Die Abrams-Panzer erweisen sich im Ukraine-Krieg als verwundbar und reihen sich unter die Verluste gegen die Armee Wladimir Putins ein. Ein US-General reagiert dünnhäutig auf Kritik.
Donbass - Es sind bittere Zahlen: Russland bezahlt teuer für den völkerrechtswidrigen Imperialismus von Wladimir Putin. Aber auch die Verluste der Ukraine im Krieg, den das Moskau-Regime mit dem heimtückischen Überfall im Februar 2024 losgetreten hatte, sind hoch.
Verluste der Ukraine: Kritik an den Abrams-Panzern aus den USA
Unter jene Verluste für Kiew im blutigen Ukraine-Krieg reihen sich auch immer mehr Kampfpanzer M1 Abrams, die die USA für die Verteidigung gegen den russischen Angriff geliefert hatten. Wie die New York Times (NYT) Anfang Mai berichtet hatte, verloren die ukrainischen Streitkräfte einzig im März und April fünf der 31 Abrams-Panzer, die ihnen Washington bereitgestellt hatte.
Und geht es nach ukrainischen Soldaten, sind die amerikanischen Panzer aus den 1980er Jahren angeblich anfällig sowie schwerfällig. Ein US-General außer Dienst hat diese Kritik der Ukrainer jetzt entschieden zurückgewiesen - mit deutlicher Wortwahl.
Verluste im Ukraine-Krieg: US-General kritisiert ukrainische Panzerfahrer harsch
Mark Hertling, ehemals sogenannter Kommandierender General der United States Army Europe, wetterte stattdessen gegen eine einzelne ukrainische Panzer-Crew, auf die sich sein Interview im US-Sender CNN bezog. „Ich möchte es in einem Wort sagen. Das ist BS. Und ich nutze nur die Initialen. Sie müssen wissen, dass diese Panzer hauptsächlich für die Umwelt im europäischen Nato-Gebiet gemacht wurden. Ich war in diesen Panzern für fast zwei Jahrzehnte, drei Jahrzehnte, ohne dass ich irgendwelche der genannten Probleme gehabt hätte, von denen ich gehört habe“, erklärte der 70-jährige Ex-Soldat. BS steht im amerikanischen Englisch für Blödsinn.
Hertling kam auf Schwierigkeiten bei der Wartung zu sprechen, über die schon X-fach berichtet wurde. Und zwar auch schon im Vorfeld der Waffen-Lieferung aus den Vereinigten Staaten an Kiew. „Ich möchte die Leute daran erinnern, dass ich gesagt habe, dass es nicht der beste Panzer sei, um ihn an die Ukraine zu übergeben, weil es Wartungsprobleme gibt und man eine gut ausgebildete Besatzung haben muss, um einige der Probleme zu lösen“, erzählte er: „Dass die Russen wissen, wie sie die Panzer treffen müssen, dass die Panzer nicht genug Panzerung haben: Das ist Blödsinn.“
Waffen für die Ukraine: US-General verteidigt Abrams-Panzer
Seine stellenweise hemdsärmelige Analyse nahm auf ein Interview desselben Senders mit einer ukrainischen Panzer-Besatzung Bezug. „Seine Panzerung ist für diesen Moment nicht ausreichend. Sie schützt die Besatzung nicht. Tatsächlich ist dies heute der Krieg der Drohnen. Wenn der Panzer ausrückt, versuchen sie immer, ihn zu treffen“, hatte ein Besatzungsmitglied mit dem Rufnamen „Joker“ in dem Gespräch geschildert. Die Soldaten erzählten demnach von Motorprobleme sowie von angeblichen elektrischen Ausfällen durch Kondensation im Innenraum bei Nebel und Regen draußen.
