Helfer erinnern sich: So dramatisch war die Lage beim Pfingsthochwasser vor 25 Jahren

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Land unter im Brucker Zentrum: Die Amperbrücke ragt gerade noch aus dem Fluten der Amper. An den Ufern werden Sandsäcke aufgeschichtet. © MM Archiv

Tagelanger Regen, die Böden vollgesogen, Flüsse und Bäche am Überlaufen. Die Folge: Das Pfingsthochwasser vor 25 Jahren, das bis heute in den Köpfen er Menschen ist.

Fürstenfeldbruck – Pfingsten 1999: Straßen sind unpassierbar. Teile der Brucker Altstadt stehen unter Wasser. Besonders brenzlig ist die Lage in Olching. Dort fällt das Volksfest buchstäblich ins Wasser. Schöngeising und Grafrath melden Land unter. Die Kläranlage in Geiselbullach muss abgeschaltet werden, das Abwasser läuft ungefiltert in die Amper.

Feuerwehren im Dauereinsatz

Die Nachrichten überschlagen sich an diesem denkwürdigen Wochenende. Die Helfer sind im Dauereinsatz. Alle 53 Feuerwehren im Landkreis sind im Dauereinsatz – insgesamt rund 2000 Helfer. Auch das Technische Hilfswerk (THW), das Rote Kreuz und Soldaten der Bundeswehr helfen mit, zu retten, was noch zu retten ist. Sie füllen Sandsäcke, errichten Dämme und pumpen, was die Pumpen hergeben. Doch gegen das Wasser sind sie vielerorts machtlos. Zahlreiche Häuser werden geflutet, die Einrichtung zerstört. Auch Firmen und sogar Kirchen stehen unter Wasser. Auch vor Bauernhöfen machen die Fluten nicht Halt. Bauern müssen ihr Vieh evakuieren.

Das Hochwasser lässt bei einigen Betroffenen die Sicherungen durchbrennen. In Eichenau werden Feuerwehrleute fast von wütenden Anwohnern geschlagen, weil sie nicht genügend Pumpen haben, um allen zu helfen.

Im Einsatz war damals auch Michael Ott – heute Kommandant der Brucker Feuerwehr. Er erinnert sich noch gut an die aufregenden Tage Ende Mai 1999. Der damals 22 Jahre alte Feuerwehrmann war im Zentrum der Stadt im Dauereinsatz. „An der Bullacher Straße haben wir einen massiven Sandsack-Wall errichtet.“ Denn an dieser Stelle trete die Amper im Zentrum als Erstes über die Ufer. Es waren tausende Sandsäcke, die Ott und seine Kameraden befüllten und aufschichteten. „Der Wall wurde immer höher.“

Im Einsatz an der Flut-Front: Auch die Bundeswehr hilft beim Hochwasser.
Im Einsatz an der Flut-Front: Auch die Bundeswehr hilft beim Hochwasser. © MM Archiv

Brenzlige Lage an der Amperbrücke

Brenzlig wurde die Lage zwischendurch an der Amperbrücke. Dort lagerte sich immer mehr Treibgut ab. Es drohte die gefürchtete Verklausung – also eine Aufstauung des Wassers, das sich dann unweigerlich einen anderen Weg sucht. Auch dass das Bauwerk komplett weggerissen wird, war nicht ausgeschlossen. „Deshalb haben wir die Brücke gesperrt.“

Insgesamt ist der heutige Kommandant 1999 fünf Tage lang im Einsatz. „Ich bin nur zum Schlafen für wenige Stunden nach Hause“, sagt Ott. Danach ging es wieder an die Hochwasser-Front. Wie all seine Kameraden habe er dabei sein wollen und helfen. „Und mit 22 hat man ja noch richtig viel Energie.“

Kurioses in der Katastrophe

Michael Ott kann sich aber auch noch an einige Kuriositäten erinnern. Etwa an einem Haus an der Schöngeisinger Straße. Dort drückte das steigende Grundwasser nach oben und drohte die Bodenplatte zu zerstören. Es musste Druck von oben aufgebaut werden. Also fluteten die Feuerwehrleute den Keller mit Wasser aus einem Hydranten. „Einige Passanten konnten nicht fassen, was wir da machen“, sagt Ott heute schmunzelnd.

Auch für Tiere hatten Feuerwehrleute damals ein Herz. Auf der Lände in Bruck entdeckten sie eine völlig mit Schlamm verschmierte Schnappschildkröte. Recherchen ergaben, dass das Tier wohl aus dem Ampermoos stammt. Dorthin brachten sie das Tier nach einer ausgiebigen Säuberung zurück. „Ich hoffe, dass sie dort noch heute glücklich lebt“, sagt Ott.

Zur aktuellen Lage lesen Sie: Prognose verschärft: Wetterdienst warnt jetzt vor extrem ergiebigem Dauerregen

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