Tipps vom Experten: So trotzen Gartenbesitzer dem Klimawandel
Immer extremeres Wetter stellt Gartenbesitzer vor große Herausforderungen. In Moosburg gab es nun Tipps, wie man im heimischem Grün dem Klimawandel trotzt.
Moosburg – „Mir fehlt einfach der grüne Daumen“, mag es manchen Gartenbesitzer wurmen, dessen Pflanzen immer wieder verkümmern. Dass der wahre Grund oft gar nicht an mangelndem Talent für die Aufzucht von Blumen, Obstbäumen, Gemüse und Co. liegt, sondern in der Veränderung unseres Klimas, darüber klärt derzeit der Moosburger Eigenheimerverein seine Mitglieder und alle Interessierten auf. Vor wenigen Tagen hat der erste Teil der Vortragstrilogie „Der Hausgarten im Wandel des Klimas“ stattgefunden. Referent zum Auftakt war Markus Eppenich, Gärtnermeister aus Feldkirchen-Westerham (Kreis Rosenheim) und Vizepräsident des Deutschen und Bayerischen Eigenheimerverbands.
Vor einer ganzen Reihe von Haus- und Gartenbesitzern erläutert der Experte an diesem Abend in der Gaststätte Zur Kegelhalle anschaulich und aufschlussreich die Folgen, die die steigenden Temperaturen und zu erwartenden Trockenperioden für die Planung sowie die Gestaltung des eigenen Gartens haben werden. Auch Starkregenereignisse und tendenziell mildere Winter spielen dabei eine wachsende Rolle. In Eppenichs Vortrag geht es um verschiedene Themen: Nach einem kurzen Abriss der Geschichte des Gartens werden Standortfaktoren, gestalterische Gesichtspunkte, die Wassernutzung, der künftige Umgang mit dem Rasen sowie verschiedene Gartenarten wie Familiengärten mit Selbstversorgung, naturnahe Gärten und Seniorengärten angesprochen.

Entweder zu feucht oder zu sonnig und trocken
Mit dem Blick auf seine eigene Kindheit ist der 56-Jährige überzeugt: „Wir haben nicht mehr das relativ ausgeglichene Wetter wie früher, sondern erleben ständig Extreme.“ Die zurückliegenden trockenen Jahre hätten allen Gehölzen und Bäumen „furchtbar weh getan“, sagt der Gärtnermeister. „Das hat man auch an der äußerst obstreichen Ernte gemerkt: Wenn Bäume spüren, es geht ihnen an den Kragen, schauen sie, dass sie sich möglichst schnell vermehren“, erklärt er. Die Qualität vieler Obstsorten sei dabei jedoch nicht berückend gewesen, da wiederum im aktuellen Jahr das Wetter zu feucht gewesen sei, und in anderen Phasen heiße Sommerwochen mit enormer Sonneneinstrahlung den Pflanzen geschadet hätten.
Der entstehende Nährstoffmangel wirkt sich beispielsweise in Äpfeln schichtweise negativ aus. Eppenich: „Man sieht das am Ende an einem fauligen Kernhaus, der Apfel hält dann nicht mehr so gut.“ Beim Gemüse seien speziell in diesem Jahr etwa Kartoffelernten extrem schlecht ausgefallen. „Es war einfach zu nass.“
Übel sieht es laut dem Experten auch für den Englischen Rasen aus. „Der wird wahrscheinlich aus unseren Hausgärten verschwinden, weil er eine zu geringe Wurzeltiefe besitzt. Wenn in Trockenphasen nicht extensiv gewässert wird, vertrocknet der.“ Was sich stattdessen ausbreite, seien Primärbesiedler wie Klee oder Löwenzahn. „Die wurzeln tiefer und überleben.“
Die Sorte Boskop leidet, dafür trumpft Topaz auf
Zurück zu den Äpfeln: Hier kommt es laut Markus Eppenich vor allem darauf an, künftig auf Sorten zu setzen, die etwa mit der starken Sonnenstrahlung besser auskommen als beispielsweise die sensible Sorte Boskop. „Neuere Sorten wie der Topaz haben da gar keine Probleme.“
