Gender-Debatte - Trump macht mit Executive Order offenbar alle US-Bürger vor dem Gesetz zu Frauen
Nach seiner Amtseinführung hat US-Präsident Donald Trump eine Reihe von Dekreten unterzeichnet. Eine davon ist die „Defending Women from Gender Ideology Extremism and Restoring Biological Truth to the Federal Government“ genannte Anordnung.
Diese soll das bisherige Verständnis von Geschlecht im US-Rechtssystem einschränken und das Geschlecht eines Fötus ab dem Moment der Empfängnis bestimmen.
Trumps Dekret soll „biologische Wahrheit“ wiederherstellen
Die neue Regierung erkennt ab sofort nur noch zwei biologische Geschlechter an: männlich und weiblich. Ziel sei es, die „biologische Wahrheit“ wiederherzustellen. Laut Berichten von „Mashable“ kritisieren Experten jedoch, dass das Dekret wissenschaftliche Realitäten ignoriere.
Die Verordnung definiert Geschlecht als die „unveränderliche biologische Klassifikation“ eines Individuums. „Weiblich“ ist eine Person, die zum Zeitpunkt der Empfängnis dem Geschlecht angehört, das die große Fortpflanzungszelle hervorbringt. „Männlich“ hingegen ist eine Person, die zum Zeitpunkt der Empfängnis dem Geschlecht angehört, das die kleine Fortpflanzungszelle hervorbringt, heißt es in Trumps Executive Order.
Verordnung definiert jeden Amerikaner als weiblich
Nach jetzigem Wortlaut des Dekrets, wäre demnach allerdings jeder US-Bürger per Definition eine Frau. Der Erlass thematisiert nicht die Definition basierend auf Chromosomen, sondern erwähnt lediglich die Festlegung eines Geschlechts zum Zeitpunkt der Empfängnis.
Foeten entwickeln sich in den ersten sechs bis sieben Wochen nahezu identisch, unabhängig von ihren Chromosomen. Trägt der Embryo Y-Chromosome in seinen Zellen, entwickeln sich Hoden, ansonsten bleibt der Fötus weiblich. Erkennbar ist das Geschlecht also erst rund zwei Monate nach der Befruchtung. Wenn gemäß Trumps Definition das Geschlecht bereits bei der Empfängnis festgelegt würde, wären alle Föten zunächst weiblich.
Anordnung ignoriert Lebensrealität von intersexuellen Menschen
Diese Definition ignoriert allerdings zudem komplexe biologische Realitäten und die Existenz intersexueller Menschen, die etwa 1,7 Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung ausmachen. Intersexuelle Personen haben Chromosomen oder Geschlechtsmerkmale, die nicht eindeutig als männlich oder weiblich klassifiziert werden können.
„Die Trump-Administration spricht von 'biologischen Realitäten', zeigt jedoch kein Verständnis für die relevante Wissenschaft“, kritisiert die intersexuelle Interessenvertretung interACT das Dekret gegenüber „Mashable“. Sie betont, dass die neuen Definitionen intersexuelle Menschen in rechtliche Grauzonen drängen könnten.
Trump unterzeichnet an erstem Tag zahlreiche Dekrete
Bereits am ersten Tag seines Amtes als US-Präsident verordnete Trump, wie angekündigt, eine Vielzahl von Dekreten. Mit seinen Executive Orders revidierte Trump zahlreiche Politiken seines Vorgängers Joe Biden.
Der neue Präsident ordnete erneut einen Rückzug der USA aus dem Pariser Klimaabkommen sowie der Weltgesundheitsorganisation WHO an. Darüber hinaus begnadigte er rund 1500 Anhänger, die am 6. Januar 2021 das Kapitol in Washington gestürmt hatten.