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Dass Kondensation wichtige Instrumente im Panzer ausschalten würde, sei „Blödsinn“, meinte Hertling dazu. Und weiter: „Dass sie mit dem Panzer nicht durch Baumgrenzen von Wäldern kamen, dass sie mehrere Schüsse auf ein Gebäude abfeuerten, ohne dass es explodierte“, könne er nicht glauben, referierte er: „Ich weiß es mit Sicherheit, da ich mit diesen Fahrzeugen geschossen habe und mein ganzes Leben lang Panzerkommandant war.“ Er gehe stattdessen davon aus, „dass es sich um eine Besatzung handelt, die entweder nicht das richtige Waffensystem auswählt oder ihre Panzer nicht sehr gut wartet“, erklärte der Generalleutnant aus Florida, der von 2007 bis 2009 die 28.000 Mann starke Task Force der US Army im Nordirak kommandierte.
Abrams-Panzer der Ukraine: Hoher Wartungsaufwand gegen Russlands Armee
Die Verantwortung für etwaige Probleme schrieb Hertling stattdessen der ukrainischen Besatzung zu. Solch eine Kritik sei „immer dann der Fall, wenn zwei Tanker mit einem Panzer liegen bleiben. Sie werden Ihnen alle Gründe nennen, warum es nicht funktioniert, und warum dieser Mist etwas ist, das sie nicht haben sollten“, meinte der US-General außer Dienst lächelnd. „Aber erinnern Sie sich: Die Ukraine fragte selbst dann weiter nach diesen Fahrzeugen, obwohl sie wussten, dass es einen großen Wartungsaufwand für sie gibt“, sagte er weiter.
Auf die mutmaßliche Anfälligkeit durch Drohnen, wie die russische Lancet, ging der amerikanische Militär-Experte dagegen nicht ein. Laut NYT gibt es drei lukrative Ziele für russische Piloten von Kamikaze-Drohnen, die mittlerweile in mehreren Analysen zum Ukraine-Krieg beschrieben wurden. Bei den Schwachstellen des Panzers handelt es sich demnach um das schwächer gepanzerte Dach des Turms, den Bereich zwischen Wanne und Turm sowie um die Abdeckung für den Motorblock hinten an der Wanne. Zudem fehlt bei den älteren Abrams ein Hardkill-System gänzlich, bei dem blitzschnell wie bei einer Schrotflinte Schrapnelle in einem Kugelhagel gegen heranfliegende und identifizierte Geschosse verschossen werden.
Dass die Russen wissen, wie sie die Panzer treffen müssen, dass die Panzer nicht genug Panzerung haben: Das ist Blödsinn.
Panzer der Ukraine: Verwundbar durch Putins Kamikaze-Drohnen und zu schwer
Mit den schweren Maschinengewehren Browning M2 und M240 auf dem Dach der Abrams lassen sich die wendigen und flinken Drohnen kaum treffen. Zuletzt hatte ein Ukraine-Soldat offen erzählt, was die Abrams-Panzer wirklich können, und was seiner Ansicht nach nicht. Der größte Nachteil sei dagegen, dass das wuchtige Gefährt (61,3 Tonnen) keine Panzerung mit angereichertem Uran habe und dass am Turm eine Reaktivpanzerung fehle.
„Das Erste, was wir von unseren amerikanischen Partnern erwarten, ist, uns mit reaktiver Panzerung auszustatten. Damit wir nicht nur die Seiten, sondern auch den Turm schützen können, um die Überlebensrate der Besatzungen zu erhöhen“, erzählte ein Panzerkommandant namens Dmytro laut des Online-Portals Defense Express (DE) dem ukrainischen Online-Militärsender Army TV. Auch das enorme Gewicht gilt auf dem oftmals offenen Gelände der Ostukraine als Schwäche. Sehr schwere Panzer wie der Abrams oder der britische Challenger 2 (62,5 Tonnen) bleiben im schlechtesten Fall im nicht selten tiefen Untergrund einfach stecken oder versinken in diesem regelrecht. (pm)