„Ein Wahnsinn jenseits aller Businesspläne“

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Miesbach
  4. Schliersee

Kommentare

Mammutaufgabe erledigt: Für die am Bau beteiligten FIrmen und Handwerker gab es vor der Eröffnung ein eigenes Fest. © klaus wiendl

Forsthaus Valepp: Wie aus einem „verhunackelten“ Gebäude ein Juwel wurde.

Die Freude währte nur ein Jahr. Nun sind wieder Handwerker im frisch sanierten Forsthaus Valepp. Teile der restaurierten Innenräume müssen erneuert werden. Wer das Gebäude betritt, hört nicht nur die Trockner laufen, auch Plastikabdeckungen versperren die Sicht. Der Grund für das Malheur: Die Dusche in einem unbewohnten Gästezimmer im Dachgeschoss brach und hat „viele Kubikmeter Wasser in die historischen Wände und Decken gespült“, beklagt Bauherr und Gastronom Johannes Rabl. Den Schaden beziffert er mit „mehreren Hunderttausend Euro“. Rabls Trost: „Gott sei Dank sind wir gut versichert, und der Außenbetrieb ist davon nicht betroffen.“ Erst Ende September dürfte der Schaden behoben sein.

Wasserschaden: Jetzt macht sich die aufwendige Restaurierung bezahlt

Jetzt mache sich die aufwendige Restaurierung bezahlt, denn es durfte kein Furnierholz verwendet werden, so die Auflage des Denkmalschutzes, sondern nur Massivholz, das sich nicht so mit Wasser vollsaugt, wie Rabl erklärt. Zusammen mit Fußballstar Manuel Neuer hatte er quasi eine Ruine von den Staatsforsten mittels eines Erbbaurechtsvertrags übernommen.

Teure Angelegenheit: Sanierung kostete sechs Millionen Euro

„Wir wussten von Anfang an, dass dieses Haus eine Lebensaufgabe ist und wollten ein weiteres Kapitel in der Geschichte des 180 Jahre alten Forsthauses schreiben, für weitere 180 Jahre.“ Es wurde ein teures Kapitel. Die Gesamtkosten beziffert der Hotelier vom Tegernsee auf sechs Millionen Euro. Gefragt, ob er diese Investition schon bereue, sagt Rabl im Brustton der Überzeugung: „Bei Vertragsunterzeichnung mit den Staatsforsten lag der Patient schon mit offenem Brustkorb da. Somit waren die Schäden von Anfang an sichtbar.“

Gebäude völlig „verhunackelt“

Bis 1880 war es ein reines Forsthaus, dann erfolgten die unterschiedlichsten Erweiterungen. Damit war es völlig „verhunackelt“, schildert der vom Investoren-Duo Neuer und Rabl beauftragte Architekt und Bauleiter Paul Schwarzenberger seine Ausgangslage. Denn er sollte aus dem einst „königlichen Forsthaus“ mit den Auflagen des Denkmalschutzes einen Gastrobetrieb mit 28 Betten machen. „Der Umfang der Sanierung mit den unterschiedlichen Höhen des Gebäudes war zu Beginn der Arbeiten nicht absehbar, die Forderungen des Denkmalschutzes und des Brandschutzes sowie sonstige gesetzliche Vorgaben noch nicht bekannt.“ Die Erfüllung all dieser Vorgaben sei hinsichtlich der anfallenden Baukosten daher nicht kalkulierbar gewesen. Dieses Fazit zieht nach zwei Jahren Bauzeit Schwarzenberger in seiner vorliegenden Dokumentation über das Forsthaus im neuen Glanz.

Bodenständig: Allen Unkenrufen zum Trotz ist das Forsthaus kein überkandideltes Restaurant für betuchte Kundschaft.
Bodenständig: Allen Unkenrufen zum Trotz ist das Forsthaus kein überkandideltes Restaurant für betuchte Kundschaft. © klaus wiendl

Dafür gab es zahllose Vorgaben des Denkmalschutzes. Denn Kreisbaumeister Christian Boiger forderte die Verbindung von traditioneller Denkmalpflege mit modernem Bauen. Dies sei nun beim Forsthaus „gelungen“. Schließlich sollten Denkmäler auch „genutzt“ werden. Dafür war laut Schwarzenberger eine grundlegende Sanierung des Gebäudes von der Sohle bis zum Dach notwendig. Der Dachstuhl musste komplett statisch und mit noch intakten Holzbalkenteilen ertüchtigt werden.

Forderung nach mundgeblasenem Glas

Vorgegeben war auch, wie Fenster und Türen zu erneuern sind. „So entstanden vierfache Glaskosten, weil mundgeblasenes Glas gefordert wurde.“ Bei der historischen Aufgangstreppe wurde jeder einzelne Stein nummeriert, fotografiert, katalogisiert, abgebaut, hinterfangen und so wieder neu aufgebaut. Die 380 Balkonbalustraden wurden genauso einzeln behandelt. „Wir haben jedes Detail per Hand aufbereitet – es war der helle Wahnsinn, der weit jenseits jeglicher Businesspläne liegt. Da war eben viel Leidenschaft dabei“, schildert Rabl das Engagement.  

Lesen Sie in unserer Denkmalserie auch den Beitrag über den Schmiedhof in Geitau

Ausgezeichnete Bauherren: Manuel Neuer und Johannes Rabl erhielten für die Sanierung des Forsthauses den Denkmalschutzpreis des Landkreises.
Ausgezeichnete Bauherren: Manuel Neuer und Johannes Rabl erhielten für die Sanierung des Forsthauses den Denkmalschutzpreis des Landkreises. © privat

Bei den Außenanlagen war die Auflage der Naturschutzbehörde, dass wegen der Fledermäuse und Salamander keine Verfugung des Natursteinmauerwerks erlaubt war. „Dieser erhebliche Aufwand war erforderlich, um das ursprüngliche Erscheinungsbild mit großer bauhistorischer Bedeutung wieder herzustellen“, so Schwarzenberger. Man könne auch mit Regionalität, Nachhaltigkeit und Sensibilität „sexy“ sein, findet Rabl. Für Neuer ist es „ein Herzensobjekt, dass da hinten wieder was geht“. Dafür bekam das Trio den Denkmalschutzpreis des Landkreises. Denn „Denkmäler seien Marken- und Wesenskern der bayerischen Landesidentität“.

Bei der Arbeit: Johannes Rabl und Architekt  Paul Schwarzenberger
Bei der Arbeit: Johannes Rabl und Architekt  Paul Schwarzenberger  © Klaus Wiendl

Auch interessant

Kommentare

Информация на этой странице взята из источника: https://www.merkur.de/lokales/region-miesbach/schliersee-ort29415/ein-wahnsinn-jenseits-aller-businessplaene-93917758.html