Europas größter Hafen bereitet sich bereits auf Krieg mit Russland vor
Der Hafen von Rotterdam, Europas größter Umschlagplatz für Güter, bereitet sich laut einem Bericht der „Financial Times“ gezielt auf eine mögliche militärische Auseinandersetzung mit Russland vor.
Gemeinsam mit dem belgischen Hafen Antwerpen plant die Hafenbehörde, Raum für Nato-Versorgungsschiffe bereitzustellen, militärische Übungen durchzuführen und notfalls zivile Frachtrouten umzuleiten.
Wegen Russland: Hafen von Rotterdam trifft Kriegsvorkehrungen
Gegenüber der „Financial Times“ erklärte Boudewijn Siemons, Chef der Rotterdamer Hafenbehörde: „Nicht jedes Terminal eignet sich für militärisches Gut.“ Im Ernstfall werde man eng mit anderen Häfen zusammenarbeiten. „Wenn große Mengen militärischer Ausrüstung verschifft werden müssen, ziehen wir in Betracht, dass Antwerpen oder andere Häfen Kapazitäten übernehmen – und umgekehrt.“
Die Maßnahmen in Rotterdam sind Teil einer wachsenden sicherheitspolitischen Neuausrichtung in Europa. Hintergrund sind unter anderem die fortwährende russische Invasion in der Ukraine, die Sorge vor einem Angriff Russlands auf Nato-Gebiet bis spätestens 2030 sowie Forderungen des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump nach größerer europäischer Selbstständigkeit in der Verteidigung.
Wichtige Fakten zum Hafen Rotterdam:
- Europas größter Seehafen
- Er erstreckt sich über 40 Kilometer Länge entlang der Maas
- 436 Millionen Tonnen Fracht pro Jahr
- 28.000 Seeschiffe und 91.000 Binnenschiffe jährlich
- Rund 8 Prozent des Handelsvolumens gingen durch Russland-Sanktionen verloren

Platz für Nato-Schiffe und amphibische Militärübungen
Im Mai 2024 hatte das niederländische Verteidigungsministerium angekündigt, dass Rotterdam im Rahmen von Nato-Planungen regelmäßig Platz für mehrere Schiffe mit militärischem Material bereitstellen müsse.
Der Rotterdamer Hafen-Chef sagte gegenüber der „Financial Times“, dass „ein oder mehrere Schiffe vier- bis fünfmal pro Jahr wochenlang im Hafen liegen werden“, wobei der genaue Standort variieren könne. Die Verladung von Munition zwischen Schiffen sei derzeit nur an einem Containerterminal sicher möglich.
Auch amphibische Militärübungen sollen künftig mehrmals jährlich in oder rund um den Hafen stattfinden. Bereits während des Golfkriegs 2003 hatte Rotterdam Waffentransporte abgewickelt. Zusammen mit Antwerpen, dem zweitgrößten EU-Hafen (240 Mio. Tonnen Fracht jährlich), arbeite Rotterdam inzwischen eng zusammen, auch bei Fragen strategischer Autarkie.
Rutte warnt vor Drittem Weltkrieg – Medwedew spottete
Diese Entwicklungen stehen im Zusammenhang mit einer wachsenden Bedrohungswahrnehmung auf höchster politischer Ebene: Nato-Generalsekretär Mark Rutte warnte erst vergangene Woche vor einem möglichen Dritten Weltkrieg. In einem Interview mit der „New York Times“ zeichnete er das Szenario einer koordinierten Doppelinvasion durch Russland und China – ein Angriff auf Nato-Gebiet parallel zur Invasion Taiwans.
„Seien wir nicht naiv: Wenn Xi Jinping Taiwan angreifen würde, würde er zunächst Putin anrufen und sagen: ‚Hey, ich werde das tun, und du musst sie in Europa beschäftigen‘“, so Rutte in der „New York Times“.
Aus Moskau folgte Häme: Putin-Vertrauter Dmitri Medwedew spottete, Rutte habe „zu viele Zauberpilze gegessen“ – und empfahl ihm, Russisch zu lernen.