Ein Haus, das Geschichte atmet und viele Gäste anzieht

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Vor dem Schmiedhof: Brigitte Schmied vor dem historischen Gebäude in Geitau, das sie umfassend sanieren ließ. © THOMAS PLETTENBERG

Ein fast 500 Jahre altes Anwesen in Geitau, eine klare Vision und die Freude am Gestalten: Brigitte Schmied hat den Schmiedhof saniert und ihm eine neue Nutzung gegeben. Entstanden ist ein lebendiges Denkmal, das Gäste aus nah und fern anzieht.

Bayrischzell – Brigitte Schmied als Besitzerin des Schmiedhofs – das passt, auch wenn der Namensgleichklang zufällig ist. Bei einem zufälligen Besuch 2018 verliebte sich die Fürstenfeldbruckerin in den Bayrischzeller Ortsteil Geitau. Das Gebäude fiel ihr wegen einer Lüftlmalerei ins Auge, die aus den 1970er-Jahren stammte. „Meine Leidenschaft für alte Bauwerke und die kreative Aufgabe, sie umzugestalten, standen für mich im Vordergrund“, sagt sie. Ebenso wichtig war ihr der Wunsch, in den Bergen zu leben und Gastgeberin zu sein.

Die Finanzierung erfolgte vollständig über Fremdmittel. Wirtschaftliche Überlegungen bestimmten daher vor allem die Größe des Projekts. „Das sollte sich tragen – aber der Antrieb kam aus der Begeisterung für das Haus.“

Der Schmiedhof ist ein Bauwerk mit Geschichte. Im Lauf des halben Jahrtausends seines Bestehens beherbergte er eine Nagelschmiede, eine Flaschenbierhandlung, eine Poststelle, eine Bäckerei, einen Lebensmittelladen und zuletzt einen Laden für Kunsthandwerk. Für Schmied war klar, dass diese wechselvolle Nutzung eine neue Form finden sollte. Entstanden sind elf Ferienwohnungen und ein Concept Store im Erdgeschoss, in dem Wohn- und Modeartikel angeboten werden.

Bauweise mit Tradition

Schon zu Beginn stand für Schmied fest, dass sie ein stimmiges Gesamtkonzept umsetzen wollte. Die bauliche Gestaltung kam vom Architekten, der den Wölflhof in Aurach als Vorbild empfahl. Der Schmiedhof wurde entsprechend der klassischen Form des Einfirsthofs angelegt: ein Drittel Wohntrakt, zwei Drittel Wirtschaftstrakt.

Die Zusammenarbeit mit Architekten und Denkmalschutzbehörde beschreibt Schmied als intensiv und fruchtbar. „Man darf dem Haus seine Geschichte schon ruhig ansehen“, habe es aus der Behörde geheißen – ein Satz, den sie bis heute gern zitiert. Der vorhandene Dachstuhl wurde vollständig entfernt. Nur Bauteile, die sich wiederverwenden ließen, blieben erhalten. Der Putz wurde ausschließlich dort erneuert, wo es nötig war. Fenster und Türen ordnete sie teils aus ästhetischen Gründen neu an. „Ich bin ein Fan von Symmetrie.“

Unterstützung aus dem Umfeld

Die Umsetzung war ein Gemeinschaftsprojekt. Familie und Freunde halfen mit, insbesondere beim Entnageln alter Balken. Ihr Mann Michael, Bautechniker und Handwerker, brachte seine Fachkenntnisse ein. Alle beauftragten Firmen kamen aus der Umgebung, sagte Schmied: „Mir war wichtig, dass wir mit Betrieben aus der Region arbeiten.“

Die Bauphase fiel in die Zeit des Corona-Lockdowns. Baustellenlärm ließ sich nicht vermeiden, doch die Belastung für benachbarte Bewirtungsbetriebe habe sich in Grenzen gehalten. Lieferengpässe gab es keine. Kurz nach Ende der Beschränkungen konnten die ersten Gäste einziehen – das Interesse war sofort groß.

Große Bandbreite an Gästen

Die elf Ferienwohnungen tragen Namen wie Resi, Zenzi oder Ferdi. Die Ausstattung ist schlicht, mit warmen Materialien und ohne überflüssige Details. „Ich will, dass die Gäste runterkommen können.“ Die Bandbreite ist groß: Familien, Hundebesitzer, Wanderer sowie Teams, die Arbeit und Aufenthalt in den Bergen verbinden wollen. Viele von ihnen kehren regelmäßig zurück.

Der Concept Store im Erdgeschoss beherbergt bis heute eine historische Werkbank. Schmied plant, den Raum künftig neu zu nutzen. „Im jetzigen Concept Store könnte etwas Neues entstehen – vielleicht ein Wellness-Angebot für Gäste und Einheimische.“

Ein Denkmal mit Zukunft

Im Jahr 2022 erhielt der Schmiedhof die Denkmalschutzmedaille des Landkreises. Für Schmied war das eine Bestätigung ihrer Haltung. Für sie ist das Gebäude ein lebendiges Denkmal, weil es genutzt wird und in engem Austausch mit den Menschen steht. „Ein Denkmal lebt durch die, die es schätzen – Gäste, Einheimische, Architekten.“

Auf die Frage, ob sie diesen Weg noch einmal gehen würde, kommt die Antwort ohne Zögern: „Jederzeit.“ Zwar lagen die Kosten am Ende etwa ein Drittel höher als geplant, doch für Schmied zählt das Ergebnis: ein Ort, an dem Vergangenheit und Gegenwart in Einklang leben.

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