und zu denen sie auch viele Märchen zählt. Am Ende steht gewissermaßen die Forderung: „Lebe den Augenblick!“ Ein bisschen etwas davon spürt man in Ursula Weber, wenn sie eine ihre Geschichten erzählt.

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