Häusliche Gewalt, Schulangst, Mobbing: Freisinger Gymnasien rufen nach Jugendsozialarbeit
Von Schulangst bis Mobbing: Alarmierende Trends verstärken den Ruf der Gymnasien nach Jugendsozialarbeit. Der Landkreis sucht nach einer finanzierbaren Lösung.
Freising - Gymnasien, so sagte der Leiter des Freisinger Dom-Gymnasiums, Manfred Röder, „sind keine Inseln der Seligen“. Auch hier brauche es die Zuwendung von Personen, die einen anderen Zugang zu den Schülern hätten als Lehrer. Kurz: Jugendsozialarbeit an Schulen (JaS) wäre auch an den fünf Gymnasien des Landkreises Freising sinnvoll. Wie man das hinbekommt, ohne dass zusätzliches Personal eingestellt werden muss, damit hat sich der Jugendhilfeausschuss befasst.
Was die Schulleitungen der Landkreis-Gymnasien dem Amt für Jugend und Familie ausführlich dargestellt hätten, rechtfertige solche JaS, hieß es von Seiten der Verwaltung im Ausschuss. So treten etwa vermehrt Fälle von psychischen Belastungen der Schülerinnen und Schüler auf, Mobbing und Ausgrenzung seien zu beobachten, ebenso wie physische Gewalt innerhalb der Schülerschaft sowie Auffälligkeiten durch stark belastete Familiensysteme. Nicht zuletzt führen die genannten Problemlagen zu teilweise stark ausgeprägten Schulabwesenheiten.
Lehrermangel wird Probleme verstärken
Fälle von sozialen Schwierigkeiten im Elternhaus hätten ebenso zugenommen wie Fälle von häuslicher Gewalt, Schulangst und Anpassungsschwierigkeiten aller Art, heißt es in dem alarmierenden Bericht der Verwaltung. Im Zuge des sich abzeichnenden Lehrermangels an Gymnasien sei zudem damit zu rechnen, dass in den kommenden Jahren weniger Klassen gebildet werden können, und deshalb die Klassenstärken deutlich zunehmen werden. Jugendsozialarbeit an Schulen bietet die Möglichkeit, sich der genannten Problemlagen anzunehmen und darüber hinaus über verschiedene Angebote präventiv zu wirken.
Die finanziellen Spielräume des Landkreises für die Einführung neuer freiwilliger Leistungen sind derzeit jedoch aufgrund der angespannten Haushaltslage gering. Daher sei es geboten, neben der bisher praktizierten Vorgehensweise, neue Stellen zu schaffen, Alternativen in den Blick zu nehmen, hieß es in der Sitzung. Beispiel: die Schaffung eines Angebots der Jugendsozialarbeit durch Umsetzung von vorhandenen Mitarbeitern. Denn Vorgespräche mit den Schulleitungen hätten ergeben, dass der dringlichste Bedarf möglicherweise bereits durch ein Angebot der Jugendsozialarbeit für jeweils einen Wochenarbeitstag pro Gymnasium gedeckt werden könnte.
Angestrebte Lösung könnte schnell umgesetzt werden
Diese Vorgehensweise biete den Vorteil, dass sie Kosten spart und sogar haushaltsneutral umsetzbar wäre, soweit Stellenanteile umgewidmet werden – gesetzt des Falles, dass dies nicht zum Wegfall staatlicher Zuwendungen oder Zuschüssen führt. Zudem wäre voraussichtlich eine schnellere Umsetzung möglich. Um negative Auswirkungen auf die Personalbindung zu vermeiden, empfahl die Verwaltung, Mitarbeiter nach Möglichkeit nur auf freiwilliger Basis an andere Schulen umzusetzen.
Der Ausschuss beauftragte die Verwaltung, einen auf Freiwilligkeit basierenden Vorschlag für die teilweise Umsetzung einer oder mehrerer bereits beschäftigter JaS-Fachkräfte auszuarbeiten und dem Jugendhilfeausschuss in der Sitzung am 30. Januar 2025 zur Entscheidung vorzulegen. So komme man ohne Stellenmehrung aus, die der Kreistag eh nicht billigen würde, lautete das Fazit von Landrat Helmut Petz.A
Anfang des Jahres hatte bereits die Realschule Au mit ähnlich alarmierenden Berichten Alarm geschlagen. Dort wurde daraufhin eine Stelle für Jugendsozialarbeit installiert.