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Generell empfiehlt der Eigenheimer-Vizepräsident Gartenbesitzern den Austausch mit Profis am Ort. „Ich kann den Leuten wirklich nur raten: Wenn sie Pflanzen kaufen, sollten sie sich in Gärtnereien beraten lassen.“ Denn: „Was in der einen Region perfekt passt, wächst anderswo schwierig.“ Von den Moosburgern weiß Eppenich, dass es hier sehr feuchte Böden und einen hohen Grundwasserspiegel gibt. „Da passen dann andere Pflanzen als etwa mitten in der Münchner Schotterebene, wo gar kein Wasser ist.“
Ein weiterer Tipp von Eppenich lautet: „Bäume sind natürlich immer wahnsinnig wichtig. Sie spenden nicht nur Schatten, sondern verdunsten auch Wasser. Da ist für uns Menschen das Atmen viel angenehmer.“ Wer keinen Platz für einen Baum habe, könne sich etwa mit dem Gerüst eines alten Sonnenschirms behelfen. „Daran kann man Hopfenranken wachsen lassen. Auch Kletterpflanzen verdunsten Wasser und spenden Schatten.“
Insekten als gratis Pflanzenschutz
Insektenhotels und generell die Förderung von Insekten legt der Gärtnermeister jedem Grundstücksbesitzer ebenfalls wärmstens ans Herz. „Die Insekten fressen die Schädlinge weg, die ganz stark durch die klimatischen Veränderungen kommen. Das hab‘ ich selbst bei meinen Johannisbeeren in diesem Jahr erlebt: Die hatten wahnsinnig Läuse. Nach einer Woche waren aber Marienkäferlarven drauf – und dann war das Problem gegessen.“ Biodiversität sollte laut dem Experten gefördert werden, soweit Möglichkeiten bestünden. „Damit spart man sich den Pflanzenschutz.“
Die Vortragsreihe der Moosburger Eigenheimer, die auch immer Fragen der Anwesenden ermöglicht, wird am Mittwoch, 6. November, um 19 Uhr fortgesetzt. Alle Interessierten sind willkommen. Sie treffen in der Gaststätte Kegelhalle zunächst auf Katrin Kell von der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, die sich mit dem Anbau und der Nutzung von Kräutern und Gemüse im Zeichen von zunehmenden Wetterunsicherheiten sowie -extremen befasst. Im zweiten Teil geht es dann um Obstgehölze, also um Sortenauswahl, Standort und Bodenbeschaffenheit von Obstbäumen und Sträuchern. Dies wird wieder Markus Eppenich vom Eigenheimerverband übernehmen. Der Eintritt ist frei.
Inspiration im Klimawandelgarten
Wer praktische Ideen erleben möchte, mit denen der eigene Garten fit für die Zukunft wird, dem legt Gärtnermeister Markus Eppenich den „Klimawandelgarten“ des Landwirtschaftsministeriums in München ans Herz. Die Freifläche befindet sich direkt am Ministerium an der Ludwigstraße 2/Ecke Galeriestraße und startet im Mai 2025 wieder die neue Saison. Themenschwerpunkte sind dann unter anderem „Klima-Gemüse“ und „Klima-Stauden“, die zeigen sollen, dass mit einer gezielten Anpassung Pflanzen auch unter extremen Bedingungen unsere Lebensqualität verbessern können. Die Verantwortlichen bieten vor Ort Führungen an. Weitere Infos gibt’s auf lwg.bayern.de/klimawandelgarten.
Inspiration im Klimawandelgarten
Wer praktische Ideen erleben möchte, mit denen der eigene Garten fit für die Zukunft wird, dem legt Gärtnermeister Markus Eppenich den „Klimawandelgarten“ des Landwirtschaftsministeriums in München ans Herz. Die Freifläche befindet sich direkt am Ministerium an der Ludwigstraße 2/Ecke Galeriestraße und startet im Mai 2025 wieder die neue Saison. Themenschwerpunkte sind dann unter anderem „Klima-Gemüse“ und „Klima-Stauden“, die zeigen sollen, dass mit einer gezielten Anpassung Pflanzen auch unter extremen Bedingungen unsere Lebensqualität verbessern können. Die Verantwortlichen bieten vor Ort Führungen an. Weitere Infos gibt’s auf lwg.bayern.de/klimawandelgarten.