Trump will Südafrikas Präsident mit Genozid-Vorwurf bloßstellen – doch „Beweisfoto“ wird zur Blamage

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Donald Trump wollte Südafrikas Präsidenten im Weißen Haus bloßstellen. Seine „Beweisfotos“ stammen allerdings gar nicht von dort.

Washington – Donald Trump und seine „Hinterhalte“ im Weißen Haus: Erst kürzlich stellte er Ukraine-Präsident Wolodymyr Selenskyj im Oval Office bloß, nun ließ er Südafrikas Staatschaf Cyril Ramaphosa auflaufen. Er sprach vom „weißen Genozid“ in Ramaphosas Land und nutzte dafür als „Beweis“ ein Foto. Doch wie so oft nahm es Trump mit dem Faktenchecken wohl nicht so genau: Das betreffende Foto stammte gar nicht aus Südafrika.

Trumps „Beweisfoto“ aus anderem Land und völlig anderem Kontext

Der Ausdruck eines mehrere Monate alten Blogbeitrags der rechtsextremen Website American Thinker, den er Ramaphosa zeigte, stammt aus der Demokratischen Republik Kongo und hat einen völlig anderen Kontext, als Trump ihn beschrieb. Der Beitrag enthält den Screenshot eines YouTube-Videos von Rotkreuz-Mitarbeitern, die auf eine Massenvergewaltigung und einen Massenmord in Goma in der Demokratischen Republik Kongo reagierten. Das berichteten die Nachrichtenagenturen Reuters und AFP. Trump hatte behauptet, es handele sich bei dem Foto um Grabstätten von tausend weißen Landwirten in Südafrika.

Rund 30 Jahre nach dem Ende der Apartheid verlangte Trump von Ramaphosa am Mittwoch Erklärungen für das angebliche Schicksal dieser weißen Farmer. Die Menschen würden in ihrer Heimat „hingerichtet“ und ihr Land werde beschlagnahmt, behauptete der US-Präsident.

Er hatte der Regierung in Pretoria bereits wiederholt einen „Genozid“ an den Nachfahren weißer Kolonialisten vorgeworfen, die ab dem 17. Jahrhundert nach Südafrika eingewandert waren – überwiegend aus den Niederlanden, aber teils auch aus Deutschland. Damit griff Trump die Verschwörungstheorie eines „weißen Genozids“ auf. Trumps Regierung hatte vergangene Woche rund 50 weiße Südafrikaner als „Geflüchtete“ aufgenommen. Trump spielte Ramaphosa die Videoaufnahmen vor, aus denen das Foto stammte. Zudem zeigte Trump eine Reihe von Artikeln, in denen es nach seinen Worten um „Tod, Tod, Tod“ geht.

So reagierte Südafrikas Staatschef Ramaphosa auf die Anschuldigungen

Konfrontiert mit diesen Anschuldigungen blieb Ramaphosa ruhig. Er fragte: „Hat man Ihnen gesagt, wo das ist, Herr Präsident? Ich würde gerne wissen, wo das ist, denn das habe ich noch nie gesehen.“ Und er entgegnete, die Äußerungen und Aufnahmen entsprächen nicht der offiziellen Regierungspolitik. „Wir haben von Nelson Mandela gelernt, dass sich Menschen immer dann, wenn es Probleme gibt, an einen Tisch setzen und darüber sprechen müssen“, sagte der südafrikanische Staatschef. In der Vergangenheit hatte sich Trump wegen seiner zahlreichen Justizprobleme selbst mit dem schwarzen Anti-Apartheid-Kämpfer und späteren südafrikanischen Präsidenten Mandela verglichen.

US-Präsident Trump konfrontiert Südafrikas Staatschef Ramaphosa im Weißen Haus mit Genozid-Vorwürfen.
US-Präsident Trump konfrontiert Südafrikas Staatschef Ramaphosa im Weißen Haus mit Genozid-Vorwürfen. © picture alliance/dpa/AP | Evan Vucci

Auch mit Selenskyj kam es im Februar zum Eklat, weil Trump und Vizepräsident JD Vance diesem mangelnden Respekt und Dankbarkeit vorwarfen. Die Begegnung gipfelte im Rauswurf des ukrainischen Präsidenten aus dem Weißen Haus. Vielleicht hatte Ramaphosa bereits eine Attacke erwartet, denn er wirkte vorbereitet. Er dankte Trump für die Lieferung von Beatmungsgeräten an Südafrika während der Corona-Pandemie, schenkte ihm ein 14 Kilogramm schweres Buch mit Bildern südafrikanischer Golfplätze und hatte die Profi-Golfspieler Ernie Els und Retief Goosen mit ins Weiße Haus gebracht. Ramaphosa zeigte sich vor seiner Abreise aus den USA trotz der Konfrontation zufrieden: Das Treffen mit Trump sei „sehr gut“ gelaufen“, sagte er.

Trump hat es schon länger auf Südafrika abgesehen

Der südafrikanische Präsident rief Trump zu einem „Neubeginn“ in den Beziehungen beider Länder auf. Seine Regierung fürchtet, dass die hohe Arbeitslosigkeit in Südafrika durch Trumps Zollpolitik weiter steigt. Ramaphosa ist der erste afrikanische Politiker, den der US-Präsident in seiner zweiten Amtszeit einlud. Trump begründet seine Vorwürfe gegen Ramaphosa mit einem Gesetz, das es der Regierung in Pretoria in bestimmten Fällen ermöglicht, weiße Farmer ohne Entschädigung zu enteignen. In dem Konflikt hatte die Trump-Regierung im Februar die Hilfen für Südafrika eingefroren. Im März wiesen die USA zudem den südafrikanischen Botschafter aus.

Von einer Unterdrückung der Weißen in Südafrika kann man nicht sprechen. Die weißen Nachfahren meist niederländischer Siedler in Südafrika gelten auch gut drei Jahrzehnte nach Ende der Apartheid als privilegiert. Die weiße Minderheit umfasst nur rund sieben Prozent der Bevölkerung, besitzt aber immer noch einen Großteil des Landes. (cgsc mit afp)

Auch interessant

Kommentare